Duisburg-Obermeiderich. Die Oberhauser Straße in Meiderich ist voller Schlaglöcher. Die Stadt Duisburg müsste sie sanieren, kann aber nicht. Das hat technische Gründe.
Wie im Niemandsland, für das keiner zuständig ist, fühlt sich oft Sigrid Wirtz-Gruszczynski in ihrer Siedlung in Obermeiderich. Insbesondere wenn sie mit ihrem kleinen Twingo auf der Oberhauser Straße in die Nachbarstadt fahren möchte, um einen der vielen Termine bei ihrem Arzt oder beim Physiotherapeuten wahrzunehmen. Denn „riesige Schlaglöcher“ machen es ihr kaum mehr möglich, die direkte Strecke nach Oberhausen zu nehmen. „Da ist Loch an Loch, die stehen voll mit Wasser und man sieht nicht, wo man reinfährt“, sagt die 71-Jährige.
Kleine Wagen wie ihrer würden da so stark durchgeschüttelt, „dass fast die Achse bricht“. Deshalb müsse sie nun mit ihrem Pkw kilometerlange Umwege fahren, pro Strecke etwa vier Kilometer. Sie sieht die Stadt Duisburg in der Pflicht, die Schlaglöcher zu beseitigen. Doch die zuständigen Wirtschaftsbetriebe scheinen derzeit in dieser Angelegenheit ohnmächtig zu sein.
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„Zum Mond können wir fliegen, aber die Straße kann keiner reparieren“, ärgert sich Sigrid Wirtz-Gruszczynski, die bereits seit 1982 an der benachbarten Lipperheider Straße wohnt und das Problem nun schon seit fast 40 Jahren erträgt. Deutlich schlimmer ist es demnach zuletzt durch schwere Lastwagen geworden, die die Straßenschäden kaum spüren, aber verschlimmern. Viele der Laster steuern, das hat die Obermeidericherin beobachtet, die Schmidt Umweltservice GmbH an.
Das Grundwasser schädigt die Oberhauser Straße in Obermeiderich
Der marode Zustand ist den Wirtschaftsbetrieben Duisburg (WBD) natürlich längst bekannt. „Die Fahrbahn ist dauerhaft durch das Grundwasser überspült und eine Sanierung ist ohne die Absenkung des Grundwassers nicht möglich“, sagt WBD-Sprecher Volker Lange auf Nachfrage. „Auch kurzfristige Flickarbeiten halten maximal ein paar Tage.“
Solche provisorischen Reparaturen hat Sigrid Wirtz-Gruszczynski schon oft beobachtet und beschreibt diese Maßnahmen als halbherzig. So würden die Schlaglöcher zwar verfüllt, aber „dann patscht da nur ein Arbeiter ein paar Mal mit der Schüppe drauf“. Diese Schilderung sei natürlich übertrieben, räumt sie ein, aber dieses Provisorium halte trotzdem oft nur bis zum nächsten schweren Lkw.
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Tatsächlich strebt die Stadt Duisburg eine dauerhafte Lösung für die marode Oberhauser Straße an und hat ein Gutachten zu dem Grundwasserproblem erstellen lassen, auf dessen Grundlage weitere Planungen laufen, um das Wasser abzuleiten. Ausgeschlossen ist laut Lange jedoch bereits, die Fahrbahn einfach höher zu bauen. Die aktuelle Durchfahrtshöhe unter den Brücken auf der Strecke sei „mit 3,9 Metern schon sehr beschränkt“.
Wirtschaftsbetriebe: Eine Lösung ist „komplex und kostenintensiv“
Folglich bleibe nur eine Lösung, die „komplex und kostenintensiv“ ist, „da auch die betroffenen Kanäle und Pumpwerke“ der Wirtschaftsbetriebe bei der Planung mit einbezogen werden müssen. „Die endgültige Lösung der Grundwasserableitung“ muss aber erfolgen, so Volker Lange, bevor der schlechte Straßenzustand beseitigt werden kann.
Diese Argumente hält Anwohnerin Wirtz-Gruszczynski indes für vorgeschoben, zumal die Situation seit vielen Jahrzehnten bekannt sei. „Die Wirtschaftsbetriebe versuchen doch nur, auf Zeit zu spielen. Ich fühle mich veräppelt“, sagt die Obermeidericherin und hegt kaum noch Hoffnung, dass sie in absehbarer Zeit mit ihrem kleinen Auto auf einer erneuerten Oberhauser Straße ohne Schlaglöcher fahren kann.
Bauarbeiten verursachen derzeit ein Verkehrschaos
Dass die Verkehrslage in der Umgebung aber noch weitaus schlimmer kommen kann, das haben jetzt zahlreiche Autofahrer aus Duisburg und Oberhausen erleben müssen. Wegen Straßenbauarbeiten auf der Emmericher Straße ist derzeit die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal gesperrt, Pendler berichten von langen Staus mit Dutzenden Autos auf der Koopmannstraße und Styrumer Straße. „Da ist Chaos hoch drei, das ist eine Katastrophe“, sagt Sigrid Wirtz-Gruszczynski. Sie habe deshalb nach langer Zeit mal wieder versucht, den Schlaglöchern zu trotzen. „Das habe ich aber sofort bereut, am liebsten wäre ich wieder umgekehrt. Aber dafür war zu viel Verkehr.“
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Die Bauarbeiten auf der Emmericher Straße sollen voraussichtlich ab diesem Wochenende beendet und die Kanalbrücke wieder befahrbar sein. Dagegen werden die Obermeidericher noch lange mit Schlaglöchern leben müssen. Sigrid Wirtz-Gruszczynski hofft bis zur Sanierung zumindest auf regelmäßigere Flickarbeiten. Doch diese Hoffnung ist klein, denn einen Schlagloch-Bautrupp hat sie zuletzt vor Monaten gesehen.
>> BEZIRKSVERTRETUNG HAT DIE PROBLEMSTRASSE IM BLICK
● Dem Vorwurf, dass sich niemand für die Schlaglöcher und das Verkehrsproblem in Obermeiderich interessiere, widerspricht Bezirksbürgermeister Peter Hoppe entschieden: „Keine Straße ist für uns Niemandsland.“ Insbesondere der schlimme Zustand der Oberhauser Straße sei in der Bezirksvertretung bekannt.
● Tatsächlich hat das Stadtteilparlament die Oberhauser Straße auf der Prioritätenliste für den Um- und Ausbau kommunaler Straßen ganz nach oben gesetzt. Dadurch sollte sie 2022 oder 2023 saniert werden. Jedoch bezieht sich dies nur auf einen anderen Streckenabschnitt: von der A3 bis zur Obermeidericher Straße. Dort ist teilweise Kopfsteinpflaster verlegt und die Anwohner beklagen schlimmen Lkw-Lärm.