Duisburg. Der Neustart der Beecker Kirmes ist für die einen ein Erfolg, für die anderen ein Reinfall. Liegt’s nur am schlechten Image? Eine Zwischenbilanz.

Die Freude über das Comeback der Beecker Kirmes ist nach der vierjährigen Pause ist groß. Gleichzeitig werden auch kritische Stimmen laut. Vor allem im Internet beklagen einige Duisburger den Niedergang der Beecker Kirmes, aber auch das schlechte Image des Stadtteils. Doch ein Rundgang über den Traditionsrummel vermittelt einen anderen Eindruck.

Obwohl die Beecker Kirmes diesmal viel kleiner ist als in den 80er und 90er Jahren, hat sie bis Sonntagabend viele Kirmesgänger nach Beeck gelockt – gerade junge Familien mit Kindern. Wohin man auch schaute, sah man in lächelnde Gesichter. Die Besucher hatten sichtlich Spaß.

„Zu klein und zu gefährlich“ – Kritiker sehen die Beecker Kirmes als Reinfall

Dennoch sehen manche alteingesessene Einwohner in dem stark geschrumpften Jahrmarkt ein Armutszeugnis und werfen dem städtischen Veranstalter Duisburg Kontor Versagen vor. Die einstmals größte Straßenkirmes am Niederrhein, die in einem Atemzug mit der Düsseldorfer Rheinkirmes, der Cranger Kirmes oder der Sterkrader Fronleichnamskirmes genannt wurde, ist jetzt mit nur hundert Schaustellerbetrieben so klein wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Und ein Wermutstropfen ist auch, dass eine der Top-Attraktionen, die „Eclipse“, von Freitag- bis Montagabend, 20.15 Uhr, ihren Betrieb einstellen musste, weil das Getriebe defekt war. (wir berichteten).

Die Beecker Kirmes gilt Kritikern als gefährlich. Aber viele Polizistinnen und Polizisten sind vor Ort, um Randale zu verhindern.
Die Beecker Kirmes gilt Kritikern als gefährlich. Aber viele Polizistinnen und Polizisten sind vor Ort, um Randale zu verhindern. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

143 Fotos von der Neuauflage der Beecker Kirmes in DuisburgAndere Kritiker wiederum kommen erst gar nicht mehr auf die Kirmes, sie fühlen sich dort unwohl und beklagen sich über die Menschen, die den Rummel besuchen. Die wollen den Jahrmarkt doch nur niedermachen, sagt Wilma Hohmann und setzt mit eigenen Erfahrungen dagegen.

Sie kennt die Kirmes seit Jahrzehnten und hat mit anderen Menschen aus dem Stadtteil für deren Erhalt gekämpft. „Es kommen Jung und Alt und viele Nationalitäten – und alle feiern gemeinsam“, so ihr Zwischenfazit. Außerdem lobt sie die „fröhliche, lockere Stimmung“ und das „einmalig gute Bühnenprogramm“.

Traditionsrummel stärkt das Miteinander im Duisburger Norden

Allen „typischen Meckerern“ und allen Problemen im Stadtteil zum Trotz habe sich durch die Kirmes „das Miteinander von Deutschen und Migranten“ verbessert: Die Menschen seien „zusammengerückt“. Deshalb möchte Wilma Hohmann nicht zurückblicken, sondern lieber nach vorne schauen. Man könne zunächst zufrieden sein, dass der Traditionsrummel überhaupt überlebt habe.

„Alle sind superfreundlich. Die Leute haben ein Leuchten in den Augen und sind fröhlich und ausgelassen“: Schaustellerin Barbara Koch freut sich riesig aufs Feuerwerk und kommt nächstes Jahr mit ihrem Mandelstand wieder nach Beeck.
„Alle sind superfreundlich. Die Leute haben ein Leuchten in den Augen und sind fröhlich und ausgelassen“: Schaustellerin Barbara Koch freut sich riesig aufs Feuerwerk und kommt nächstes Jahr mit ihrem Mandelstand wieder nach Beeck. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Die Beecker Kirmes wird im nächsten Jahr wieder stattfinden. Alles andere würde ich nicht verstehen“, sagt Schaustellerin Barbara Koch, „Und dann sind wir natürlich wieder dabei.“ Ihre Familie betreibt den Süßwarenstand „Mandeln Koch“.

„Bisher ist es für uns ein angenehmes Arbeiten. Alle sind superfreundlich. Die Leute haben ein Leuchten in den Augen und sind fröhlich und ausgelassen“, lautet ihr Fazit bis Sonntagabend. Die 61-Jährige kennt die Kirmes seit mehr als 40 Jahren und sagt: „Es ist ja gar nichts mehr wie früher, man denke nur an die Inflation.“ Die Duisburgerin hat den Blick schon auf das Highlight am Ende der Kirmes gerichtet – das Feuerwerk am Dienstag: „Das wird ein langer Tag für uns, aber ich freue mich riesig drauf.“

Kirmesliebhaber sehen bei der Neuauflage ihre Erwartungen übertroffen

Rundum zufrieden zeigte sich am Montagmittag auch der Veranstalter Duisburg Kontor. Bislang sei der Jahrmarkt „superbesucht“, sei „gewaltfrei“ geblieben und es habe eine „geniale Stimmung“ geherrscht. „Die Beecker Kirmes hat bewiesen“, so Alexander Klomparend, Sprecher von Duisburg Kontor, „dass all das, was über sie erzählt wird, Vergangenheit ist oder schon immer überzogen war“. Mit dem diesjährigen Volksfest, so hofft er, lasse sich das schlechte Image „ganz schnell ändern“.

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Der miese Ruf komme von früher, ergänzt Bezirksbürgermeister Peter Hoppe (SPD), habe aber mit der Gegenwart nichts mehr zu tun: „Hier ist so viel Polizei und so viel Sicherheit, auf der Kirmes braucht niemand Angst haben.“ Er habe gefühlt alle fünf Minuten eine Patrouille gesehen.

Stets sicher gefühlt hat sich auch die grüne Ratsfrau Pelin Osman, die mit vielen Mitstreitern lange für den Erhalt der Kirmes gekämpft hat. Sie sei „als junge Frau nicht blöd angequatscht oder blöd angemacht worden“. Im Gegenteil: Als sie ein Riesenplüschtier aus einem Spielautomaten gewann, haben sich auch Wildfremde mit ihr gefreut.

Die grünen Ratsfrauen Kathrin Selzer (links) und Pelin Osman sind beide bekennende Kirmesliebhaberinnen und verteidigen den Traditionsrummel im Duisburger Norden gegen Kritik.
Die grünen Ratsfrauen Kathrin Selzer (links) und Pelin Osman sind beide bekennende Kirmesliebhaberinnen und verteidigen den Traditionsrummel im Duisburger Norden gegen Kritik. © Foto FUNKE Foto | Heinrich Jung

„Ich habe viel Spaß und die Kirmes hat meine Erwartungen übertroffen“, sagt Pelin Osman, „für jeden war etwas dabei, und jeder hatte einfach Spaß.“ Sie hatte im Vorfeld einen modernen Jahrmarkt gefordert, der auch die vielen Familien mit Migrationshintergrund anspricht. Dieser Wunsch sei erfüllt worden.

Kirmes in Beeck- Was Bier, Wurst, Crêpes und Popcorn kosten„Total begeistert“ ist auch Kathrin Selzer (Grüne), ebenfalls eine bekennende Kirmesliebhaberin. Sie habe sich durch die vielen Polizistinnen und Polizisten immer wohlgefühlt. Jedoch lässt sie die vielgeäußerte Kritik, die Kirmes sei zu klein, für den Auftakt nicht gelten. Durch die geringe Konkurrenz würden die Schausteller alle gute Einnahmen erzielen können.

Tatsächlich seien gerade die „kostenfreien Open-Air-Konzerte“, die auch die kulturelle Vielfalt im Stadtteil widerspiegeln, gut bei den Menschen angekommen, betont die Beecker SPD-Ratsfrau Jülide Celenk. Sie hat „viele, viele Nachbarn und Bekannte“ getroffen, die sich alle gefreut haben, dass sie gemeinsam ein „kleines, aber feines Volksfest“ feiern konnten.

Wie schätzt die Polizei Duisburg die Sicherheit auf der Beecker Kirmes ein?

Zudem ist es friedlich und „sehr ruhig“ geblieben, wie die Polizei bestätigt. Von Freitag bis Montagmittag sei es nur zu fünf Diebstählen und drei Körperverletzungen gekommen. Ein Betrüger wollte demnach zusätzlich mit Falschgeld bezahlen, und die Einsatzkräfte haben auf dem Rummel einen Schlagstock und ein Messer konfisziert.

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Das seien aus polizeilicher Sicht „sehr wenige Delikte für ein Volksfest dieser Größenordnung“. Somit müsse das Sicherheitskonzept nicht nachgebessert werden. Ohnehin ist es für einen größeren Jahrmarkt ausgelegt, und die Polizei wird zusätzlich durch private Sicherheitsdienste ergänzt.

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Bei allem Lob und aller Kritik, der Auftakt der Beecker Kirmes ist so erfolgreich, dass es auch im nächsten Sommer eine weitere Auflage gibt. Dies hat der Veranstalter Duisburg Kontor bereits bekanntgegeben. Dann hoffen alle Rummelliebhaber, dass der Jahrmarkt wieder größer sein wird.

>> Höhenfeuerwerk am Dienstagabend

● Die fünftägige Beecker Kirmes endet am Dienstag mit einem Höhepunkt: dem traditionellen Höhenfeuerwerk. Es wird gegen 22.45 Uhr beginnen, die Buden und Karussells dann noch bis Mitternacht geöffnet.

● Los geht es dienstags bereits um 15 Uhr, um 19 Uhr tritt eine Partyband mit DJ auf.

● Weitere Infos gibt es auf www.duisburgkontor.de