Meidericher erinnern sich an die Zeit, als die Nazis Jagd auf die jüdischen Mitbürger machten. Gestern wurden im Beisein von Gunter Demnig Stolpersteine zur Erinnerung an die Opfer des Terrors verlegt
Als der Kölner Künstler Gunter Demnig 1993 auf die Idee mit den Stolpersteinen kam, hatte er sich nicht träumen lassen, dass das einmal einen solchen Erfolg haben würde: Inzwischen sind mehr als 11 000 dieser 10 mal 10 cm großen Messingplatten nicht nur in Deutschland, sondern jetzt auch in Österreich und Ungarn in die Gehwege eingelassen worden und ein Ende ist nicht abzusehen. Gestern sind weitere Stolpersteine in Meiderich dazu gekommen.
"Wohnt ihr immer noch in dem Judenhaus?" fragte Rektor Heck die Schüler Willi und Hugo Bruß, wie sich Hugo heute noch entsetzt daran erinnert. Und auch Vater Bruß, der bei der Stadtverwaltung Duisburg arbeitete, wurde aufgefordert, das Haus an der Augustastraße zu verlassen. Das Haus hatte damals der jüdischen Familie Stern gehört. Später wurden Max, Hedwig Kurt und Inge Stern sowie Mathilde Kaufmann und Hugo Cohen von den Nazis verschleppt und in Konzentrationslagern umgebracht. An die eine oder andere schreckliche Einzelheit erinnern sich die Kinder von damals, heute Männer jenseits der 70, unter Tränen. So musste Hedwig Stern immer Spott der Kinder hinnehmen: "Hedwich, Hedwich, deine Nähmaschine näht nich." Mit der Nähmaschine musste sie an die Kleidung die gelben Judensterne annähen.
Kurt Walter, der in Duisburg die Stolpersteinaktion koordiniert, erzählte bei der Verlegung der Steine gestern: "Nur eine Stunde hatten die Juden, die hier im Judenhaus eingesperrt waren, pro Tag Zeit, bei Appenzeller einzukaufen.
Über viele der Menschen, die damals von den Nazis umgebracht worden sind, weiß man bis heute herzlich wenig. Fest steht indes, dass vielen von ihnen auch noch nach dem Ende der Naziherrschaft Unrecht getan worden ist. So kämpfte der Hafenarbeiter Emil Teetz um Entschädigung und Anerkennung. Teet hatte gleich nach dem Beginn der Nazi-Herrschaft seinen Sohn verloren (er wurde 1933 erschossen), der engagierte Gewerkschafter und Vater kam selbst kam hinter Gitter und ins Konzentrationslager und half nach dem Krieg beim Aufbau der Gewerkschaften, wie Gewerkschaftssekretär Gustav-Sander bestätigte.
Oder Albert Rutert, der Widerstandskämpfer, der zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden war und in dieser Zeit Bombenblindgänger freilegen musste und dabei zerfetzt wurde.