Duisburg. Deniz Güner (CDU) und Frank Börner (SPD) trafen sich in der Duisburger Werkkiste zur Diskussion. Wie sie dem Norden hochhelfen wollen.

Es mutete an wie „Ping Pong“ mit Vorwürfen: Die beiden Duisburger Landtagskandidaten Deniz Güner (CDU) und Frank Börner (SPD) haben die Werkkiste Bruckhausen in ihrem Wahlkreis Duisburg III besucht. Bei einer Podiumsdiskussion schoben die Politiker abwechselnd den jahrzehntelangen SPD-Landesregierungen oder dem amtierenden CDU-Kabinett die Schuld zu, wenn es um die sozialen Probleme im Duisburger Norden ging.

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Die Werkkiste ist eine Einrichtung des Bistums Essen, die unter anderem in ihren Werkstätten jungen Menschen berufliche Perspektiven gibt, sie auf eine Ausbildung vorbereitet und sie generell in geregelte Strukturen bringt. Kein Wunder also, dass Norbert Geier, Geschäftsführer der Werkkiste, als Moderator der Podiumsdiskussion besonders auf die Themen Bildung, Armut und Wege in den Job eingeht.

CDU und SPD streiten sich über Sinn und Unsinn von Talentschulen

Zu Beginn der Diskussion geben beide Politiker ein Statement ab, benennen den Kern ihrer Bemühungen für den Wahlkreis. Deniz Güner sagt, dass es „kein Nachteil sein darf, im Duisburger Norden auf die Welt gekommen zu sein“. Frank Börner blickt auf die Bildung und erläutert, dass „Bildung alle mitnehmen muss. Und wir brauchen im Duisburger Norden mehr Lehrer.“

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Mit dem ersten Thema, dem Zugang zur Bildung, kommt dann Feuer in die Diskussion. Güner fordert mit Blick auf den Bildungsstandort Duisburg-Nord eine „Fehleranalyse“ der SPD-Landesregierungen von 1966 bis 2005 und von 2010 bis 2017. Mit den Talentschulen will die NRW-CDU die „miserable Bildungssituation im Norden in die Champions League heben“. Talentschulen sollen alle Schulen mit besonderen, sozialen Herausforderungen werden – und dann mehr Ressourcen und Lehrer erhalten.

Frank Börner hingegen sieht die amtierende CDU-Regierung als Verantwortliche der Bildungsmisere im Norden. „Es wurde fünf Jahre nichts gemacht, nicht gegengesteuert“, sagt Börner mit Blick auf den Lehrermangel und fehlende Kindergartenplätze im Norden. „Da bringt es nichts, die Schulen einfach ‚Talentschulen‘ zu nennen.“

Ganz genau: Deniz Güner (rechts, CDU) lernte in der Metallwerkstatt der Duisburger Werkkiste, wie man richtig schleift, biegt und bohrt.
Ganz genau: Deniz Güner (rechts, CDU) lernte in der Metallwerkstatt der Duisburger Werkkiste, wie man richtig schleift, biegt und bohrt. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Dem Duisburger Norden Lehrer zuweisen

Deniz Güner wirft Frank Börner dann quasi dasselbe vor. „Herr Börner, Sie sitzen seit zehn Jahren im Landtag, Sie haben nichts am Lehrermangel gemacht.“ Er selbst unterstütze die Idee, Lehrer in sozialen Brennpunkten wie dem Duisburger Norden zuzuweisen, um den Mangel zu bekämpfen – diese Lehrer aber dann auch entsprechend zu bezahlen. Außerdem sei die Anzahl der Grundschulen, zum Beispiel in Marxloh, nicht entsprechend der Einwohnerzahl gewachsen. Wie zu der Zeit seiner eigenen Einschulung gebe es heute immer noch vier Grundschulen im Stadtteil. „Aber es müssten mehr sein, zum Beispiel sechs.“

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Frank Börner betont, dass mehr Lehrerstellen zwar eine gute Sache seien, bloß müsse man sie auch besetzen. Dem Duisburger Norden und seinen Grundschulen würde es deshalb helfen, alle Grundschullehrer nach der Beamtenbesoldungsstufe A13 zu bezahlen, statt wie bisher A12. Außerdem sollen frisch studierte Lehrer dahin verteilt werden, wo sie am dringendsten gebraucht werden. „Nach fünf, sechs Jahren können sie dann wechseln“, schlägt der SPD-Politiker vor.

Betriebe: Wer nicht ausbildet, soll „umgelegt“ werden

Natürlich spielt auch das Thema Armut im Norden eine Rolle. Frank Börner pocht darauf, dass sich Menschen, denen Armut oder Obdachlosigkeit droht, an die Stadt wenden sollen, „die wichtigste Maßnahme ist die Beratung“. Deniz Güner fordert, anstelle der Erhöhung des Hartz-IV-Satzes die Beschäftigung zu fördern. Gerade in der Werkkiste mit vielen Jugendlichen stößt seine Idee auf offene Ohren: „Es sollten nicht fünf Jahre Hartz IV abgewartet werden, bis eine Person eine geförderte Stelle kriegen kann. Bei Jugendlichen sollte das sofort möglich sein.“

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Das leitet direkt in den letzten Themenblock der Podiumsdiskussion über, Ausbildung und Arbeit. Frank Börner will wieder mehr Betriebe dazu animieren, Azubis auszubilden. Wer das nicht tut, wird „umgelegt“ – muss also Geld zahlen, damit anderswo ausgebildet werden kann. Deniz Güner will das Problem mangelnder Ausbildungsplätze mit einem gesunden Mix aus Industrie und Dienstleistern in den Nord-Quartieren bekämpfen – und mit Start-ups, die sich ansiedeln sollen.

>> ERST GEARBEITET, DANN DISKUTIERT

  • Bevor sich Deniz Güner und Frank Börner um die Zukunft des Duisburger Nordens „zofften“, schauten sie zwei Stunden lang den Teilnehmern in der Werkkiste über die Schultern.
  • Frank Börner verschönerte in der Holzwerkstatt Platten mit zugesägtem Bambus, Deniz Güner lernte in der Metallwerkstatt alles übers Schleifen, Biegen und Bohren.
  • Schon am 25. März waren Melih Keser (Grüne) und Dennis Erle (FDP) zu Gast in der Werkkiste. Sie trafen sich am Werkkiste-Standort in Marxloh zur Diskussion.