Duisburg-Neumühl. Nach dem Leichenfund auf dem Gelände des alten Barbara-Hospitals ist die Sicherheit erhöht. Die Stadt Duisburg soll nun enteignen und abreißen.

Nach dem Leichenfund auf dem Gelände des verfallenden St.-Barbara-Hospitals in Neumühl sollen nun harte Konsequenzen folgen. Das fordert einstimmig die Bezirksvertretung Hamborn, die die aktuelle Situation nicht länger hinnehmen will. „Unverzüglich“ sollen Schritte unternommen werden, um „unbefugten Zugang, Verwahrlosung“ und wilde Müllkippen zu verhindern. Das Gremium hat die Stadt Duisburg jetzt sogar beauftragt, den Abriss sämtlicher Gebäude zu prüfen.

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Diese Forderung ist nur ein Bestandteil eines längeren und jüngst beschlossenen Maßnahmenkatalogs, der nach mehreren Bränden und zuletzt nach dem Leichenfund die Sicherheit auf dem Gelände erhöhen soll. Die Bezirksvertretung, angeregt durch einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen SPD und Linke/SGU, möchte den aktuellen Eigentümer enteignen und dann die Abrissbirne für alle Gebäude kommen lassen.

Um dies zu erreichen, will das Gremium das komplette Areal zunächst zur Problemimmobilie erklären lassen. Nun sollen die Fachleute im Rathaus überprüfen, welche Schritte bis zum Abriss notwendig sind und ob alle gesetzlichen Voraussetzungen dafür erfüllt sind.

Nach Leichenfund: Eigentümer oder Stadt Duisburg sollen Sicherheit am alten Barbara-Hospital erhöhen

Zusätzlich müsse das Grundstück sofort besser gesichert werden. Jugendliche waren am 14. August problemlos auf das Gelände gelangt und hatten die verwesende Leiche eines Mannes entdeckt, der dort bereits seit mehreren Tagen lag. Die Polizei hat ihn inzwischen als einen 48-jährigen Duisburger identifiziert. Er war polizeibekannt und soll gestürzt und beim Aufprall gestorben sein. „Da muss sich dringend etwas tun“, fordert Michael Boland (SGU) und verweist auf das Handyvideo, das die Schüler von dem Toten gemacht haben. Es kursiert im Duisburger Norden.

Dieser schlimme Vorfall schreckt andere Kinder und Jugendliche aber nicht davon ab, das Hospital weiterhin aufzusuchen, wie Silke Wormuth berichtet. Die CDU-Fraktionsvorsitzende wohnt ganz in der Nähe. Sie habe schon oft die Polizei gerufen, weil dort Kinder spielten oder Mutproben abhielten. Erst kürzlich seien Kinder dort aufs Dach geklettert und hätten davon Videos aufgenommen. Dass dort fast tagtäglich Eindringlinge seien, bestätigt auch Michael Boland. Er sehe dort abends deren Lichter.

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Bauzaun stellt kein Hindernis dar

Der Eigentümer ist rechtlich für die Sicherung zuständig, doch die sehen die Bezirksvertreter nicht erfüllt. Denn der aufgestellte Bauzaun habe seit Februar so viele Löcher, dass er kein Hindernis mehr darstellt. Nicht zuletzt die wilden Müllkippen seien ein Beleg dafür.

Sofern der Eigentümer, das insolvente Bauunternehmen Harfid aus Essen, die Lücken im Bauzaun nicht schließt, solle die Stadt sich darum kümmern und zusätzlich Türen und Fenster zumauern. Dazu hat die Stadtverwaltung das Recht, wenn der Privateigentümer nicht tätig wird. Durch ähnliche Maßnahmen wurde auch die verfallende Rhein-Ruhr-Halle vor Eindringlingen geschützt.

Die Stadt Duisburg hat die Sicherheit am ehemaligen Krankenhaus erhöht. Sie hat unter anderem den teils löchrigen Bauzaun des Investors durch einen zusätzlichen Zaun ergänzt.
Die Stadt Duisburg hat die Sicherheit am ehemaligen Krankenhaus erhöht. Sie hat unter anderem den teils löchrigen Bauzaun des Investors durch einen zusätzlichen Zaun ergänzt. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Weitere Punkte im nun beschlossenen Forderungskatalog sind: Die Stadt möge eine Videoüberwachung installieren und einen Sicherheitsdienst einschalten. Die Wirtschaftsbetriebe sollen außerdem die wuchernden Pflanzen stark zurückschneiden, so dass das Areal von außen eingesehen werden kann. Auch fehle ein Bauschild, das vor den Gefahren im und rund ums Hospital warnt. Die Kosten für all diese Sicherungsmaßnahmen müsste Harfid tragen und sollten, so der Beschluss, ins Grundbuch eingetragen werden. Außerdem sind die Behörden jetzt aufgefordert, stärker und regelmäßiger am ehemaligen St.-Barbara-Hospital zu kontrollieren.

Stadt Duisburg hat zusätzlichen Zaun aufgestellt und setzt Sicherheitspersonal ein

Tatsächlich ist die Stadtverwaltung schon weiter, als der einstimmige Beschluss in der Bezirksvertretung. So informiert Bezirksmanager Andreas Geisler darüber, dass Harfid am 17. August eine Frist hat verstreichen lassen, mit der die Behörden stärkere Sicherheitsmaßnahmen vorgeschrieben haben. Diese Frist war bereits vor dem Leichenfund gesetzt.

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Jetzt sei die Stadt selbst tätig geworden, die Rechnung geht an den Eigentümer. Ersatzvornahme heißt das im Amtsdeutsch. Seit dem 24. August gibt es demnach einen neuen Zaun, der um den bestehenden und löchrigen Bauzaun aufgestellt ist. Sicherheitspersonal sei ebenfalls beauftragt.

Diese Nachricht freut die Bezirksvertretung, doch es wird auch deutlich, dass dieses Stadtteilparlament mehr will als solche Zwischenlösungen. Nach jahrelangen Verzögerungen, einem Investorenwechsel und dann dem Stillstand durch die Harfid-Insolvenz scheint die Geduld aufgebraucht. „Im Barbara-Quartier sind wir mit viel Hoffnung in die Investoren gestartet. Jetzt haben wir einen Lost Place im Herzen von Neumühl“, fasst der SPD-Fraktionsvorsitzende Christopher Hagenacker die vergangenen Jahre zusammen.

Anwohner beschweren sich über regelmäßige Eindringlinge auf dem Gelände und in den Gebäuden. Graffiti bezeugen den unerlaubten Zutritt.
Anwohner beschweren sich über regelmäßige Eindringlinge auf dem Gelände und in den Gebäuden. Graffiti bezeugen den unerlaubten Zutritt. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Bezirksvertretung Hamborn hat Vertrauen in Investor Harfid verloren: „Das Chaos muss aufhören“

Das Krankenhaus sei keine normale Ruine, es sei gerade an Wochenenden „ein Hotspot für Menschen, die dort eindringen“. Von den regelmäßigen Einsätzen der Feuerwehr und der Polizei seien die Anwohner längst genervt. „Unser Vertrauen, dass Harfid das Gelände bespielt, ist nicht mehr vorhanden.“

Im geplanten Neumühl-Quartier mit rund 450 Wohneinheiten sollte das historische Krankenhausgebäude den Mittelpunkt bilden. Zudem wurde im Stadtteil bereits darüber gesprochen, welche Mieter und Angebote St. Barbara künftig beherbergen soll. Davon hing ab, wie das von einem schweren Feuer beschädigte Gebäude saniert und umgebaut werden sollte.

Jetzt geht die Bezirksvertretung auf Konfrontationskurs mit Harfid. „Wir müssen das Gelände in städtische Hand geben“, so Hagenacker, denn „den Schandfleck mitten im Wohngebiet“ werde man nicht hinnehmen. „Das Krankenhaus darf nicht länger vor sich hingammeln, das Chaos muss aufhören.“