Duisburg. Die Beecker Kirmes hatte Veranstalter Duisburg Kontor lange totgesagt. Jetzt gibt’s doch eine Neuauflage. Was geplant ist, was befürchtet wird.
Die erstaunliche Kehrtwende um die Zukunft der bereits totgesagten Beecker Kirmes hat sowohl die Schausteller als auch den städtischen Veranstalter Duisburg Kontor überrascht. Dennoch: „Es wird eine Beecker Kirmes geben, und wir sind gut darauf vorbereitet“, sagt Alexander Klomparend, Sprecher der Stadttochter.
Der Rummel wird also doch nicht beerdigt und durch eine neue Veranstaltung an der Schauinsland-Reisen-Arena ersetzt. Aber nicht ein Bekenntnis aus Überzeugung zu dem Straßenjahrmarkt mit jahrhundertealter Geschichte hat die Stadtverwaltung dazu gebracht, diesen Plan zu kassieren. Schließlich hatten sich Duisburg Kontor und die Schaustellerverbände bereits ganz klar gegen die Beecker Kirmes positioniert und sie einhellig für tot erklärt. Tatsächlich zeichnete sich aber für den nötigen Ratsbeschluss im Vorfeld der nächsten Sitzung am 31. März keine Mehrheit ab. Deshalb zog die Stadtverwaltung die Reißleine.
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Folglich gilt weiterhin die aktuelle Volksfestsatzung, die einen Jahrmarkt in Beeck rund ums erste Juli-Wochenende vorsieht. „Das ist ganz klar unser Auftrag und organisatorisch kein Problem“, so Klomparend, der auf gute Vorarbeit und auf viel Expertise bei Duisburg Kontor verweist. So ist demnach der Traditionsrummel im Duisburger Norden gemäß dem städtischen Auftrag längst ausgeschrieben, und genügend Karussellbetreiber und Budenbesitzer („eine mittelgroße Anzahl“) haben sich gemeldet.
Über diesen sehr geringen Rücklauf nach der zweijährigen Corona-Zwangspause gab sich jedoch der Kontor-Geschäftsführer Anfang März noch enttäuscht, sah ihn als starkes Argument gegen Beeck und für die neue Sportpark-Kirmes am MSV-Stadion. Denn nur 180 Schausteller, weniger als die Hälfte der sonst üblichen Anzahl, hatten sich für die Beecker Kirmes beworben. Dies sind keine verbindlichen Zusagen, weshalb Kluge mit weniger als hundert Schaustellern rechnete. Also deutlich weniger als die 150 beim vielkritisierten bislang letzten Jahrmarkt 2019.
Duisburg Kontor: „Der Charakter der Beecker Kirmes wird sich ändern“
Deshalb arbeitet Duisburg Kontor nun an einem neuen Konzept. „Der Charakter der Veranstaltung wird sich verändern“, erläutert Alexander Klomparend. Die Veranstaltung wird kleiner als gewohnt. Wo sonst „ein Volksfest in Beeck“ organisiert wurde, das in der Vergangenheit die größte Kirmes am Niederrhein war, soll es in diesem Jahr „ein Volksfest für Beeck und die umliegenden Stadtteile“ geben. Örtliche Vereine und Organisationen will die Stadttochter einbeziehen. Sie hatten sich gegen das Kirmes-Aus gestemmt. Ein erstes Treffen verlief positiv. Derzeit laufen zudem Gespräche mit den Schaustellern.
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Behält Beeck also nur ein kleines Stadtteilfest auf dem Marktplatz? Einen Trostpreis? Dem widerspricht Duisburg Kontor entschieden. „Wir stellen etwas Attraktives auf die Beine“, verspricht Klomparend, und die Veranstaltung werde „deutlich größer als ein Stadtteilfest“. Allerdings stehe noch nicht fest, auf welchen Plätzen und Straßen überhaupt Fahrgeschäfte und Buden aufgestellt werden. Danach richten sich die Standpläne und ein neues Sicherheitskonzept.
Politiker kritisieren mangelndes Interesse der Stadt an dem Traditionsrummel
Für die Traditionsveranstaltung haben alle örtlichen Parteien geschlossen gekämpft. Deshalb freut sich die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Katrin Weiner (Grüne) aus Beeck, dass die Kirmes im Stadtteil bleibt. Dennoch bleibt sie skeptisch, befürchtet einen nur halbherzig organisierten Jahrmarkt, sogar eine Absage. „Ich sehe bei der Stadt und bei Duisburg Kontor kein Interesse an der Veranstaltung oder an ihrem Erfolg“, kritisiert Weiner.
Zumal die Kirmes am Stadion ein modernes Konzept, eine neue Marketingkampagne und eine neue Webseite bekommen sollte, die Stadt Duisburg wollte sogar mehr Geld in die Hand nehmen. Und für die 481. Auflage der Kirmes in Beeck? Nichts dergleichen. Statt dessen habe man „Beeck und ihre Menschen vorgeführt“, indem man zuletzt wochenlang ausschloss, dort jemals wieder ein großes Volksfest feiern zu können.
Will die Stadt Duisburg die Beecker Kirmes scheitern lassen?
Daher fordert die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin ein nachhaltiges Konzept für den Rummel und dasselbe große Engagement, das die städtischen Spezialisten bereits für die Sportpark-Kirmes in Neudorf versprochen hatten. Sollten die Fachleute zu dem Schluss kommen, dass Bierbuden, Würstchenstände, Karussells und Auto Scooter im Norden nicht mehr funktionieren, müsse das Konzept angepasst werden – vielleicht zu einem Kulturfestival.
Die Beecker Ratsfrau Jülide Celenk (SPD) warnt ebenfalls davor, ein Scheitern der Kirmes in Kauf zu nehmen, um anschließend weniger Gegenwind für einen Neustart am Stadion zu haben. Gegen ein Beeck ohne Kirmes werde sie weiterkämpfen. Ebenso der auch für den Stadtteil zuständige SPD-Ratsherr Luis Bruns. Beide unterstützen die Forderung nach einem nachhaltigen Konzept. Sie schlagen kleinere Standgebühren für die Schausteller vor und wollen mittelfristig die Rückkehr zum langjährigen Termin Ende August.
Ob es den Traditionsjahrmarkt im Duisburger Norden aber überhaupt 2023 gibt, bleibt weiterhin offen. Kontor-Sprecher Alexander Klomparend betont: „Wir richten uns nach dem, was der Rat beschließt.“
>> Stadt Duisburg und Schausteller sehen keine Zukunft für die Beecker Kirmes
● Die von der Stadt Duisburg zurückgezogene Beschlussvorlage hat die Idee der Sportpark-Kirmes als alternativlos dargestellt. Dieses Urteil basiert auf einer Standortanalyse von Duisburg Kontor. Die Stadttochter kommt zu dem Schluss, dass Beeck und der ebenfalls diskutierte Landschaftspark nicht für Volksfeste geeignet sind.
● Die Schausteller widersprechen, lehnen nach schlechten Erfahrungen einen Rummel am MSV-Stadion ab und wollen stattdessen in den Landschaftspark. Eine Zukunft für die Beecker Kirmes sehen sie nicht und stimmen darin mit der Stadt überein.