Duisburg-Laar. Wohnungen, Feten, Konzerte – die einstige evangelische Kirche in Laar soll zum modernen Treffpunkt werden. Das plant Unternehmer Thomas Ophardt.

Der Unternehmer Thomas Ophardt hat eine genaue Vorstellung davon, wie eine moderne Kirche sein muss. Menschen in der Nachbarschaft sollen sie wieder gerne mit Leben füllen und zum Treffpunkt ihres Viertels machen. Umsetzen will Ophardt seine Vision in Laar, wo er das ehemalige Kirchengebäude an der Apostelstraße samt Grundstück gekauft hat. Damit das Gotteshaus auch der Nachwelt bleibt, hat er sich bei der Stadt Duisburg für dessen Denkmalschutz erfolgreich stark gemacht – auch wenn er dadurch jetzt vielleicht seine Pläne ändern muss.

„Mein oberstes Ziel ist es, die Kirche für die Allgemeinheit zu erhalten“, sagt Ophardt. Das neue Baudenkmal soll weiterhin als Kirche genutzt werden, doch auch Wohnungen und Einzimmerapartments beherbergen, eine Tribüne und eine Bühne sowie ein Konferenzzimmer bekommen. Durch den Denkmalschutz, erst im Herbst von der Bezirksvertretung beschlossen, soll frischer Wind in das Projekt kommen.

Dabei weiß er noch nicht, zu welchen Maßnahmen ihn die Untere Denkmalschutzbehörde beim Umbau verpflichtet. „Wenn ich auf die Wohnungen verzichten muss, dann ist so. Das ist mein Risiko“, gibt sich Ophardt gelassen und verspricht, dass die Kirche in jedem Fall ein moderner Treffpunkt wird.

Wohnungen und Apartments sollen in der früheren Laarer Kirche entstehen

Seitdem der 57-Jährige aus Issum, der selbst evangelisch ist, im Januar 2019 als neuer Besitzer die Schlüssel von der Evangelischen Gemeinde Ruhrort-Beeck entgegennahm, ist an der Apostelstraße kaum etwas passiert – nicht zuletzt wegen Corona und dem Denkmalschutzverfahren. Die Heizanlage ist erneuert, und es gibt nun Telefon und Internet. Dennoch sollen möglichst noch in diesem Jahr die ersten Mieter einziehen und die Menschen im Stadtteil eine Weihnachtsfeier abhalten. „Hier muss wieder Leben rein.“

Der aktuelle Entwurf für den Umbau sieht neben einer Tribüne und einer Bühne vor allem Wohnungen und kleine Single-Apartments vor.
Der aktuelle Entwurf für den Umbau sieht neben einer Tribüne und einer Bühne vor allem Wohnungen und kleine Single-Apartments vor. © Funkegrafik NRW | HETKAMP ARCHITEKTUR

Die Anzahl der Wohneinheiten steht jedoch noch nicht fest. Der ursprüngliche Entwurf vom beauftragten Architekten Jörg Hetkamp sah eine Wohnung mit 110 und eine kleinere mit 75 Quadratmeter im Bereich des Altarraums auf drei Etagen vor, im Souterrain, Erdgeschoss und Obergeschoss. Im Seitenschiff sollten zudem sieben möblierte Einzimmerapartments entstehen. Mittlerweile soll es noch zwei, drei weitere Apartments im Dachgeschoss geben, da sich herausstellte, dass die Decke nicht, wie zunächst vermutet, abgehängt ist. Statt dessen habe sie, so Ophardt, eine robuste Stahlkonstruktion.

Der Bebauungsplan torpediert bereits manche Pläne des Privateigentümers

Eine Pension und ein Restaurant, mit denen der Eigentümer zunächst liebäugelte, wird das Kirchgebäude jedoch künftig nicht bieten, der Bebauungsplan untersagt eine solche gewerbliche Nutzung. Davon lässt sich Thomas Ophardt nicht entmutigen, sieht sich vielmehr kreativ herausgefordert und hat bereits Lösungen parat: Single-Apartments für Kurzzeitmiete und ein Kirchenbistro, das vielleicht von einem gemeinnützigen Förderverein betrieben wird.

Der Kirchraum soll auch nach der Modernisierung das Herzstück des neuen Baudenkmals bleiben. Eine Tribüne soll aber die Bänke ersetzen.
Der Kirchraum soll auch nach der Modernisierung das Herzstück des neuen Baudenkmals bleiben. Eine Tribüne soll aber die Bänke ersetzen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Herzstück des Baudenkmals bleibt aber der Kirchraum. Die Holzbänke weichen einer Tribüne für 200 Zuschauer, die auf eine Bühne vor einer großen LCD-Wand blicken. Redner sollen dort Vorträge halten, Chöre singen oder Musiker Konzerte spielen. Zudem bleibt die Orgel erhalten, teilt sich die Empore aber künftig mit einem Thekenbereich. Gemeindefeste, kirchliche Trauungen mit Hochzeitsfeier und Gottesdienste sollen demnächst wieder in der Kirche gefeiert werden, ohnehin läuten weiterhin die Glocken.

Die Kirche soll wieder Lebensmittelpunkt der Laarer sein

„Ich möchte, dass die Leute durch Neugierde wieder in diesen kirchlichen Raum kommen, das ist mein Ziel“, erläutert der Unternehmer, der in Ruhrort eine kleine Werft betreibt und der bedauert, dass inzwischen viele Gotteshäuser leer stehen. Sein Bauvorhaben sieht er daher als Vorzeigeprojekt, mit dem er Kirchengemeinden Mut machen will, mit ihren Gebäuden und Baudenkmälern durchaus auch mal etwas zu wagen.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Insgesamt zwei Millionen Euro kostet das Bauprojekt samt Grundstückskauf nach aktuellem Plan. Zeitdruck empfinde Thomas Ophardt jedoch nicht, weshalb er den Umbau grundsätzlich optimistisch begleite. Er ist hoffnungsvoll: „Die Kirche hier kann für viele Menschen wieder der Lebensmittelpunkt werden.“

>> EINE BAND UND DER CVJM NUTZEN AKTUELL DIE RÄUME

● Die ehemalige Laarer Kirche an der Apostelstraße 58 wurde 1908 eingeweiht und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Seit 2014 feiert die Gemeinde Ruhrort-Beeck dort keine Gottesdienste mehr, danach haben bulgarische Christen das Gebäude genutzt. Im Sommer 2021 fand darin, unter dem aktuellen Eigentümer, der bisher letzte Gottesdienst, eine Trauung, statt. Aktuell nutzen zudem eine Band und der CVJM die Räume.

● Der Unternehmer Thomas Ophardt wurde durch Zufall auf die leerstehende Kirche aufmerksam, als er seine damals in Laar lebende Tochter besuchte. Er kaufte der Kirchengemeinde die Immobilie samt Grundstück für einen sechsstelligen Betrag ab; bei der Höhe will er sich an Empfehlungen des Gutachterausschusses der Stadt Duisburg orientiert haben.