Duisburg-Marxloh. Der Konzern Grillo verkauft mit dem Marxloher Grundstück für die Vorzeige-Filiale von Aldi auch Häuser. Das bedroht ein Hilfsprojekt für Uganda.

Die angekündigte hochmoderne Vorzeige-Filiale von Aldi Süd ruft in Marxloh sehr gemischte Gefühle hervor. Während einerseits die Freude groß ist, dass der Lebensmitteldiscounter den Duisburger Norden für seinen Prestige-Neubau ausgewählt hat, gibt es andererseits auch die Sorgen um die Zukunft des nahegelegenen Marxloh-Centers. Für das Ehepaar Elke Zaksek und Michael Hartings ist das Bauvorhaben allerdings eine Katastrophe. Sie müssen wegen des Bauvorhabens ihr Mietshaus räumen. Dadurch sehen sie auch die Zukunft ihres Uganda-Hilfsprojekts bedroht.

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Seit fast 17 Jahren lebt Michael Hartings bereits mit seiner Frau in dem Mietshaus an der Dahlmannstraße, das bisher seinem Arbeitgeber Grillo gehörte. Der Marxloher Chemiekonzern hat das Haus samt Garten und Garage als Werkswohnung an den Schweißer vermietet, das Grundstück aber inzwischen verkauft. Das Haus ist mit den beiden Nachbargebäuden an einen Investor gefallen. Dagegen gehört ein Großteil der Gärten und die Garage jetzt Aldi Süd, ebenso wie das angrenzende Brachgelände. Auf der Gesamtfläche soll die Prestige-Filiale gebaut werden.

Grillo verkauft Grundstück an Aldi Süd: Mieter sollen samt Uganda-Hilfsprojekt weichen

Weil sie ihren Garten und ihre Garage nicht für den Aldi-Neubau in Marxloh opfern wollen, hat Grillo seinen Mietern jetzt gekündigt.
Weil sie ihren Garten und ihre Garage nicht für den Aldi-Neubau in Marxloh opfern wollen, hat Grillo seinen Mietern jetzt gekündigt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

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Freiwillig aufgeben will das Ehepaar ihren Garten und ihre Garage nicht. „Wir brauchen die Garage unbedingt am Haus“, sagt Elke Zaksek. Als Künstlerin mit einem Heimatelier, erläutert sie, müsse sie ihr Auto zuhause für Ausstellungen und Trödelmärkte beladen können. Zudem lagern in ihrem Zuhause an der Dahlmannstraße die Hilfsgüter für das Uganda-Projekt, die ebenso verladen werden müssen. Seit gut sechs Jahren kauft das Ehepaar Solaranlagen und Wassertanks für die Menschen in dem ostafrikanischen Land und zahlt Schulgeld und Lebensmittel. Außerdem sammeln sie weitere Sachspenden.

Doch vorm Haus gibt es keine Ausweich-Parkplätze, die ein Verladen ermöglichen würden. „Am Wochenende parkt hier halb Europa“, sagt die 55-Jährige und verweist auf die vielen internationalen Besucherinnen und Besucher der Brautmodenmeile. Doch auch werktags seien die Straßen zugeparkt, nicht zuletzt wegen des Sophie-Scholl-Berufskollegs. „Deshalb ist die Garage, die direkt neben dem Haus ist, wichtig für uns.“

Seit Jahren betreiben die Duisburger Elke Zaksek und Michael Hartings ein Hilfsprojekt für Uganda. Dessen Sitz in Duisburg-Marxloh ist jetzt bedroht.
Seit Jahren betreiben die Duisburger Elke Zaksek und Michael Hartings ein Hilfsprojekt für Uganda. Dessen Sitz in Duisburg-Marxloh ist jetzt bedroht. © Uganda-Projekt | Michael Hartings

Wichtig für das eigene Wohlbefinden ist außerdem der große, fast 30 Meter lange Garten. Nach dem Grundstücksverkauf soll er radikal auf eine Länge von knapp sieben Metern gestutzt werden. „Um unsere Terrasse liegen dann die Stellplätze von Aldi“, so Elke Zaksek, „welche Lebensqualität haben wir dann noch? Die Lebensqualität wird uns komplett genommen.“

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Aktuell kämpfen die beiden dafür, dass sie ihre Garage und ihren Garten nicht verlieren. Doch dieser Kampf scheint aussichtslos, zumal Aldi im Gespräch mit Elke Zaksek ausgeschlossen habe, als Vermieter für Garage oder Garten aufzutreten. Demnach müsse das Gelände von Grillo pacht- und mietfrei an den Discounter übergeben werden.

Kündigung für das Mietshaus liegt bereits vor – Anwalt eingeschaltet

Da es Grillo rechtlich nicht möglich ist, die Garage einzeln zu kündigen, will der Chemiekonzern jetzt das Paar komplett vor die Tür setzen. Die Kündigung zum 30. Juni 2023 ist bereits eingegangen. Vorausgegangen waren Gespräche zwischen Grillo und seinen beiden Mietern. So soll das Unternehmen eine Ersatzgarage auf dem Werksgelände angeboten haben, was für Elke Zaksek und Michael Hartings aber keine Alternative ist. Angeboten worden sei auch der Umzug in eine andere Marxloher Werkswohnung, doch die sei längst nicht gleichwertig gewesen.

Denn die aktuellen Vertragsbedingungen scheinen paradiesisch. Gemietet ist demnach nur das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss von 160 Quadratmetern für 4,40 Euro pro Quadratmeter. Der Mietvertrag sieht aber Nutzungsrechte für das gesamte 320 Quadratmeter große Haus zuzüglich des Gartens vor. Die Garage kostet zusätzlich nur 25 Euro. „Dafür bekommen wir natürlich kein Haus mehr zur Miete“, bedauert Elke Zaksek. „Wir wissen nicht, wie das alles ausgeht.“

Das Grillo-Mietshaus mit Werkswohnung an der Dahlmannstraße hart unschlagbar gute Konditionen.
Das Grillo-Mietshaus mit Werkswohnung an der Dahlmannstraße hart unschlagbar gute Konditionen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die für Immobilien zuständige Grillo-Konzerntochter bestätigt auf Anfrage die Verkäufe an einen Investor und an Aldi sowie die Gespräche mit ihren Mietern. Darüber hinaus möchte sich das Marxloher Unternehmen aber zu dem Fall nicht öffentlich äußern.

Elke Zaksek und ihr Ehemann haben jetzt einen Anwalt eingeschaltet, um gegen die Kündigung vorzugehen. Derweil bereiten sie sich aber darauf vor, dass die Kündigung rechtswirksam wird und sie in eine kleine Wohnung ziehen und zusätzlich ein Atelier, einen Lagerraum und eine Garage anmieten müssen. Seit Monaten verkaufen sie daher schon Möbel und verkleinern sich deutlich. Was aus dem Uganda-Projekt wird, bleibt aktuell fraglich. Doch die Hoffnung haben die beiden Marxloher noch nicht aufgegeben.

>> Auswirkungen auf das Marxloh-Center befürchtet

● Das von Grillo verkaufte Gelände an der Dahlmannstraße / Weseler Straße ist etwa 7000 Quadratmeter groß und liegt gegenüber der Konzernhauptverwaltung.

● Aldi Süd will dort eine moderne Filiale mit neuem Ladenkonzept bauen, dessen Schwerpunkt auf frischen Lebensmitteln liegt.

● Seit der Ankündigung des Lebensmitteldiscounters besteht die Sorge, dass der nahegelegene Aldi-Markt im Marxloh-Center am August-Bebel-Platz dann aufgegeben wird und dass dies Probleme für das Einkaufszentrum bedeutet.