Duisburg. Die Ruhrorter Familie Luwen zahlte vor drei Jahren 40.000 Euro an die Duisburg-Ruhrorter Häfen AG. Damit Grundstück und Firmengebäude des geschlossenen Familienbetriebs am Eisenbahnhafen abgerissen werden. Passiert ist bislang nichts.

Andreas Luwen schaut sich das Haus am Eisenbahnhafen in Ruhrort an. Hier an der Ecke, wirtschaftete einst die Gebrüder Luwen Schifffahrt- und Handelsgesellschaft OHG“.

Seit 1936 waren die Luwens dort Pächter des Grundstücks am Eisenbahnhafen und Eigentümer des alten Wohn- und Bürogebäudes. Zusätzlich zum Pachtgelände ihres bereits seit 1892 bestehenden Werftbetriebes mit der Kesselschmiede, dem Elektroschweißwerk und der Maschinenfabrik am Nordufer des Eisenbahnhafens.

Luwens Vorfahren – namentlich unter anderem Kesselschmiedemeister Hermann Luwen, der bereits am Ende des 19. Jahrhunderts „globalisiert“ in Tschechien und Belgien fertigte – waren Ruhrorter Industrie-, Schifffahrts- und Handelspioniere. Von daher hat Andreas Luwens Name im Stadtteil an Rhein und Ruhr einen guten Klang. Auch, wenn er selbst nicht mehr unternehmerisch tätig ist.

Wer ist verantwortlich?

Viele Ruhrorter, die seinen Großvater und Vater noch kannten, sagt Luwen, glauben nun, dass die Familie Luwen für den ,„erbärmlichen und unerträglichen“ Zustand der Liegenschaften am Eisenbahnhafen verantwortlich ist:
„Stimmt aber nicht. Schon seit 2008 nicht mehr.“

Damals, sagt Luwen, habe seine Familie das Grundstück und das Eck-Gebäude an die Duisburg-Ruhrorter Häfen AG zurückgegeben. Plus einer Zahlung von 40 000 Euro, mit der unter anderem die Abriss- und somit auch Reinigungskosten für Haus und Gelände abgegolten wurden: „Ja, das ist schon eine Stange Geld“, sagt Luwen lachend, als er den ungläubigen Gesichtsausdruck des Redakteurs sieht, „aber der Pachtvertrag war nicht in allen Details zu unseren Gunsten ...“

Damals sei er allerdings heilfroh gewesen, sagt Luwen, dass die Angelegenheit abgeschlossen schien: „Dann haben wir gewartet und gewartet, dass der Abriss und die Räumarbeiten starten.“

"Getan wurde bis heute nichts"

Getan habe sich bis heute nichts. Nach der vollmundigen Ankündigung der Stadt, auf dem Gelände das wegweisende „Waterfront“-Projekt zu realisieren, sah Luwen die Geschichte als erledigt an: „Es ist unangenehm, wenn die Leute, die einen von Kindesbein an kennen, auf sie zukommen und sagen: Was macht ihr da für eine Sauerei am Eisenbahnhafen?“ Es ärgere ihn, dass er sich erklären müsse: „Da zahlt man eine Stange Geld und muss sich sich für so eine Sauerei rechtfertigen!“ sagt Luwen und zeigt auf Unrat, Fäkalien und Schrott, die sich mittlerweile um den ehemaligen Firmensitz seiner Familie sammeln, während 20Meter weiter zwei Dutzend jugendlicher Roma lautstark auf rumänisch ein Streitgespräch führen.

Um das Geld, sagt Luwen, den die Ortsbegehung sichtlich mitnimmt, gehe es ihm nicht in erster Linie. Hier würde Heimat sehenden Auges verfallen: „Ich bin in Ruhrort zu Hause. Aber wenn ich so etwas sehe, denke ich oft darüber nach, diese Stadt zu verlassen ...“

Auf Nachfrage sagte eine Sprecherin der KPE Wohnbau GmbH in Gelnhausen, die federführend das Projekt „Waterfront“ verantwortet, dass an dem Mammutprojekt trotz zeitlicher Verzögerungen gearbeitet werde. Das Projekt brauche lediglich mehr Zeit, als ursprünglich geplant.