Duisburg-Marxloh. . Architekten und Stadtplaner aus Holland und Deutschland begaben sich auf Spurensuche in Marxloh und Bruckhausen. Arbeitstitel: „Urban Dingsbums“. Dabei ging es auch um das Grüngürtel-Projekt, das beide Stadtteile betrifft.
Schrumpfende Bevölkerung, großflächige Industriebebauung und räumlich getrennte Ortsteile stellen viele Ruhrgebietsstädte vor große Herausforderungen. Wie solche Probleme gelöst werden können, ist eine Frage, die Stadt- und Landschaftsplaner zu beantworten versuchen. Dass dabei gerade der Duisburger Norden ein spannendes Experimentierfeld bietet, zeigte die Veranstaltung „Urban Dingsbums“ in Marxloh.
Eingeladen hatten das niederländische Institut für das kulturelle Erbe aus Amsterdam und die Gesellschaft für explorative Landeskunde (Legenda) aus Duisburg. Gefolgt sind der Einladung namhafte Planer, Architekten und Forscher aus den Niederlanden und Deutschland.
Neben Vorträgen und Diskussionen begaben sich die Experten persönlich auf Spursuchen in Marxloh und Bruckhausen. Beides sind Stadtteile mit Erneuerungsbedarf, hohen Migrantenanteil und Wohnungsleerstand. Der Künstler Boris Sieverts, Sohn des prominenten Stadtplaners Tom Sieverts, führte die Gruppe zusammen mit Mustafa Tazeoglu von Legenda zu den Orten, an denen sie diese Phänomene hautnah erleben konnten.
"Die trostloseste Stadt des Ruhrgebiets"
Das verbindende Thema zwischen den beiden Stadtteilen war das Grüngürtel-Projekt. In Marxloh sind es die Häuser gewesen, die vom Abriss verschont bleiben, weil sich die Bürger gewehrt haben, und in Bruckhausen sind es jene Straßenzüge, die bald den Baggern zum Opfer fallen, die Eindruck bei den Experten machten.
Sieverts persönlich glaubt nicht daran, dass der schonungslose Rückbau Erfolg versprechend ist. Als „Salamitaktik“ bezeichnet er das Vorgehen, mit dem Orte wie Bruckhausen ausgeblutet werden. „Der Stadtteil wird noch trostloser werden, weil seine Geschichte verschwindet“, erklärt der Fachmann. Das konnte er schon in Oberhausen beobachten. „Und nicht umsonst“, sagt Boris Sieverts, „gilt Oberhausen heute als die trostlose Stadt des Ruhrgebiets.“
Wer Städte erneuern will, der muss auch ihre Geschichte berücksichtigen, um sie zu lebenswerten Orten für die Menschen zu machen. Das gilt auch für den Grüngürtel. „Der Grundgedanke des Grüngürtels kommt bei den Menschen an“, weiß Mustafa Tazeoglu, der in Bruckhausen und Marxloh aufgewachsen ist. Aber wie das Projekt umgesetzt wird, sieht er durchaus kritisch.