Duisburg-Walsum. Die Zukunft der denkmalgeschützten Walsumer Hubbrücke bleibt unklar. Kann sie saniert werden? Das Gutachten verzögert sich. So geht’s nun weiter.
Der Zustand der denkmalgeschützten Hubbrücke Walsum war zuletzt regelmäßig in der Diskussion. Zeitweilig hat die Stadt Duisburg als neue Eigentümerin sogar über einen Abriss nachgedacht. Davon ist zwar derzeit keine Rede mehr, doch die Zukunft des Baudenkmals ist immer noch ungewiss. Denn eine wichtige Untersuchung verzögert sich. Solange bleibt fraglich, ob die baufällige Brücke überhaupt saniert werden kann. Das haben die städtischen Wirtschaftsbetriebe mitgeteilt. Jetzt gibt es neue Details.
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Vorausgegangen war im Herbst eine entsprechende Anfrage der SPD-Fraktion in der örtlichen Bezirksvertretung. Dass das Bauwerk marode ist, ist laut den Wirtschaftsbetrieben bereits seit 2008 bekannt. Damals wurde „eine Vielzahl erheblicher Schäden“ festgestellt, zudem habe sich der Zustand in den darauffolgenden Jahren verschlechtert.
Gutachten nötig: Wie schlimm steht es wirklich um die Hubbrücke in Duisburg-Walsum?
Deshalb wurde im Oktober 2012 die Brücke gesperrt, nach Reparaturen später aber teilweise wieder für Fahrräder und Fußgänger geöffnet. Regelmäßige Sonderprüfungen sollen seither diese Entscheidung begleiten. Jedoch sind sich unterschiedliche Gutachter nicht einig, wie schlimm es um das Baudenkmal einschließlich seiner Stabilität tatsächlich steht.
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Darüber hat es zuletzt einen Disput zwischen der Stadt Duisburg und der Voreigentümerin Steag gegeben. So war der Essener Energiekonzern stets davon ausgegangen, dass das Baudenkmal standfest und sanierungsfähig ist. Dabei wurden allein zwischen 2014 und 2017 rund 170 Schäden an dem Bauwerk festgestellt. Das geht laut den Wirtschaftsbetrieben aus den Unterlagen hervor, die die Stadt Duisburg nach dem Erwerb der Hubbrücke von der Steag erhalten hat.
Jedoch monieren die städtischen Wirtschaftsbetriebe, dass die Prüfunterlagen der Jahre 2018 und 2020 nicht vorliegen. Die letzte Hauptprüfung im August 2021 weist hingegen deutlich weniger Schäden auf als die Berichte von 2014 und 2017. Wobei zuletzt ein anderes Ingenieurbüro engagiert wurde, das das Bauwerk zudem nicht „handnah“, also nicht so intensiv, geprüft hat.
„Enorme Kapazitätsprobleme“: Stadt Duisburg konnte kein Ingenieurbüro finden
Die Experten im Duisburger Rathaus wollen mit einem Sondergutachten klären, wie stabil die Hubbrücke tatsächlich ist und ob sie überhaupt saniert werden kann. Diese neue Prüfung hat sich jetzt jedoch überraschend verzögert und damit auch etwaige Sanierungsmaßnahmen.
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Die Wirtschaftsbetriebe konnten kein Ingenieurbüro finden, das an dem Auftrag interessiert war, und eine spätere öffentliche Ausschreibung blieb ebenfalls ohne Bewerber. „Nach Rücksprache mit den Ingenieurbüros stellte sich heraus, dass alle enorme Kapazitätsprobleme haben und eine Bearbeitung erst zum Juni 2023 zusagen können“, erläutert die Stadttochter nun und verweist auf eine entsprechend angepasste erneute Ausschreibung. Diese war schließlich erfolgreich, vier Unternehmen haben sich beworben, eins bekam den Zuschlag.
Erneute Sonderprüfung der maroden Hubbrücke steht kurz bevor
Tatsächlich geht es jetzt sogar schneller als erwartet. Das teilte Bezirksmanagerin Yvonne Lamontaine am Donnerstagnachmittag in der jüngsten Sitzung der Walsumer Bezirksvertretung mit. Demnach ist der Auftrag nicht nur vergeben, bereits im ersten Quartel 2023 soll die erneute Prüfung der Hubbrücke folgen. Diese soll einerseits den Disput um die Diskrepanzen in den Schadensberichten beilegen. Das beauftragte Unternehmen wird, so Lamontaine weiter, „ein Schadenskataster erstellen“ und „ein Sanierungskonzept erarbeiten, sofern die Brücke sanierungsfähig ist“.
Sowohl die Bezirksverwaltung als auch die örtliche Politik freuen sich darüber, dass es nun mit der denkmalgeschützten Hubbrücke endlich vorangeht und geklärt wird, wie es tatsächlich um sie steht.
Wirtschaftsbetriebe sind beim Zeitplan noch vorsichtig
Einen belastbaren Zeitplan für eine etwaige Sanierung mögen die Wirtschaftsbetriebe verständlicherweise noch nicht vorlegen. Vorausgesetzt, das Bauwerk kann ertüchtigt werden, rechnet die Stadttochter damit, zwei Jahre nach dem fertigen Gutachten die nötigen Sanierungsarbeiten ausschreiben zu können. „Der Baubeginn wäre“, so die Prognose, „etwa weitere sechs Monate später und die Bauzeit dürfte zwischen zwölf und 16 Monaten betragen.“ Somit könnte die Hubbrücke frühestens 2027 saniert sein.
Die jüngste Kostenschätzung geht von 5,5 Millionen Euro aus, der Großteil sind Fördergelder. Der städtische Eigenanteil könnte rund 200.000 Euro betragen. Die Wirtschaftsbetriebe rechnen aktuell damit, dass diese Schätzung weiterhin zutreffend bleibt.
>> Gesprengt und wiederrichtet
● Die Hubbrücke wurde 1936 fertiggestellt, im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht gesprengt und 1950 wiedererrichtet und umspannt die Zufahrt zum Walsumer Nordhafen.
● Seit dem 16. Juni 1997 ist die Brücke ein Baudenkmal, und aktuell ist sie für Radfahrer und Fußgänger geöffnet, aber für Autos gesperrt.