Duisburg-Marxloh. In Marxloh haben viele Entwicklungsmaßnahmen versagt. Das Konzept „Ankunftsstadtteil“ soll das vor allem für die 50-Millionen-Förderung ändern.

Marxloh soll kein Millionengrab mehr sein. Politik und Stadt hoffen, mit dem Konzept des „Ankunftsstadtteils“ Entwicklungsmaßnahmen künftig so zu auszurichten und zu verzahnen, dass sie nachhaltig Wirkung entfalten. Ein gutes halbes Jahr nach dem Beschluss der Bezirksvertretung hat der Beigeordnete Paul Bischof diese im März über die ersten und die nächsten Schritte der Stadt informiert.

Das Konzept des Ankunftsstadtteils („Arrival City“) folgt einer Idee des Migrationsforschers Doug Saunders. Es soll den negativen Begriff „Problemstadtteil“ ins Positive kehren und den dort ankommenden Menschen besseren Zugang zu Wohnraum, Bildung und anderen wichtigen Lebensbereichen ermöglichen. Andere bekannte Ankunftsstadtteile sind Brooklyn in New York oder die Pariser Banlieues; ein Beispiel in der Region ist die Dortmunder Nordstadt.

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Auswirkungen auf 50-Millionen-Projekt in Marxloh

Doch was heißt es, dass Marxloh ein Ankunftsstadtteil werden soll? Was bedeutet der bei Sozialwissenschaftlern und Raumplanern beliebte, für den Laien doch recht schwammige Begriff für die Praxis? Die Stadt Duisburg soll künftig alle Maßnahmen der Stadtentwicklung nach acht Kriterien ausrichten, die Doug Saunders den Ankunftsstadtteilen zugrunde legt. Dazu gehören etwa die Annahmen, dass der jeweilige Stadtteil die besten Schulen braucht, grundsätzlich bezahlbar ist, und Arbeit bietet.

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Insbesondere das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) „Stark im Norden“, dessen Umsetzung mithilfe von 50 Millionen Euro Fördergeld absehbar beginnt, soll um ein Konzept erweitert werden, das alle Fördermaßnahmen an den acht Kriterien ausrichtet und sie in diesem Kontext bewertet.

Dazu stünden mittlerweile Stellen aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Verwaltung im Austausch, berichtete jetzt Paul Bischof, der das Dezernat für Recht, Familie und Integration leitet. Auf Geheiß von Oberbürgermeister Sören Link ist das Dezernat mit seinem Kommunalen Integrationszentrum federführend. Mit Ulrike Oosterkamp wurde dem Projekt eine Mitarbeiterin vollständig zugeordnet, die jahrelang für die EG DU in Hochfeld tätig war.

Arrival City Marxloh: Ausschreibungen stehen an

Bischof bat die Bezirksvertreter, die acht an Saunders angelehnten Ziele für Marxloh weiter zu präzisieren – „damit wir nicht aneinander vorbeireden“. Auch ein Workshop mit allen für den Prozess relevanten Ämtern soll stattfinden, etwa um Zuständigkeiten festzulegen.

Auf dieser Basis will die Stadt dann Dienstleistungen extern ausschreiben. „Wir wollen absolute Experten“, so Bischof. Besondere Bedeutung kommt der Entwicklung eines Bewertungssystems zu, das die Wirksamkeit aller Maßnahmen und Projekte sowie ihre Vernetzung überprüft. Zuerst aber soll das zu beauftragende Unternehmen Daten zur sozialen, wirtschaftlichen, verkehrs- und arbeitsbezogenen Infrastruktur sichten und auswerten.

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„Es ist ein besonders Projekt“, sagt Paul Bischof, das man in der Verwaltung „mit einer positiven Grundstimmung“ angehe. Gleichwohl wartet viel Arbeit, und auch zeitlich ist zu beachten, dass schon im Sommer mit Einrichtung des Quartiersmanagements in Marxloh die Umsetzung des ISEK ganz konkret beginnen soll.

>> DIE KERNKRITERIEN EINES ANKUNFTSSTADTTEILS

● Eine „Arrival City“ folgt bei der Stadtteilentwicklung folgenden Kriterien: Sie ist eine Stadt in der Stadt, ist bezahlbar, gut erreichbar und bietet Arbeit, ist informell und informiert, ist selbstgebaut, ein Netzwerk aus Einwanderern und Alteingesessenen und braucht die besten Schulen.

● In einem Ankunftsstadtteil sollen Alteingesessene nicht vergessen und möglichst so eingebunden werden, dass sie sich trotz des Wandels in ihrer Heimat immer noch heimisch fühlen.