Duisburg. .
Metallisch-makellos glänzt die Oberfläche, perfekte Schweißnähte zeugen vom Können des Schweißroboters – und der Konstrukteure: Schiffsrümpfe aus Aluminium produziert die Ophardt-Werft neben dem Freihafen in Ruhrort. Kunden sind andere Werften, die auf dieser Basis Jachten, Polizei- oder Arbeitsboote bauen können.
„Die Schale ist komplett funktionsfähig“, beschreibt Geschäftsführer Thorsten Rech das Prinzip von Ophardt-Maritim. Die in Ruhrort gebauten Module sollen Plattform sein für eine große Zahl von Bootsvarianten und die Basis für eine schnelle und kostengünstige Produktion.
Sechs bis acht Tonnen Zuladung erlauben die zwölf Meter langen Alu-Rümpfe, eine Just-in-time-Lieferung wird den Auftraggebern garantiert. Seit 2006 wurde das jetzt serienreife Modul entwickelt und bei Probefahrten im Hafen erprobt. Vorausgegangen, so Rech, sei geduldige „Fleißarbeit am Computer“. Ende 2012 habe man den Rumpf erstmals auf der Aluminium-Messe in Düsseldorf vorgestellt, jetzt laufe die Produktion an. Ziel ist eine Stückzahl von über 50 pro Jahr.
Bis zu 40 Knoten schnell
15 Mitarbeiter sind bei Ophardt tätig – und ganz viel ausgefeilte Technik, beispielsweise Schweißroboter. 2,5 Tonnen wiegt der fertige Rumpf aus nur acht Millimeter dickem Alu-Blech. Rech: „Das ist extremer Leichtbau.“ Der Werkstoff Aluminium sei zudem korrosionsbeständig und brauche keine Beschichtung: „Man kann es lackieren, muss es aber nicht.“ Vorbereitet ist der Rumpf für alle weiteren Arbeiten, auch für den Einbau von bis zu drei Außenbordmotoren, die das fertige Boot auf eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Knoten oder 75 Stundenkilometern bringen können.
Einen ersten namhaften Erfolg kann der Schiffsrumpf „made in Ruhrort“ bereits vorweisen: Unter 4662 Arbeiten aus 54 Ländern gewann das „OP-Shipp Module“ den „red dot design award – honorable mention“ in der Kategorie „Automotive & Transport“ gegen starke Konkurrenz aus der Automobilindustrie und das als erstes Unternehmen der deutschen Bootsindustrie.
Der Mann hinter der Idee mit dem Alu-Rumpf heißt Hermann Ophardt. 1962 gründete er im niederrheinischen Issum eine Firma, die inzwischen zur weltweit tätigen Ophardt-Hygiene-Unternehmensgruppe angewachsen ist und zu den führenden Herstellern von Spendersystemen für Desinfektion und Hygiene im medizinischen Umfeld zählt. 50 Jahre stand der Gründer an der Spitze des Geschäfts, bevor der Sohn die Leitung übernahm.
Und der Senior wandte sich dem zu, was ihn immer schon begeisterte: dem Schiffsbau. Zehn Mio Euro investierte er in einen modernen Werftneubau samt Bürotrakt – und natürlich in Duisburg. Denn dort hatte er 1957 begonnen, Schiffbau zu studieren, hatte bei der Meidericher Schiffswerft sein Praktikum gemacht. Und zeigt nun in Ruhrort, wie modern Schiffsbau sein kann. Computer helfen beim Entwurf wie bei der Produktion, jedes der 850 Bauteile eines OP-Schiffsrumpfs wurde eigens entwickelt und nun mit Hightech -Präzision produziert: „Die Teile sind immer gleich, es gibt nichts, was nicht passt.“
Die wirtschaftlichen Chancen seines innovativen Bootskonzeptes beurteilt der 78-Jährige durchaus optimistisch. Freizeit-Schifffahrt sei ein guter Markt. Und: „Es ist in Deutschland eine Menge zu machen – man muss es nur anpacken.“