Duisburg. Die Ruine des St.-Barbara-Hospitals in Duisburg gilt als lebensgefährlich. Trotzdem wimmelt es vor Eindringlingen. Stadt ergreift „Notmaßnahme“.

Die Stadt Duisburg greift jetzt beim ehemaligen St.-Barbara-Hospital hart durch. Sie erhöht die Sicherheit rund um das Gelände, das in Neumühl längst zu einem vielbesuchten Lost Place geworden ist. Die Verwaltung ergreife „Notmaßnahmen“, so Oberbürgermeister Sören Link, „weil der Investor nicht handelt“ oder „nicht handeln kann“. Ab sofort patrouilliert ein privater Sicherheitsdienst und soll verhindern, dass die gefährliche Ruine unerlaubt betreten wird.

Außerdem nutzt der Sicherheitsdezernent Michael Rüscher „das schärfste Schwert im Ordnungsrecht“ und setzt mithilfe einer Allgemeinverfügung ein Zwangsgeld für alle Eindringlinge fest, das für die Betroffenen „schon schmerzhaft“ sei. Wer die Bauzäune überwindet und sich auf das Grundstück begibt, muss künftig 1000 Euro bezahlen.

Sicherheit am Lost Place in Neumühl: Stadt Duisburg greift erstmals zu drastischer Maßnahme

Diese drastische Maßnahme setzt die Verwaltung erstmals für baufällige Gebäude und Grundstücke in Privatbesitz ein. Es soll aber nicht das einzige Mal bleiben. Die Stadt verspricht sich davon, dass es weniger Eindringlinge aufs Gelände und in die alte Klinik schaffen und dass sich dadurch auch seltener Polizistinnen und Polizisten dort in Gefahr bringen müssen.

Wer unerlaubt im früheren St.-Barbara-Hospital eindringt muss ab sofort ein hohes Zwangsgeld bezahlen – das freut Verwaltung, Politik und Polizei.
Wer unerlaubt im früheren St.-Barbara-Hospital eindringt muss ab sofort ein hohes Zwangsgeld bezahlen – das freut Verwaltung, Politik und Polizei. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

„Die Gefahren sind unkalkulierbar“, sagt Uwe Baltes, der Wachleiter der Hamborner Wache. Die Ruine ziehe weiterhin Obdachlose an, die ein überdachten Schlafplatz suchen, außerdem Kinder und Jugendliche auf Abenteuerjagd. Ebenso kommen auch Metalldiebe, die Kupfer oder Draht stehlen wollen. Beliebt sei St. Barbara auch weiterhin bei jungen Leuten aus der Lost-Place-Szene. Doch die Immobilie sei weder „Spielplatz“ noch „Erlebnispark“, sondern „lebensgefährlich“. Auch für die Polizisten, die bei Einsätzen oft das Grundstück betreten müssen.

„Das Gelände ist ein Riesenproblem“: Schon ganze 151 Polizei-Einsätze allein in 2023

Dass es einen regelrechten Ansturm auf das alte Krankenhaus gibt, belegen die Einsatzzahlen: Bis Freitagmittag sind die Beamten allein in diesem Jahr ganze 151 Mal dorthin ausgerückt. Oft wegen Ruhestörung, wenn sich Anwohner beschweren, weil Eindringlinge im St. Barbara Krawall machen. Die Nachbarn wählen aber auch häufig den Notruf, wenn Personen unbefugt im Gebäude oder sogar auf dem Dach sind.

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„Das Gelände ist ein Riesenproblem“, ordnet Uwe Baltes ein, der selbst schon Einsätze im Inneren hatte. Nach einem Notruf fahren stets mehrere Streifenwagen dorthin, und der jeweilige Einsatzleiter entscheidet über das Betreten. „Ich erhoffe mir, dass jetzt die Polizei entlastet wird.“ Denn Beamte, die zu dem berüchtigten Lost Place müssen, fehlen natürlich im restlichen Stadtbezirk.

Zur Entlastung beitragen soll zusätzlich eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Sicherheitsdienst und dem Bauordnungsamt. Dadurch sollen Schäden am Bauzaun rund ums Klinik-Areal schnellstmöglich repariert werden.

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Derweil berichten Anwohnerinnen am Freitag, dass es inzwischen schon etwas ruhiger geworden sei seit dem großen Andrang nach dem Leichenfund im August. Dennoch sei St. Barbara weiterhin jedes Wochenende gut besucht, mit bis zu zwei Dutzend Eindringlingen. So soll es vor zwei Wochen wieder richtig viel Lärm gegeben haben.

Seit dieser Woche hängen nun schon die neuen Verbotsschilder, und die Security patrouilliert seit Donnerstag. In der Nachbarschaft besteht nun die Hoffnung, dass die neuen Maßnahmen wirken. Dennoch werden, davon sind die Anwohner überzeugt, auch in Zukunft Menschen unerlaubt die Ruine betreten – aber hoffentlich unversehrt wieder verlassen.

Trotz aller Lebensgefahr, die in St. Barbara besteht, und trotz aller Lärmbelästigung, die die Nachbarschaft aushalten muss, wolle die Stadt das Grundstück „nicht maximal abriegeln, sondern entwickeln“, betont Oberbürgermeister Sören Link.

Gerüchte im Stadtteil: Insolventer Eigentümer Harfid soll die Bauruine verkauft haben

Er hält offenkundig wenig von dem Auftrag der Bezirksvertretung Hamborn an seine Fachverwaltung, zu prüfen, wie das Areal enteignet und dann abgerissen werden könne. Zwar sieht er die Entwicklung in dem Neumühler Quartier als „hochärgerlich“, doch die Stadt könne nicht „mal eben so das Gelände kaufen“, geschweige denn enteignen. „Der Investor hat Baurecht, und es ist nicht unsere Aufgabe, ihm das Grundstück wegzunehmen und es selbst zu entwickeln“, so Link weiter.

Derzeit gibt es außerdem Gerüchte im Stadtteil, dass das insolvente Bauunternehmen Harfid aus Essen nicht mehr der Eigentümer und Investor des Barbara-Areals ist. Einen Eigentümerwechsel haben offizielle Stellen bislang noch nicht bestätigt.