Duisburg-Meiderich. Der private Kindergarten Bärenkinder wird in Duisburg-Meiderich seit den 90ern von Eltern organisiert. Was die Einrichtung bewusst anders macht.
Seit einigen Monaten haben die Bärenkinder viel mehr Platz zum Spielen. Denn direkt neben ihrem Kindergarten in Duisburg-Meiderich wurde die angrenzende Wohnung an der Schwabenruhrstraße frei. Diese zusätzlich angemieteten Räume haben die Kita des gemeinnützigen Vereins glatt um 60 Quadratmeter vergrößert. Die Bärenkinder sind ein freier Kindergarten, dessen Anfänge auf das Jahr 1991 zurückgehen.
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Damals fanden sich Eltern zusammen, die aus Mangel an freien Kindergartenplätzen eine gemeinsame Betreuung über eine Spielgruppe organisierten. Ein Jahr später kam es zur Vereinsgründung, 1993 fand der private Kindergarten zunächst im Jugend- und Kulturzentrum Parkhaus eine Bleibe.
„Damals gab es eine Betreuung an drei Vormittagen in der Woche“, erläutert die Kita-Leiterin Beate Schichtel. Im selben Jahr wurde der Verein als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Damit hatte der Mittelmeidericher Kindergarten Anspruch auf Zuschüsse von Stadt und Land. „Ein weiterer finanzieller Baustein sind die Elternbeiträge“, erklärt Erzieherin Schichtel.
Eltern leisten Pflichtstunden im privaten Duisburger Kindergarten Bärenkinder
Die Eltern leisten aber noch mehr. Der komplette Vorstand ist mit Vätern und Müttern besetzt, pro Kind sind drei Pflichtstunden im Monat abzuleisten (“Kann aber auch gerne der Opa machen“). Zu tun gibt es genug. Für Ausflüge in die nähere Umgebung muss ein Fahrdienst bereitgestellt werden, dazu gehört manchmal die weitere Begleitung der Kinder. Einkaufen steht auch auf dem Programm, denn schließlich frühstücken die Kids gemeinsam. Getränke und frisches Obst dürfen da nicht fehlen.
Auch bei der Erweiterung des Kindergartens in diesem Jahr war die Arbeit der Eltern erforderlich. Schließlich gab es nach dem Durchbruch zur angemieteten Wohnung jede Menge zu renovieren. Nadine Schiebahn-Wild, Mutter der vierjährigen Rosalie, arbeitet seit zwei Jahren im Vorstand des elterngeführten Kindergartens als Schriftführerin. Die Arbeit dort nimmt sie ernst: „Da hat man schon eine große Verantwortung. Man ist ja schließlich haftbar für das, was man tut.“
Das fünfköpfige Kita-Team betreut aktuell 27 Kinder
Seit 1996 befindet sich die „Höhle“ der aktuell 27 Bärenkinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren an der Schwabenruhrstraße. Derzeit werden die kleinen Bären von drei Erzieherinnen, einer Kinderpflegerin und einer Berufspraktikantin betreut. Eingestellt wird das Fachpersonal vom rein ehrenamtlich agierenden Eltern-Vorstand.
Nadine Haag, die Mutter von Alexander (6) und Julia (3), ist sehr zufrieden mit der Wahl des Kindergartens. Die Möglichkeit, ihren Nachwuchs in Mittelmeiderich unterzubringen, kam der Neumühlerin sehr gelegen: „Wir hatten Schwierigkeiten, einen Kindergartenplatz zu bekommen. Das Konzept hier hat uns direkt überzeugt.“
Vom Landessportbund als Bewegungskindergarten anerkannt
Offensichtlich auch den Landessportbund, der den Kindergarten als „anerkannten Bewegungskindergarten“ ausgezeichnet hat. Denn Bewegung haben die Kinder viel. Nicht nur auf der Spielterrasse, wo es im Moment besonders interessant ist, in den Pfützen rumzumatschen. „Kein Problem! Regenkleidung und Stiefel an, und dann geht’s raus“, so die Erzieherin Chantalle Weyers. Auch der nahe Stadtpark ist häufiges Ziel: „Wir sind viel draußen, bei Wind und Wetter.“
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Einrichtungsleiterin Beate Schichtel weist zudem auf den Bewegungsraum im Keller hin und auf den Besuch einer benachbarten Turnhalle, der einmal pro Woche ansteht: „Wir machen alles, um motorische Defizite erst gar nicht aufkommen zu lassen.“
So erwähnt sie nicht ohne Stolz, dass man zweimal im Monat mit der ganzen Bärenkinderhorde den Duisburger Stadtwald aufsucht. „Da gibt es immer so viel zu entdecken. Oft ist der Ausflug mit einem Picknick verbunden. So erfahren die Kids etwas über den Wald und erleben die Jahreszeiten in der Natur.“
Kreativität und Fantasie werden stark gefördert
Ganz bewusst wird außerdem der übermäßige Einsatz von Spielzeug vermieden. „Davon haben die Kids zuhause mehr als genug“, weiß Erzieherin Chantalle Weyers, „Weniger davon fördert die Kreativität und regt die Fantasie an.“
Über einen Mangel an Fantasie verfügen die vierjährigen Max und Rosalie sichtlich nicht. Max zeigt seinen Lieblingsraum, „das Bauzimmer“. Hier können er und seine Freunde mit Kran, Lastwagen und Holzklötzen so manche Baustelle einrichten – und wieder zerstören. Rosalie weicht dabei auch diesmal nicht von der Seite ihres Freundes Max. Technisches Verständnis hat die Vierjährige durchaus, kann schon locker die Funktionsweise des Holzkrans erklären und weist selbstsicher auf die Kurbel: „Man muss hier nur dran drehen.“
Doch worin genau liegt der Unterschied zwischen dem privaten Kindergarten des Vereins Bärenkinder e.V. und den Kitas in anderer Trägerschaft? „Bei uns geht es sehr familiär zu“, erläutert Beate Schichtel, „unser Personalschlüssel ist günstig. Wir haben mehr Zeit, auf die Kinder einzugehen, der Kontakt zwischen Eltern und Erziehern ist viel intensiver.“
>> KINDER WERDEN VON 7.30 BIS 14.30 UHR BETREUT
● Der Kindergarten „Bärenkinder“ ist eine Elterninitiative, die 1991 als Spielgruppe ins Leben gerufen wurde. Der Grund: Viele Meidericher Kinder hatten damals keinen Kindergartenplatz. Begonnen wurde im Gemeindehaus am Nombericher Platz an zwei Vormittagen in der Woche.
● 1992 wurde der gemeinnützige Verein „Bärenkinder e.V.“ gegründet. Aktuell werden die Kinder werktäglich von 7.30 bis 14.30 Uhr betreut.
● Alle Verwaltungstätigkeiten werden ehrenamtlich vom Vorstand verrichtet, der sich rein aus der Elternschaft zusammensetzt.
● Weitere Infos gibt’s auf www.baerenkinder-ev.de.