Duisburg-Walsum. Die Hubbrücke Walsum ist für die geplante Sanierung womöglich zu marode. Wie es jetzt mit dem Duisburger Baudenkmal weitergehen soll.

Kann die Walsumer Hubbrücke künftig noch Menschen und Fahrräder, vielleicht sogar wieder Autos tragen? Die Stadt Duisburg ist sich dessen nicht mehr gewiss. Die Sanierung des Baudenkmals ist finanziell zwar gesichert. Ob sie auch technisch durchführbar ist, daran gibt es nun Zweifel.

Vertreter von Stadt und Wirtschaftsbetrieben (WBD) machten bei der öffentlichen Info-Veranstaltung am Freitag keinen Hehl daraus, dass sie vom Zustand des Bauwerks überrascht worden sind. Seit Februar gibt es Einsicht in die Prüfberichte, die die Stadt nach Erwerb der Brücke vom Steag-Konzern erhalten hatte. Schon im Sommer 2021 warnten demnach Ingenieure: Die Standsicherheit des Bauwerks kann nicht mehr garantiert werden.

Statische Beurteilung nötig: Hubbrücke Walsum nicht mehr standsicher

Anders als die Steag, sah die Stadt im Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflicht keine Alternative zur sofortigen Sperrung, auch für Fußgänger und Radfahrer. „Wenn wir die Brücke aufmachen, muss sich jeder sicher fühlen. Diesen Anspruch haben wir alle“, sagt Oberbürgermeister Sören Link (SPD) über diese „emotionale Frage“, wie er als Walsumer wisse.

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Seit Februar untersuchen die Wirtschaftsbetriebe die Brücke selbst. Dabei kam auch eine Drohne zum Einsatz, um unzugängliche Bereiche näher zu inspizieren. Viele der bis zu 170 in den Gutachten gelisteten Schäden seien dabei bestätigt worden. Dazu gehören Material- und Schweißnahtrisse, eine freiliegende Stahlbetonbewehrung und Korrosion.

Die größten Sorgen verursacht aber der Querträger am südlichen Ende der Brücke. Dessen Zustand sei bereits 2014 bei einer Hauptprüfung bemängelt worden. „Eine statische Beurteilung wurde jedoch nicht vorgelegt“, schreiben die Wirtschaftsbetriebe in ihrer Präsentation.

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Hubbrücke Walsum müsste mit Stahlplatten provisorisch gesichert werden

Als nächstes soll deshalb eine Sonderprüfung dieses Endquerträgers erfolgen, an die sich neue statische Berechnungen anschließen. Dabei soll ein Ingenieurbüro helfen. „Wir wissen in spätestens drei Monaten, ob die Brücke trägt“, sagt WBD-Chef Uwe Linsen.

Auf die Entscheidung, ob und wie das Bauwerk instandgesetzt werden kann, würden dann kurzfristige Reparaturen folgen, sowie die statische Klärung, ob die Brücke zur Lastverteilung mit Stahlplatten ausgelegt werden kann. Erst danach könne der Fuß- und Radverkehr möglicherweise wieder passieren.

Den örtlichen Betrieben in Walsum fehlt wichtige Kundschaft, wenn Ausflügler die Hubbrücke nicht wieder befahren dürfen.
Den örtlichen Betrieben in Walsum fehlt wichtige Kundschaft, wenn Ausflügler die Hubbrücke nicht wieder befahren dürfen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Regelmäßige Nutzerinnen und Nutzer der Brücke, vor allem aber die Inhaber der ansässigen Betriebe, müssen sich mit der Ungewissheit also noch länger abfinden.

Für Dirk Nowakowski und Matthias Langhoff kommt die anhaltende Sperrung zur Unzeit: Das Wetter ist gut und es wird in den kommenden Wochen immer wärmer – so sind auch wieder mehr Ausflügler unterwegs, auf die sowohl die Rheinfähre als auch das Restaurant „Walsumer Hof“ dringend angewiesen sind.

Stadt Duisburg: Behelfsbrücke wäre in Walsum wohl keine Option

Hendrik Trappmann, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, macht aber Hoffnung für den Verlauf der immer noch angestrebten Sanierung: „Während der Arbeiten muss so ein Bauwerk nicht zwingend durchgängig gesperrt bleiben. Bei der Schwanentorbrücke schaffen wir es ja auch, dass sie gleichzeitig zur Sanierung genutzt werden kann.“

Der Idee, am Walsumer Nordhafen für die Dauer der Sanierung eine Behelfsbrücke zu errichten, steht Trappmann dagegen skeptisch gegenüber. „Die wäre sehr teuer, wir reden dann wieder von einem Millionenbetrag.“

>>WAS WÜRDE BEI ABRISS DER WALSUMER HUBBRÜCKE PASSIEREN?

• Oberbürgermeister Sören Link spricht vom Bau einer neuen Brücke, sollte sich ein Abriss des Denkmals nicht vermeiden lassen. Doch dann stünde erneut die Frage der Finanzierung im Raum: Die Förder-Millionen für die Sanierung stammen zum großen Teil aus „Zuschüssen für investive Kulturmaßnahmen im Inland“, also für die Denkmalpflege. Für einen Neubau dürften sie wohl nicht verwendet werden.

• Kann die Hubbrücke saniert werden, stellt sich weiter die Frage, ob das Bauwerk künftig auch wieder vom motorisierten Verkehr genutzt werden darf. OB Link sagt dazu: „Ich weiß, dass längst nicht alle dafür sind. Es gibt Pros und Contras. Die Entscheidung müssen die Walsumer selbst treffen.“

• Noch immer betreten einzelne Menschen das Bauwerk. Deshalb wird die Stadt Duisburg bei der Absperrung womöglich noch einmal nachbessern.