Duisburg-Obermarxloh. Auf einer Ausbildungsmesse werben Duisburger Firmen um Azubis. Das Lebensgefühl der Schüler hat sich verändert. Ein Grund: der Fachkräftemangel.
Abitur – und was dann? Die Antworten kommen wie aus der Pistole geschossen: „Ich möchte im dualen Studiengang soziale Arbeit studieren und danach am liebsten in einem Jugendamt anfangen“, sagt Emila Valkyser (19) auf der Obermarxloher Ausbildungsmesse „Get your future“ in der Gesamtschule Emschertal.
Ihre Mitschülerin Linda Peelen (18) denkt auch an ein duales Studium: Kindheitspädagogik mit dem Ziel, Erziehungsberaterin zu werden. Alternativ kann sie sich auch vorstellen, sich beim Zoll zu bewerben. „Draußen auf Kontrollen zu gehen, finde ich spannend.“ Dagegen sieht sich Azud Coskun (16) als zukünftiger Maschinenbauingenieur: „Den Wunsch habe ich schon seit der Grundschule.“
Duisburger Schülerinnen und Schüler setzten verstärkt auf duale Studiengänge
Die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Emschertal setzen sich momentan intensiv mit der Frage auseinander, wo es für sie in Zukunft hingeht. Auslöser war nicht zuletzt die Ausbildungsmesse am Mittwoch, 8. Februar. Die hat es in der Gesamtschule jetzt zum ersten Mal in dieser Größe gegeben: 27 potenzielle Arbeitgeber warben um die Gunst der Schüler.
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Denn genau das ist inzwischen die Realität und prägt auch das Lebensgefühl der Generation, die bald das Abitur bauen wird. Sorgen, dass es schwierig wird mit der Jobsuche? Fehlanzeige. „Nein. Man muss nur zielstrebig sein und wissen, was man will“, bringt es Emilia auf den Punkt.
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Das genau sei das Problem des einen oder anderen Mitschülers, ergänzt die 19-jährige Schülersprecherin Hadjara Branco: „Viele wissen einfach nicht, wo sie suchen sollen.“ Sie lobt allerdings die Unterstützung der Schule: „Zu uns kommt alle drei Monate ein Talentscout von der Uni Duisburg-Essen und berät uns. Auch Mitarbeiter und Azubis der Stadt Duisburg waren schon hier und haben uns Einblicke in ihre Arbeit gegeben.“ Das sind nur zwei der Angebote, die der Orientierung dienen sollen.
Die Ausbildungsmesse ist der vorläufige Höhepunkt dieser Bemühungen. Rund 600 Schülerinnen und Schüler haben die Jobmesse besucht. Nicht alle lernen an der Gesamtschule Emschertal, das Organisationsteam um Lehrer Florian Schlierkamp hatte auch die Beecker Theodor-König-Gesamtschule zu dem Event eingeladen. Die größten Trauben bildeten sich am Stand der Polizei, aber auch das Deutsche Rote Kreuz, die Stadt Duisburg, der Ruhrverband, der Schuhriese Deichmann oder Thyssenkrupp Steel waren gefragt.
„Unsere Träume sind größer geworden. Viele wollen später weiter weg“
Ganz groß im Rennen sind jetzt duale Studiengänge. Die haben den Vorteil, dass man eine Ausbildung macht und gleichzeitig studiert. Und weil Firmen Auszubildende umwerben müssen, übernehmen sie sehr häufig die Studiengebühren – das zieht.
Hadjara Branco kennt ihre Pappenheimer. Nicht nur der positive Blick in die berufliche Zukunft sei eine Veränderung. „Unsere Generation ist offener und risikobereiter. Unsere Träume sind größer geworden. Viele wollen später weiter weg, vielleicht ins Ausland.“ Das könnte damit zusammenhängen, dass die Startbedingungen jetzt einfach Bessere sind. Und ein Studium sei inzwischen nicht mehr das Maß aller Dinge: „Die Mehrheit möchte nach der Schule eine Ausbildung machen.“
Soziales Engagement steht bei vielen Jugendlichen wieder hoch im Kurs
Zudem sei das Interesse für andere Menschen gestiegen. Diesen Trend beobachtet auch Lehrer Florian Schlierkamp: „Viele wollen im sozialen Bereich arbeiten. Ich denke, die Klimabewegung hat da etwas in Bewegung gesetzt.“
Natürlich sind bei weitem nicht alle Jugendlichen an der Gesamtschule so gut orientiert wie Emilia, Linda, Hadjara oder Azud. Viele sind noch auf der Suche. So wie der 17-jährige Zinar Cankaya. Er mag Mathe und Physik, will später vielleicht Bauingenieur werden. Oder Polizist, dann bei einem Sondereinsatzkommando. „Das ist cooler und aufregender. Aber erst mal mache ich in Ruhe mein Abi und den Führerschein.“ Das klingt doch auch nach einem Plan.
>> Gesamtschule Emschertal plant weitere und größere Ausbildungsmessen
- Vor der Corona-Pandemie gab es schon einmal eine Ausbildungsmesse an der Gesamtschule Emschertal. Damals nahmen aber nur fünf Firmen teil. Immerhin ein Ausbildungsvertrag wurde geschlossen.
- Florian Schlierkamp und seine Mitstreiter wollen weitere und noch größere Ausbildungsmessen organisieren – die nächste vielleicht schon im Sommer.
- Das Team würde sich über die Teilnahme von Handwerksbetrieben freuen. Alle Unternehmen, die Interesse haben, können sich per E-Mail melden: florian.schlierkamp@get-duisburg.de