Duisburg-Fahrn. .

Wenn es darum geht, Schuldige des Dritten Reiches zu verurteilen oder Straßen nach Widerstandskämpfern zu benennen, tun sich Deutschlands Behörden schwer: Es hat schon Tradition, dass die Mühlen der Bürokratie genau dann besonders langsam mahlen.

So auch im Falle des bekanntesten Duisburger Widerstandskämpfers Harro Schulze-Boysen (1909-1942). Genau 59 Jahre nach dem Kriegsende wurde in seiner Heimatstadt eine Straße benannt, und dann auch noch an der äußersten Peripherie Duisburg, in Fahrn, nicht in der Innenstadt , wo Schulze-Boysen in den 20er und 30er Jahren lebte.

Gedenken an couragierte Duisburger

Gestern, auf den Tag genau 70 Jahre nach dem Überfall von rund drei Millionen deutschen Soldaten in 175 Divisionen sowie rund 3500 Panzern und 600 000 Motorfahrzeugen auf die damalige Sowjetunion am 22. Juni 1941 versammelten sich an der Schulze-Boysen-Straße/ Ecke Eickelkamp in Fahrn 30 Antifaschisten, um dem couragierten Duisburger zu gedenken.

Der aus einem nationalkonservativen Elternhaus stammende Schulze Boysen, wandte sich ab den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts immer mehr vom Nationalismus ab und der Sozialdemokratie und dem Kommunismus zu. Rein innerlich - äußerlich blieb er bis zu seiner Verhaftung im August 1942 ganz der Alte.

Ob von 1922 bis 1928 als Schüler des Steinbart-Gymnasiums in Stadtmitte, wo er auch sein Abitur machte. Ob als Student der Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Berlin , oder später als Offizier der deutschen Wehrmacht. Ob als Schüler der Flugausbildung 1933 in Warnemünde oder bei seiner Arbeit in der Nachrichtenabteilung des Reichsluftfahrtministeriums in Berlin ab 1924. Rein äußerlich passte sich der junge Mann mit Duisburger Wurzeln an die Hitler-Diktatur an, innerlich blieb er standhaft und aufrecht bei seiner ablehnenden Haltung des Faschismus; bis zum Schluss.

Teil eines Widerstandsnetzes in Berlin

Ab 1935 sammelte Schulze-Boysen in Berlin einen Kreis linksgerichteter Antifaschisten um sich. Der Kreis verbreitete - ähnlich wie später die Widerstandsgruppe Weiße Rose - Flugblätter, sie sich gegen Hitler und die Nazis richteten. Während Schulze-Boysen parallel zu seiner Arbeit in Göhrings Ministerium ein zweites Studium an der Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Berliner Universität absolvierte, befasste sich der Student zunehmend mit Der Sowjetunion. In Stalins kommunistischem Reich sah er den einzigen ernst zunehmenden Gegner Hitler-Deutschlands. Ab 1940 wurde Schulze-Boysen Teil eines Gesprächskreises in Berlin, der sich zum Widerstandsnetz entwickelte: Die SS und Gestapo nannten ihre Gegner später „Rote Kapelle“. Das hatte seinen Grund: Denn die rund 140 Mitglieder der Roten Kapelle hatten 1940 /41 geheimen Kontakt mit Angehörigen der sowjetischen Botschaft. Sie versuchten, Moskau über die Botschaft vor dem nahenden Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion, dem „Unternehmen Barbarossa“, zu warnen. Auch Schulze Boysen gab militärisch Information an die UdSSR weiter. Doch es war zu spät: Hitlers Überraschungsangriff begann vor genau 70 Jahren. Am 31. August 1942 wurde Schulze-Boysen im Ministerium verhaftet und am 22. Dezember in Berlin-Plötzensee gehängt - an einem Fleischerhaken, ganz nach Art der Nazis. Da war er erst 33.