Duisburg-Röttgersbach. Röttgersbach bietet ländliches Flair und historische Sehenswürdigkeiten. Eine idyllische Wanderung durch den Duisburger Norden.

Dass es ländliche Idylle auch in Duisburg gibt, zeigt schon der Blick in eine Wander-App. Zahlreiche Routen führen durch die romantische Rheinaue, in den Stadtwald oder im Süden entlang der sechs Seen. Idyllische Orte hat auch Röttgersbach, Sehenswürdigkeiten obendrein. Und die will ein Bewohner des Stadtteils möglichst vielen Menschen nahebringen: Michael Voith hat eine Wanderroute rund um sein Zuhause entwickelt.

Neun Kilometer ist die Strecke lang. „Das eignet sich zum Wandern und Joggen ebenso wie für einen Spaziergang oder eine Radtour“, sagt Voith. Der gebürtige Leverkusener wohnt seit 1992 „im“ Röttgersbach, will hier nicht mehr weg. Sein Lieblingsort im Stadtteil sind die Streuobstwiesen zwischen Golfplatz und Kaiser-Friedrich-Straße: „Dieser ländliche Charakter ist in der Gegend einmalig.“

Historische landwirtschaftliche Flächen wurden teilweise zu Bauland

Doch hinter der Wanderung steckt mehr als die Lust an sattem Grün und weiten Feldern. Sie führt entlang einiger Orte und Bauwerke, an denen die Geschichte von Röttgersbach sichtbar wird. Voith interessiert sich sehr für diese Geschichte, beteiligt sich auch an der Chronik, die der Historiker Thorsten Fischer zurzeit über seine Heimat schreibt. „Der Weg gibt einen schönen Eindruck vom Inhalt des Buches“, sagt der 60-Jährige.

Michael Voith joggt und spaziert gerne durch seine Wahlheimat im Duisburger Norden.
Michael Voith joggt und spaziert gerne durch seine Wahlheimat im Duisburger Norden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Los geht’s – natürlich – an der Kirche St. Barbara, die von der örtlichen Gemeinde einst selbst erbaut wurde. Im roten Backsteinbau gegenüber befand sich früher ein Teil der Hamborner Polizeiunterkunft. Von hier führt die Route in Richtung Südosten, zwei Kilometer auf einem Radweg entlang der Kleinen Emscher.

Auf diesem Stück befinden sich mehrere historische Orte, etwa der Tellmannshof, von dessen ursprünglicher Nutzfläche heute noch eine kleine, mit Obstbäumen bestandene Wiese übrig ist – der Rest wurde im Laufe der Jahrzehnte zu Bauland umgewandelt. Hinter der Lutherkirche gelangt man zur Siedlung Frauenwiese. „Schon auf alten Flurkarten findet sich die Bezeichnung ‘Frowen Wyß’“, erklärt Voith.

Der Röttgersbach floss einst aus Biefang nach Hamborn

Am Kleingartenverein „Kleine Emscher“ geht es nach links. Im Grenzgebiet zwischen Duisburg und Oberhausen sind an den alten Höfen Tippenkath, Heisterkampshof und Atropshof noch landwirtschaftliche Flächen erhalten geblieben. Voith weiß: „Diese Streusiedlung mit Einzelhöfen war bis ins 20. Jahrhundert hinein typisch für die untere Emscherregion.“

Hinter der Kaiser-Friedrich-Straße liegen die alten Streuobstwiesen, Voiths Lieblingsort in Röttgersbach. Entlang des Golfplatzes stößt man auf den historischen Ardeshof. Im Bereich zwischen dem Golfplatz und dem Siedlungsgebiet aus den späten 1980er-Jahren floss früher der von Biefang kommende, für den Stadtteil namensgebende Röttgersbach.

Am alten Friedhof geht es in Richtung Norden, bis zur Lindgenstraße, und von dort zur Oberen Holtener Straße und südlich bis zur Gaststätte Rubbert. Von hier führt ein Fußweg in Richtung Mattlerbusch. Dabei wird die zum Spazierweg ausgebaute, alte Trasse der früheren Straßenbahnlinie Hamborn-Holten überquert, bis das eigentliche Waldgebiet des Mattlerbuschs erreicht ist. „Der kleine, alte Baumbestand besitzt einen unschätzbaren Wert für die stadtnahe Erholung“, sagt Voith.

Grabsteine mit hebräischen Inschriften auf dem jüdischen Friedhof Hamborn

Immer rechts haltend ist hinter dem Wäldchen der Parkplatz der Niederrhein Therme erreicht. Von hier führt ein kurzer Abstecher zum jüdischen Friedhof. Auf dem Weg verweist ein Schild der Emschergenossenschaft auf den ehemals hier verlaufenden Holtener Mühlbach. „In den mündete ursprünglich auch der Röttgersbach“, ergänzt Michael Voith. Das Friedhofsgrundstück selbst wurde 1924 von der jüdischen Gemeinde Hamborn erworben; die Grabsteine sind teilweise mit hebräischen Aufschriften versehen.

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Zurück an der Therme führt der Weg weiter durch den Revierpark zum Mattlerhof. Voith erzählt: „Der Mattlerhof war ein altes landwirtschaftliches Anwesen, das die Stadt Hamborn 1914 vom damaligen Besitzer Johann Schulte-Mattler erworben hatte.“ Die Stadtväter, so sagt er, hätten das umliegende Gelände damals vorausschauend für die Naherholung eingeplant.

Die Streuobstwiesen an der Kaiser-Friedrich-Straße sind Michael Voiths Lieblingsort in und um Röttgersbach.
Die Streuobstwiesen an der Kaiser-Friedrich-Straße sind Michael Voiths Lieblingsort in und um Röttgersbach. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Durch den Freizeitpark Hamborn geht es weiter in Richtung Fahrner Straße, um gegenüberliegend auf der Zufahrt zwischen Fahrner Krankenhaus und Walter-Cordes-Stift zum Fußweg an der Kleinen Emscher zu gelangen. Kaum zu glauben, dass auf dem Gelände der Klinik einst der Spülschacht Pollerbruch lag, der zur Zeche 2/5 Thyssen, ehemals Deutscher Kaiser, gehörte.

Die letzten Meter der Wanderung führen über die hölzerne Brücke über die Kleine Emscher. Noch ein paar Minuten geht es an der anderen Uferseite entlang des Gewässers, bis mit der Barbara-Kirche wieder der Start- und Zielpunkt erreicht ist. „Es hat Spaß gemacht, Sie auf die Runde um Röttgersbach mitgenommen zu haben“, meint Michael Voith und freut sich über möglichst viele Nachahmer.

>> BUCH ÜBER DIE GESCHICHTE VON RÖTTGERSBACH IST IN DER MACHE

• Gemeinsam mit dem Mittelalter- und Heimathistoriker Thorsten Fischer arbeitet Voith weiter an dem Buch zur Geschichte seiner Wahlheimat Röttgersbach. Für dieses Projekt des Heimatvereins Hamborn suchen die beiden noch nach alten Fotos, die sich vielleicht noch in den Kellern und Schubladen der Menschen hier finden.

• Wer historisches Material beisteuern möchte, kann sich per E-Mail bei Thorsten Fischer melden: thorsten.fischer@uni-due.de