So ein bisschen enttäuscht war man beim näheren Hinschauen schon. Denn statt des vermuteten Jahrs 1136 sind die jetzt gefundenen Mauerreste an der Abtei „nur” aus dem 16. Jahrhundert. Dennoch werden die alten Steine auch künftig im Kloster eine Rolle spielen. Sie werden teilweise, so plant Abt Albert, bei der Grundsteinlegung zur Klostererweiterung Bestandteil des neuen Klostergebäudes verwendet werden. Andere dürften im Museum landen, bevor hier die Tiefgarage der Klostererweiterung gebaut wird.
Dass da was im Lehm war, hatten die Chorherren – so hei´ßen die Mönche der Prämonstratenser – der Abtei Hamborn schon immer geahnt. Deshalb hatten sie im Vorfeld die Archäologen informiert, selbst auf die Gefahr hin, dass die Baustelle erst einmal liegen bleibt. Und genau das trat dann ein. Nachdem sich die Bagger durch die Bodenplatte der Garagen gefressen hatten, hatte Philip Bockelbrink das Sagen. Der Archäologe im Auftrag der Stadt fand nicht nur die Mauer eines Kindergartens auf dem Gelände sondern auch die Reste des Klosters aus dem 16. Jahrhundert samt Graben. Ursprünglich hatte man sogar vermutet, die Mauer sei aus dem Jahr 1140, der Gründerzeit des Klosters.
Die paar Jahrhunderte später taten der Freude trotz der bitteren Kälte keinen Abbruch. Immerhin weiß man nun, wo der Graben des Klosters früher genau verlief. Der jedenfalls, gefüllt mit Wasser, sorgte dafür, dass ungebetene Gäste draußen blieben. Die Mauer, die den Wassergraben ergänzte, dürfte etwa drei bis vier Meter hoch gewesen sein, vermutet der Archäologe anhand ähnlicher Klosterbauten in Belgien, die noch erhalten sind.
Frater Michael jedenfalls ist froh, wieder ein Stück mehr als der Frühzeit des Klosters gesichert zu haben. Zu der Zeit, als die Mauer gebaut worden war, hatten die Franzosen Hamborn besetzt. Und damals war das Kloster auch abgebrand. Dass das Schwein, dessen kräftiger Unterkiefer bei den Ausgrabungen ebenfalls ans Tageslicht kam, dem Brand zum Opfer fiel, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Der ist eher ein Zeichen dafür, dass man schon in alten Klosterzeiten gutes, deftiges Essen zu schätzen wusste.