Duisburg-Röttgersbach. Am Rande des Mattlerbuschs verfällt die Ruine eines abgebrannten Hauses. Der Besitzer des Grundstücks würde gerne neu bauen – darf aber nicht.

Ungepflegt sieht es aus am südlichen Ende des Mattlerbuschs. Am Wendehammer der Seelhorststraße wuchert das Unkraut ungebremst; zwischen dichtem Gestrüpp sind nur noch schwer die Reste des Hauses zu sehen, das dort im Jahr 2013 brannte. Dem Zustand würde Selgün Calisir gerne ein Ende bereiten – doch die Stadt erlaubt ihm bis heute nicht, das Grundstück gegenüber dem Parkplatz neu zu bebauen.

Das 1857 errichtete Haus hatte Calisir einst gekauft, um es zu sanieren und später für die Familie zu nutzen. Das absichtlich gelegte Feuer – die Täter sind bis heute unbekannt – sowie weitere Fälle von Vandalismus setzten dem Gebäude aber so sehr zu, dass bei Calisirs letztem Wiederaufbauversuch die Dachbalken in sich zusammenfielen.

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„Ungerecht“: Am anderen Ende des Mattlerbuschs wurde gebaut

Der Geschäftsmann gab das Vorhaben schließlich auf, wollte auf seinem Grundstück stattdessen ganz neu bauen. Doch es blieb beim Wollen: Auf der Fläche gilt der Bebauungsplan für den Mattlerbusch, der dort eine Grünfläche vorsieht. Weil 1968, beim Inkrafttreten des Bebauungsplans, das alte Haus bereits an dieser Stelle gestanden hatte, genoss es Bestandsschutz. Ein neues Haus darf dort jedoch nicht gebaut werden.

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Allerdings besteht in der Theorie die Möglichkeit, Grundstücke aus einem Bebauungsplan herauszulösen, und für sie einen neuen Bebauungsplan zu entwickeln. Genau das wollte Calisir an dieser Stelle erwirken, sprach mit Dezernenten und Politikern. Die Stadt allerdings blieb dabei: Die Fläche soll als Grünfläche ausgewiesen bleiben – man befürchte eine negative Vorbildwirkung für die angrenzenden Grundstücke, deren Eigentümer dann womöglich ebenfalls bauen wollen könnten.

Weitere Briefwechsel zwischen Calisir und den Behörden folgten. Darin machte er etwa darauf aufmerksam, dass man am Könzgenplatz genau das getan habe, was er sich auch für sein Grundstück wünscht: Der Könzgenplatz liegt am anderen Ende des Mattlerbuschs, gehörte früher zum Geltungsbereich desselben Bebauungsplans. Damit dort dennoch gebaut werden konnte, nahm die Stadt an dieser Stelle das Grundstück aus dem Bebauungsplan heraus, und stellte stattdessen einen neuen auf.

Stadt Duisburg will „städtebauliche Zielsetzungen“ sichern

Für Calisir eine Ungerechtigkeit: „Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. So sollte eine Stadt nicht mit ihren Bürgern umgehen.“ Auch der Mattlerhof sei nach einem Brand wieder aufgebaut worden, obwohl er mitten im Plangebiet liege statt nur am Rande. „Und im Rahmerbuschfeld verteidigt die Stadt einen Bebauungsplan im Biotop.“

Wenn er das Grundstück neu entwickeln dürfte, sagt Calisir, würde die gesamte Umgebung davon profitieren: „Auf dem Parkplatz gegenüber treffen sich spätabends Menschen und hinterlassen viel Müll. Die kommen doch nur hierher, weil sie sich unbeobachtet fühlen.“ In der Nähe von Anwohnern würde sich diese Klientel womöglich weniger wohl fühlen. Vor allem aber würde kein Gestrüpp mehr kreuz und quer wachsen. Selgün Calisir wirft die Frage auf: „In den nächsten Jahren gibt der RVR Millionen für den Park aus – wie passt das bitte zu dem Bild an dieser Stelle?“

Selgün Calisir sieht Vorteile für die ganze Umgebung, wenn er sein Grundstück an der Seelhorststraße in Duisburg-Röttgersbach neu bebauen dürfte.
Selgün Calisir sieht Vorteile für die ganze Umgebung, wenn er sein Grundstück an der Seelhorststraße in Duisburg-Röttgersbach neu bebauen dürfte. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die Gründe, warum das Grundstück nicht aus dem Bebauungsplan herausgelöst werden soll, führt die Stadt heute nicht mehr näher aus. Sprecher Falko Firlus sagt nur: „Der Bebauungsplan ist wirksam und sichert nach wie vor die städtebaulichen Zielsetzungen.“ Welche Zielsetzungen das sind und warum sie einem Haus an dieser Stelle entgegenstehen, geht aus der Antwort nicht hervor.

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So bleiben bei Calisir Frust und Enttäuschung, mittlerweile auch Resignation, wie er einräumt. Und nicht zuletzt bleibt ein Verlust von 40.000 Euro – so viel hatte er einst für das Haus samt Grundstück bezahlt.

>>SCHON FRÜHER WIDERSTAND GEGEN BEBAUUNG AM MATTLERBUSCH

• Selgün Calisir wohnt mit seiner Familie selbst am anderen Ende der Seelhorststraße. Sein Haus war das erste an diesem Ort; dass dort weitere Häuser entstanden sind, war seine Initiative – die anfangs auf Widerstand stieß.

• Anwohner äußerten Sorge, Calisir wolle auch die brachliegenden, direkt an den Mattlerbusch angrenzenden Felder bebauen und die Gegend so zubauen. Die Gerüchteküche brodelte: „Da wurde erzählt, ich wolle eine türkische Siedlung oder eine Moschee errichten“, erinnert er sich. Die Bedenken konnte er damals ausräumen und ist durchaus stolz, wie sich die Siedlung an der Seelhorststraße seitdem entwickelt hat.