Duisburg-Hamborn. Andrea Braun-Falco, Leiterin der Hamborner Hospizbewegung, ist in Altersteilzeit gegangen. Zeit für eine Rückschau und den Blick in die Zukunft.
Lange 18 Jahre arbeitete Andrea Braun-Falco bei der Hospizbewegung Hamborn, 16 Jahre davon als Geschäftsführerin. Nun hat sie sich in die Altersteilzeit verabschiedet und schaut mit einem Gefühl von Dankbarkeit auf ihre Zeit bei dem Verein zurück. Sie hat aber auch die Zukunft im Blick: Trotz schwieriger Zeiten sei die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn als Bürgerverein im Gesundheitswesen fester Bestandteil eines großen Netzwerkes hospizlich-palliativer Kultur und heute wichtiger denn je.
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Geschäftsführerin verlässt die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn mit Dankbarkeit
Vor allem ihre letzten Jahre als Geschäftsführerin waren nicht immer einfach. Sie bewältigte sie mit den beiden Koordinatorinnen Anita Scholten und Helga Jochem-Balshüsemann sowie fast 100 Ehrenamtlichen. Der Verein wuchs und sah sich mit grundlegenden Veränderungen konfrontiert. Die Anerkennung der Hospizarbeit durch die Krankenkassen und die daraus resultierenden finanziellen Zuwendungen machten zum Beispiel aufwendige Dokumentationen notwendig: Die Bürokratie hielt Einzug in die Arbeit der Hospizbewegung.
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Professionelle Qualität wurde zum Thema – mit der Folge, dass ehrenamtliche Trauerbegleiter eine längere Ausbildung absolvieren mussten. Vorbereitungskurse dauern heute 120 Stunden, früher waren es lediglich 39. Palliative Pflege und Palliativmedizin wurden selbstverständlich und spannen mit der hospizlichen Begleitung auch in Duisburg ein sicheres Netz.
Corona hatte auch für die Hospizbewegung weitreichende Folgen
Dann kam Corona – und hatte auch für das Hospiz gravierende Folgen: Hinterbliebene konnten sich nicht mehr wie gewohnt beim Trauercafé treffen. Das galt auch für die Teilnehmer der Vorbereitungskurse. Immerhin konnten die Seminare zum Teil online angeboten werden. „Eine Notlösung“, sagt Braun-Falco. Sie ist froh, dass die Kurse inzwischen wieder in Präsenz stattfinden können. Zudem brachen dem Verein durch die Pandemie dringend benötigte Spendengelder weg.
Dass die Arbeit für die Menschen weitergehe, habe nicht zuletzt viel mit dem vertrauensvollen Miteinander zu tun, meint Andrea Braun-Falco, „Gesicht und Seele“ der Hamborner Hospizbewegung. Die gelernte Krankenschwester und spätere Sozialarbeiterin, Diplom-Pädagogin und Heilpraktikerin für Psychotherapie hat lange in einem israelischen Krankenhaus in Hamburg gearbeitet. Dort hat sie die für sie wichtigen Werte wie Toleranz, Respekt und Wertschätzung verinnerlicht.
Der Tod war ein Tabuthema – der Verein ermöglicht ein Sterben in Würde
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„Allerdings“, so erinnert sie sich, „waren Sterben und Tod Tabuthemen. Lagen Menschen dort im Sterben, wurden in den Mehrbettzimmern spanische Wände vor deren Betten geschoben.“ Andrea Braun-Falco wird nachdenklich: „Menschenwürde sieht anders aus.“ Wie, das hat sie dann in der Hospizbewegung Hamborn erlebt und gelebt.
Für die engagierte Geschäftsführerin beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Für den hat sie schon Pläne: Andrea Braun-Falco wird sich mehr ihren Kindern und ihrem Enkelkind widmen und weiter Gedichte schreiben. Ihre Arbeit in Hamborn wird in dankbarer Erinnerung behalten: „Ich denke dann oft und gerne an die vielen wunderbaren Menschen, mit denen ich hier vor Ort so viel bewirken durfte.“
Bei Anita Scholten, Helga Jochem-Balshüsemann, Ellen Reimann und den zahlreichen Ehrenamtlern ist die Hospizbewegung in guten Händen. Da ist sich Andrea Braun-Falco sicher.
>> Josef Schmitz gründete den Duisburger Verein 1991
- Im Dezember 2004 lernte Andrea Braun-Falco die Hospizbewegung Hamborn beim Nikolauscafé kennen. Josef Schmitz, Vorsitzender des von ihm 1991 gegründeten Vereins, las als Nikolaus verkleidet aus einem großen Buch vor.
- Die Veranstaltung fand damals in einem kleinen Wohnzimmer an der Taubenstraße statt. Die mehr als 35 Personen sprengten die Kapazität des Raums. Später zog die Hospizbewegung in größere Räume im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Hamborn um. Als das Gebäude verkauft wurde, fand der Verein eine neue Heimat im katholischen Abteizentrum.