Duisburg. Die Energie für die Duisburger König-Brauerei soll bald aus dem benachbarten Stahlwerk kommen. Die Brauerei kooperiert mit Eon und Thyssenkrupp.

Die Duisburger König-Brauerei will ihr Bier künftig mit Energie aus dem benachbarten Stahlwerk von Thyssenkrupp brauen. Bislang wird der Großteil der Wärmeenergie für die Brauerei der Bitburger-Gruppe durch das Verfeuern von Braunkohlenstaub aus dem Rheinischen Revier erzeugt. Eine entsprechende Anlage ist seit mehr als 30 Jahren in Betrieb. Das soll sich nun ändern – durch ein Gemeinschaftsprojekt mit Thyssenkrupp Steel und dem Essener Energiekonzern Eon.

„Unser Ziel ist es, im Frühjahr nächsten Jahres das erste Bier mit Hilfe der Abwärme von Thyssenkrupp zu brauen“, sagt Guido Christiani, der Geschäftsführer der Duisburger Brauerei. Die Zusammenarbeit von König-Brauerei, Eon und Thyssenkrupp sei auf mindestens 20 Jahre angelegt.

Dabei handelt es sich um eine Art Dreiecksbeziehung: Deutschlands größter Energiekonzern ist Projektentwickler, Mitinvestor und Betreiber der Anlage, Thyssenkrupp verkauft die gelieferte Wärme an Eon, die Brauerei wird Eigentümerin einer neuen Pipeline und kauft die Abwärme vom Essener Versorger. „Das Projekt zeigt, wie Klimaschutz vor der Haustür gelingen kann“, sagt Thyssenkrupp-Manager Jens Reichel.

Bislang setzt die König-Brauerei Braunkohlenstaub ein

„Dass wir Braunkohlenstaub verfeuern, empfinden wir als nicht mehr zeitgemäß“, sagt Brauerei-Chef Christiani. „Indem wir die Abwärme von Thyssenkrupp nutzen, können wir unsere CO2-Emissionen erheblich verringern.“ Mit der neuen Anlage spare die Brauerei rund 75 Prozent ihrer bisherigen CO2-Emissionen ein. Das entspreche etwa 8000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) im Jahr. „Wie es für das traditionelle deutsche Brauverfahren typisch ist, benötigen wir für einige Prozesse viel Wärmeenergie“, sagt der Brauerei-Manager. „Zum Erhitzen der Maische, zum Kochen der Würze und auch für die Reinigungsprozesse in unseren Anlagen brauchen wir reichlich Dampf.“

Geplant ist, Abwärme vom Kraftwerk Ruhrort, das zum Thyssenkrupp-Stahlwerk gehört, durch eine neue sogenannte Dampfübernahmeleitung in die König-Brauerei zu transportieren. Eon baut die

Die Duisburger König-Brauerei (im Bild unten links) befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Stahlstandort von Thyssenkrupp.
Die Duisburger König-Brauerei (im Bild unten links) befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Stahlstandort von Thyssenkrupp. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Leitungsinfrastruktur und übernimmt das Energiemanagement. Eine entsprechende Vereinbarung über eine langfristige Kooperation haben die drei Unternehmen eigenen Angaben zufolge bereits unterzeichnet. Eon, Thyssenkrupp und König-Brauerei investieren demnach gemeinsam einen einstelligen Millionenbetrag. Das Projekt wird auch vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert.

Beginn der Bauarbeiten voraussichtlich im August

„Die Bauarbeiten sollen im August beginnen“, sagt Kevin Bär, der das Projekt für den Energiekonzern Eon betreut. Das Stahlwerk und die Brauerei würden über eine rund 450 Meter lange Pipeline verbunden. „Wärmetransport braucht örtliche Nähe“, sagt der Thyssenkrupp-Manager Reichel. „Die ist hier gegeben.“ Tatsächlich kann Brauerei-Chef Christiani aus seinem Bürofenster auf die Hochöfen 8 und 9 von Thyssenkrupp gucken.

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Die 1858 von Theodor König in Duisburg-Beeck gegründete Brauerei hat eine lange Tradition. In den vergangenen Jahren produzierte die Brauerei am Standort Duisburg meist rund eine Million Hektoliter Bier. In den 1980er-Jahren war die König-Brauerei zwischenzeitlich Marktführer in Deutschland im Geschäft mit Pilsener – bei einem Spitzenausstoß von mehr als 2,5 Millionen Hektoliter Bier pro Jahr.

Auch die König-Brauerei hat in den vergangenen Monaten die Corona-Krise zu spüren bekommen. Mit der Investition in die neue Energieversorgung unterstreicht das Brauerei-Management, dass es langfristige Planungen für den Standort Duisburg gibt. „Wir sind mit unserer Marke ein wesentlicher Bestandteil der Bitburger Braugruppe“, betont Christiani. „König Pilsener wird ausschließlich in Duisburg gebraut. Auch wenn wir Kunden in fast allen Bundesländern haben – unser Schwerpunkt ist ganz klar NRW und hier das Ruhrgebiet.“

„Gutes Signal für unsere rund 200 Beschäftigten“

Den Start der neuen Energieversorgung wünscht sich der Brauerei-Chef – wenn möglich – für den 23. April. Das ist der Tag des Deutschen Bieres. „Die Investition stärkt unseren Standort langfristig. Das ist ein gutes Signal für unsere rund 200 Beschäftigten“, sagt Christiani.

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Aus Sicht des Essener Energiekonzerns Eon ist das Abwärme-Projekt in Duisburg wegweisend. Vorstandschef Leonhard Birnbaum will für das Unternehmen neue Geschäftsfelder durch maßgeschneiderte Klimaschutz-Vorhaben für gewerbliche Kunden erschließen. Dabei soll die „Wärmewende“ eine wichtige Rolle spielen. „Die Hälfte der Energie wird in Deutschland als Wärme in der Industrie und in den Privathaushalten benötigt – und da haben wir wenig Fortschritte gemacht in den letzten 20 Jahren“, gab Birnbaum unlängst im Gespräch mit unserer Redaktion zu bedenken. „Die neue Energiewelt wird von Partnerschaften geprägt“, hebt Eon-Manager Bär hervor. „Wir können uns ähnliche Geschäftsmodelle auch für Branchen wie die Zement- oder Glasindustrie vorstellen.“