Duisburg-Walsum. In Walsum freut man sich auf die Sanierung der Hubbrücke. Die Rheinfähre und den Walsumer Hof jedoch könnte das in ihrer Existenz bedrohen.

Bauzäune, Gitter und Schilder: Die Hubbrücke in Walsum ist seit einigen Tagen gründlich abgeriegelt. Auch Fußgänger und Radfahrer können das Bauwerk nicht mehr passieren, ohne ein gewisses Maß an Kraft und krimineller Energie aufzubringen. Viele Walsumer nehmen das gerne in Kauf, wissend, dass die Sanierung der maroden Brücke nach jahrelanger Hängepartie konkret wird. Zwei benachbarte Unternehmen blicken jedoch besorgt auf die Monate und Jahre, die das Bauvorhaben dauern wird: Der Rheinfähre nach Orsoy sowie dem Restaurant Walsumer Hof droht der Verlust vieler Gäste.

Denn für sie fällt eine wichtige Verkehrsanbindung weg: Während Autos zwar über die Fährstraße anfahren – für sie ist die Hubbrücke ohnehin seit Jahren gesperrt –, nehmen Radfahrer und Fußgänger meist den Weg über den Nordhafen. Das gilt auch für die Menschen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen: Sie können mit dem Bus besser nach Alt-Walsum fahren und dort zu Fuß über die Brücke gehen, statt bei Hövelmann an der Römerstraße auszusteigen und ganze zwei Kilometer laufen zu müssen. Doch diese Möglichkeit fällt nun weg.

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Walsum: Fähre und Restaurant sind auf Ausflügler angewiesen

Fährbetreiber Dirk Nowakowski und Wirt Matthias Langhoff ärgern sich über die Stadt Duisburg. „Mit mir hat vorher niemand gesprochen“, sagt Nowakowski. Fahrgäste hätten ihn morgens angerufen. „Die standen in Alt-Walsum vor der abgeriegelten Brücke und wollten wissen, was los ist.“ Er selber musste erst in die Zeitung gucken, um den Grund für die Sperrung zu erfahren.

Die Stadt hatte in einer Mitteilung an die Presse erklärt: „Wegen ihres schlechten Zustands wird die Hubbrücke zurzeit von den Wirtschaftsbetrieben untersucht und bewertet, um Fragen zur beabsichtigten Sanierung und Instandsetzung zu klären.“ Für die Dauer dieser Untersuchung dürfe die Brücke nicht betreten oder befahren werden. Wie lange das dauern soll, ging aus der Mitteilung nicht hervor – „bis auf weiteres“, hieß es lediglich.

Dirk Nowakowski ist mit seiner Fähre „Glück Auf“ eine Institution in Walsum.
Dirk Nowakowski ist mit seiner Fähre „Glück Auf“ eine Institution in Walsum. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

„Wir werden bei den Gästen riesige Einbrüche haben“, sagt Langhoff. „Wenn ich alleine an die vielen Fahrradfahrer denke, die im Frühling und Sommer in der Rheinaue unterwegs sind.“ Sein Fischrestaurant verfügt auch über einen Biergarten, der in den wärmeren Jahreszeiten viele Ausflügler anzieht. Wie wichtig der Weg über die Hubbrücke ist, habe er im vergangenen Jahr gemerkt, als das Bauwerk bereits wochenweise gesperrt war: „Es kamen spürbar weniger Leute. Und wenn man ehrlich ist: Die Absperrung war zu dieser Zeit nicht annähernd so massiv wie jetzt.“ Viele Menschen seien trotzdem irgendwie drüber gekommen. Das ist nun nicht mehr möglich.

Walsumer Hof: Umsatzrückgang von bis zu 40 Prozent

Die Fähre ist ebenfalls auf Ausflügler angewiesen, wird aber auch von Berufspendlern genutzt. Ob viele Pendler mit Bus oder Bahn zur Römerstraße fahren, und von dort mindestens 20 Minuten lang zum Anleger laufen, ist fraglich.

Sowohl die Fähre als auch der Walsumer Hof haben seit Beginn der Corona-Pandemie ohnehin schon schwer zu kämpfen. Langhoff berichtet von einem Umsatzrückgang von bis zu 40 Prozent. Durch die Sperrung der Brücke könnte es nun noch schlimmer kommen.

Das Restaurant „Walsumer Hof“ von Matthias Langhoff wird mit seinem Biergarten oft von Fahrradfahrern aufgesucht.
Das Restaurant „Walsumer Hof“ von Matthias Langhoff wird mit seinem Biergarten oft von Fahrradfahrern aufgesucht. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Er hofft, dass sich die Stadt noch einmal gründlich überlegt, wie man die Instandsetzung für ansässige Betriebe verträglicher gestalten kann. „Man könnte die Brücke doch wenigstens früh morgens und abends offenlassen und nur dann absperren, wenn daran auch wirklich gearbeitet wird“, meint der Wirt. Auch eine provisorische Busverbindung oder Umleitung zur Fährstraße könnte helfen – eine Idee, die wiederum Nowakowski für wenig aussichtsreich hält: „Das gab es ja früher schon, und hat sich für die DVG nicht rentiert.“ Beide wünschen sich in jedem Fall eine angemessene Kommunikation seitens der Stadt, dass sie künftig im Vorfeld von solchen Maßnahmen unterrichtet werden.

Stadt Duisburg zur Hubbrücke: Sicherheit geht vor

Dass die Sperrung wenigstens zu Randzeiten gelockert wird, scheint aktuell unwahrscheinlich: „Für die Dauer der aktuellen Untersuchungen ist sie aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht leider unumgänglich“, sagt Stadtsprecher Malte Werning auf Nachfrage. Man müsse erst einmal ganz genau prüfen, in welchem Zustand sich die Hubbrücke befindet.

„Erst wenn wir hier Klarheit haben, können wir auch Angaben dazu machen, wann die Sperrung aufgehoben werden kann, und Fußgänger den Walsumer Hof wieder über die Hubbrücke erreichen können“, so Werning. Gleiches gelte für die Art und Weise sowie Dauer einer möglichen Sperrung bei der Sanierung selbst – „auch hier kann ich leider noch keine Prognose anbieten“. Die Sicherheit genieße immer höchste Priorität. Man versuche jedoch, dauerhafte Sperrungen zu vermeiden und Einschränkungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

Eine Absichtserklärung, die die Betroffenen kaum tröstet. Man fühle sich allein gelassen, bringt Nowakowski seine Gefühlslage auf den Punkt: „Bei den Corona-Regeln gelte ich als öffentlicher Nahverkehr. Aber wenn so etwas ist, denkt an mich keiner.“

>>HUBBRÜCKE WALSUM DREI JAHRE LANG GESPERRT?

• Während die Hubbrücke Walsum derzeit in Vorbereitung der Instandsetzung untersucht wird, soll die Baumaßnahme selbst von 2023 bis 2025 dauern. Der Rheinfähre und dem Walsumer Hof drohen im schlimmsten Fall also drei Jahre lang die durchgehende oder zumindest zeitweise Sperrung des Bauwerks.

• Aktuell wird die Belastbarkeit der Brücke überprüft. Auch vom Ausgang dieser Untersuchung wird abhängen, ob sie künftig auch wieder von Autos befahren werden darf.