Duisburg. Pflegekräfte werden in Deutschland händeringend gesucht. Eine Duisburger Firma bildet bald Pflegeschüler aus Afrika und Mittelamerika aus.
Pflegekräfte werden in Deutschland seit Jahren händeringend gesucht. Das Allgemeine Aus- und Weiterbildungsinstitut Deutschland (AAWID) mit Sitz im ehemaligen Kaufhaus-Gebäude an der Duisburger Straße in Hamborn setzt auf diesen Zukunftsmarkt und hat jetzt eine Ausbildungskooperation mit Burkina Faso (Westafrika) und Honduras (Mittelamerika) geschlossen.
Das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) verzeichnet zwar ein steigendes Interesse an Pflegeberufen, doch es gibt viel zu wenig Lehrkräfte an Pflegeschulen. So mussten schon geplante Ausbildungskurse ausfallen oder sogar Einrichtungen in NRW schließen.
Duisburger Bildungsträger will mit ausländischen Pflegeschülern den Fachkräftemangel mildern
Der Bildungsträger AAWID hingegen verfügt aktuell über eine ausreichende Anzahl qualifizierter Lehrkräfte. Deshalb habe sich der Bundesverband Mediziner Hilfsberufe e.V. an das Unternehmen gewandt, um sie für die Ausbildung ausländischer Pflegeschüler zu gewinnen. Diese sollen nach erfolgreichem Abschluss in Deutschland arbeiten und dazu beitragen, den Pflegenotstand zu lindern.
Das Unternehmen ist seit vier Jahren Ankermieter in dem historischen Hamborner Gebäude. Die Räume in der vierten und fünften Etage wurden auf Vordermann gebracht und werden seitdem als Schulungszentrum für angehende Fachkräfte im Pflege- und Sicherheitsbereich genutzt. Jetzt hat AAWID sich am Standort weiter vergrößert und auch die ehemaligen Räume des Elektrofachmarktes Medimax im Hauptportal neben der AOK übernommen. Insgesamt verfügt der Bildungsträger nun für die staatliche Pflegeschule, die Sicherheitsfachschule und seine Verwaltung über 3000 Quadratmeter.
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„Lernen mit Perspektive muss auch Spaß machen“, sagt AAWID-Geschäftsführer Martin Schulz. Die Seminarräume wurden daher komplett renoviert und mit modernster Seminartechnik ausgestattet. „Aus- und Weiterbildung sind das A und O, um im Berufsleben weiterzukommen. Das gilt auch und gerade in den stark gefragten Pflegeberufen und im Sicherheitsbereich“, so Schulz.
Am kommenden Freitag, 29. September, steigt in den neuen Verwaltungs- und Schulungsräumen eine kleine Geburtstagsparty. Denn den Bildungsträger gibt es schon seit zehn Jahren. Damals startete das Unternehmen mit den beiden Gründern und einer Verwaltungskraft an der Holtener Straße in Neumühl. Gerade einmal fünf Kursteilnehmer drückten damals die Schulbank. Heute hat AAWID 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und schult regelmäßig mehr als 270 Kursteilnehmer.
Minister und Diplomaten aus Burkina Faso und Honduras haben Duisburg-Hamborn besucht
Kürzlich hatten Geschäftsführer Martin Schulz und sein Stellvertreter Michael Wronker hohen Besuch: Der Arbeitsminister von Burkina Faso, Boubacar Savadogo, sowie Mauricio Arturo Bueso, Botschafter von Honduras, und die Konsulin Axa Macielle Zelaya waren zu Gast in Hamborn. „Wir haben Kooperationsvereinbarungen getroffen, dass wir ab Herbst 2024 kontinuierlich Ausbildungsplätze für Auswanderer aus den beiden Ländern bereitstellen“, erklärt Martin Schulz.
Die Grundvoraussetzungen inklusive der sprachlichen Qualifikation obliegt den beiden Ländern. Die haben nun ein Jahr Zeit, die Anforderungen an die künftigen Pflegeschüler zu erfüllen. AAWID ist dann im kommenden Jahr für die Vermittlung in Ausbildungsbetriebe und die schulische Ausbildung verantwortlich. Schulz sagt, dass künftig Besuche bei der Botschaft von Honduras und Reisen in die beiden Kooperationsländer geplant seien, um den Austausch aktiv zu begleiten und ihm Nachdruck zu verleihen.
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Zudem müsse sich das Bundesarbeitsministerium stärker bewegen, um den Lehrkräftemangel an Pflegeschulen zu verringern, meint der AAWID-Geschäftsführer: „Wir sind gewillt, deutlich mehr Auszubildende aufzunehmen und zusätzliche Lehrkräfte einzustellen. Hierfür müssen allerdings die Anforderungen an die Lehrkräfte an die Gegebenheiten angepasst werden.“ Wenn es von Hamborn aus gelänge, gemeinsam mit dem Bundesverband Medizinischer Hilfsberufe ein Zeichen zu setzen, sei man einen großen Schritt weiter, betont Schulz.
>>> Das Gebäude wurde in den 1920er Jahren als Kaufhaus gebaut
- Das ehemalige Kaufhaus an der Duisburger Straße im Herzen Hamborns hat eine lange Geschichte. Ein Kölner Architekt baute das fünfstöckige Gebäude Ende der 1920er Jahre für das Warenhaus-Unternehmen Leonard Tietz AG.
- Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kaufhaus zerstört, in den 1950er Jahren wieder aufgebaut und von Kaufhof übernommen. Seit 1985 steht die Fassade unter Denkmalschutz. Nachdem Kaufhof auszog, belegte der Elektrofachmarkt Medimax einen Teil der Räume und schloss die Filiale im Jahr 2020.
- In den vergangenen Jahren hat die Immobilie sich zu einem Haus der Gesundheit, Fitness und Sicherheit entwickelt. Neben dem Bildungsträger AAWID sind dort auch die AOK-Geschäftsstelle und die Fitness-Kette Fit X zu finden.