Duisburg-Beeck. Ein neuer Kirmesplatz galt als Überlebenschance für die Beecker Kirmes. Den Umbau wird’s nicht geben. Wie es mit dem Traditionsrummel weitergeht.

Über ein Jahr lang haben die Menschen in Beeck für den Erhalt ihrer Traditionskirmes und für deren Zukunft gekämpft – zunächst erfolgreich. Nach einem herben Rückschlag wollen sie jetzt nach vorne schauen. Die von den Karussellbetreibern seit vielen Jahren geforderte Modernisierung des Kirmesplatzes galt zwar zuletzt als beste Chance, den Jahrmarkt mit jahrhundertealter Geschichte als große Straßenkirmes zu retten. Doch mit großer Mehrheit hat der Stadtrat bekanntlich entschieden, das Gelände nicht für mehr als vier Millionen Euro auszubessern. Die Enttäuschung über diese Entscheidung sitzt tief, auch Wochen später noch, aber die Veranstalterin und die Unterstützer geben die Beecker Kirmes noch längst nicht auf.

„Ohne ordnungsgemäß hergerichteten Platz ist der Beecker Kirmes jede Zukunftsoption genommen“, bedauert Christof Eickhoff, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck. Er hatte sich, wie die alle übrigen Mitglieder in diesem Stadtteil-Parlament, für die Sanierung starkgemacht. Das gewünschte Ziel sei gewesen, in einigen Jahren die Strahlkraft von Großkirmessen wie in Crange oder Düsseldorf wiederzuerlangen, schließlich war in Beeck früher der größte Jahrmarkt am ganzen Niederrhein.

Kirmes, Zirkus, Auto-Shows: Modernes Festgelände sollte die Attraktivität von Duisburg-Beeck erhöhen

Die Ratsmehrheit habe bei ihrer Abstimmung verkannt, dass es mitnichten nur um ein Gelände gehe, das für fünf Rummeltage im Jahr hergerichtet werden sollte. Vielmehr sollte ein moderner Veranstaltungsplatz die Attraktivität des Stadtteils deutlich erhöhen – und dort perspektivisch auch andere Events möglich machen: einen Zirkus, ein Oldtimer-Treffen oder auch „Lack & Chrome“, das bislang in der Innenstadt stattfindet.

Tatsächlich sei, ergänzt die Beecker SPD-Ratsfrau Jülide Celenk, bei der Debatte innerhalb der rot-schwarzen Ratsmehrheit aus den Augen verloren worden, dass mit dem modernen Kirmesplatz die Hoffnung verbunden war, einen nachhaltigen „Leuchtturm“ im Duisburger Norden zu schaffen. Somit sei die Mehrheitsentscheidung „sehr schade“. Dennoch sei sie nachvollziehbar, zumal es keine Garantie gibt, dass die Investition von mindestens 4,15 Millionen Euro wirklich mehr beliebte Großkarussells und dadurch wieder mehr Publikum angelockt hätte.

Was bietet die Beecker Kirmes 2023? Städtische Veranstalterin arbeitet an konkreter Planung

Das Risiko, dass diese Millionenausgabe hätte wirkungslos verpuffen können, sieht auch Ratsfrau Pelin Osman (Grüne). Als erklärte Kirmesliebhaberin steht sie „definitiv hinter dem Beschluss“, den Kirmesplatz nicht kostspielig herzurichten. Jetzt sieht sie jedoch die städtische Veranstalterin Duisburg Kontor in der Pflicht, an anderen Stellschrauben zu drehen, um den Traditionsrummel attraktiver zu machen. So sei Duisburg Kontor bisher für die erste Beecker Kirmes seit 2019 eine „konkrete Planung“ schuldig geblieben und der Rummel beginnt bereits in anderthalb Monaten (30. Juni bis 4. Juli).

Bisherige Vorschläge zum Kirmesprogramm, die Duisburg Kontor in einem informellen Planungsgremium mit Politikern, Schaustellern und örtlichen Vereinen gemacht habe, hat Pelin Osman seit Langem als unzeitgemäß kritisiert. Sie fordert frischen Wind, das neue Programm müsse neugierig machen und die Leute auf die Kirmes locken. Mit Spanferkel und Schlagern werde das nicht gelingen.

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„Wir werden eine sehr ordentliche und sehr attraktive Veranstaltung machen“, betont Kontor-Sprecher Alexander Klomparend. Zudem verwehrt er sich gegen die vor allem von Schaustellern getragene Behauptung, dass das Überleben des Jahrmarkts vom Festplatz abhänge. „So schlecht der Zustand auch ist, er entscheidet nicht über Wohl und Wehe der Beecker Kirmes.“

Duisburg Kontor könnte die Marke von hundert Karussells und Kirmesbuden reißen

Wichtig ist Duisburg Kontor vor allem die Resonanz der Schaustellerinnen und Schausteller, und die sehe für die diesjährige Kirmes vielversprechend aus. Aktuell sind demnach bereits 75 Verträge mit Schaustellerbetrieben unterschrieben, darunter neun für Großkarussells, die als attraktive Publikumsmagnete gelten. Der Mix sei ebenfalls ansprechend, zudem erwarte die Stadttochter noch 15 bis 20 weitere Verträge zurück und bemühe sich derzeit um weitere Interessenten.

Dass sich mit insgesamt knapp hundert Karussells, und Imbissbuden eine richtig attraktive Kirmes veranstalten lässt, bestätigt auch der Deutsche Schaustellerbund. Gleichzeitig will Duisburg Kontor auch das Rahmenprogramm modernisieren und dabei auch auf Vielfältigkeit achten. Dafür tritt das Planungsgremium noch diese Woche zusammen. Jülide Celenk, die zugleich die Vize-Vorsitzende der Duisburger SPD ist, erwartet „einen ambitionierten Vorschlag“, schließlich habe Duisburg Kontor vier Jahre Zeit gehabt, „sich Gedanken zu machen“.

Hohe Polizeipräsenz soll Sicherheitsgefühl bei Jahrmarktbesuchern verbessern

Neben dem Programm, fordern längst nicht nur die beiden Ratsfrauen Jülide Celenk und Pelin Osman, müsse aber auch das Sicherheitskonzept stimmen, um ein möglichst hohes Sicherheitsgefühl bei Familien und anderen Kirmesbesuchern zu erzeugen. Aber die Beecker Sozialdemokratin wehrt gegen das Vorurteil, die Kirmes im Duisburger Norden sei besonders gefährlich: „Jede Kirmes, jede Großveranstaltung hat das gleiche Risiko.“ Das bestätigt auch die Polizei. Trotzdem besteht im Planungsgremium Einigkeit darüber, dass viel Polizeipräsenz, unterstützt durch das Ordnungsamt, dem Rummel guttun wird.

Wenn auch der Kirmesplatz nicht teuer modernisiert wird, will Duisburg Kontor „mit allen Mitteln versuchen, den Erfolg herbeizuführen“ und den Traditionsrummel „mit vollem Einsatz“ weiterentwickeln – auf dass die Beecker Kirmes mindestens so groß bleibt wie in diesem Sommer und künftig gerne wächst.

>> Besserer ÖPNV an den Kirmestagen

  • Der Rat der Stadt Duisburg hat beschlossen, dass die Traditionsveranstaltung künftig einen höheren jährlichen Zuschuss bekommt. Dieser ist noch nicht beziffert, aber er lag bei der jüngsten Ausgabe von 2019 mit 150 Schaustellern bei 64.000 Euro.
  • Da der Nahverkehr im Duisburger Norden als unzureichend gilt – wochentags fahren beispielsweise seit August 2015 Ersatzbusse statt die Straßenbahnen auf der Linie 901 – fordert die Politiker im Bezirk Shuttlebusse für Kirmesbesucher. Zudem wollen sie eine Werbekampagne für die Beecker Kirmes.