Duisburg-Röttgersbach. Karges Niemandsland haben zwei Duisburger in einen Ökogarten für Hummeln, Spatzen und Menschen verwandelt. Damit liegen sie voll im Trend.

Nur ein schmaler Streifen Land zwischen einem Garagenhof und dem Friedhofszaun hat für Monika und Wolfgang Pöersch aus Duisburg-Röttgersbach gereicht, um einen Ökogarten mit viel Lebensraum für Hummeln, Spatzen und Menschen anzulegen.

Ganze anderthalb Jahre haben sie gebraucht, um das karge Niemandsland hinter ihrem Haus, direkt am Gemeindefriedhofs St. Johann Holten, in ein blühendes Paradies zu verwandeln. Fertig sind sie noch lange nicht.

Links vom Eingang sieht man noch die Bepflanzungstristesse, die an vielen Stellen der Städte das öffentliche Grün bestimmt. Geschorener Rasen und ein Koniferengeschwader in soldatisch präzisen Pflanzabständen langweilen das Auge. Rechts von der Ruhebank tut sich dagegen eine bunte Vielfalt auf, deren willkürlich zwangloser Eindruck die Planungsleistung eines geübten Gärtners verrät.

Im Duisburger Ökogarten dominieren bei der Pflanzenauswahl ökologische Gesichtspunkte

„Wir haben über neunzig Prozent der Pflanzen nur nach ökologischen Gesichtspunkten ausgesucht“, sagt der pensionierte IT-Fachmann und lässt den Blick schweifen. Da locken zum Sommerende die Stauden mit herbstlichen Farben zwischen verblasstem Magentarot und Rostorange schon die Wildbienen an. Offene Flächen laden die Spatzen zum Sandbad. Steingewächse erobern sich allmählich den Bruchsteinweg, den Wolfgang Pöersch im losen Verbund gepflastert hat. Flache Wasserschalen mit Sitzsteinen und Bepflanzung erlauben es dem Zaunkönig, in Ruhe nach kleinen Wasserbewohnern zu haschen. Allmählich verschwindet der Metallzaun des Friedhofs hinter den Hängepflanzen.

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Die Pöerschs haben keine Eile, sie nehmen sich Zeit zur Gestaltung. Zu Beginn der Corona-Pandemie haben sie sich von der Stadt Duisburg die Erlaubnis geholt, aus dem Streifen Niemandsland einen Grün- und Blühstreifen zu machen, der Tier und Mensch erfreuen soll. Sie haben mit knapp 100 Säcken guter Erde den Boden aufbereitet. Es gibt Insektenhotels, die nicht voller Bambus und Tannenzapfen gestopft sind. Die ersten Kammern sind schon belegt und zugestopft.

Schon 14 Vogelarten haben die zwei Hobbygärtner von ihrer Ruhebank aus beobachtet. Noch blättern sie eifrig im Bestimmungsbuch, um die Namen aller Schmetterlinge rauszufinden, die zwischen Sommerflieder und Sonnenhut herumflattern. Aber fest steht, die Tierwelt dankt den Pöerschs ihren Einsatz mit reichlichem Erscheinen.

Bei der Pflanzenwelt müssen die beiden flexibel bleiben. Manches sorglich Angepflanzte verschwindet unerklärlich vom Standort, anderes wird ausgesät und sieht später ganz anders aus als gedacht. „Es bleibt spannend“, das finden die Beiden gut.

Bunt blühen die Blumen im Duisburger Ökogarten und haben den Hobbygärtnern schon manche freudige Überraschung beschert.
Bunt blühen die Blumen im Duisburger Ökogarten und haben den Hobbygärtnern schon manche freudige Überraschung beschert. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Naturnahe Gartengestaltung liegt im Trend

Früher bewirtschafteten sie ein großes Grundstück mit Wochenendhaus im Münsterland. Im dortigen Amphibienteich gab es Frösche die so zahm wurden, dass sie Wolfgang Pöersch aus der Hand fraßen. „Für die haben wir sogar Würmer zukaufen müssen, im Angelshop“, schmunzelt Monika Pöersch. Irgendwann überwog die Arbeit in dem großen Garten dort den Freizeitwert und die Familie gab das Wochenendhaus auf.

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Heute brauchen die Zwei nur noch ein paar Schritte von der Haustüre bis ins Wochenendparadies. „Es muss wirklich kein Riesengrundstück sein, auch ein kleines Fleckchen oder ein Balkon kann ökologisch wertvoll genutzt werden“, sagt Pöersch und seine Frau fügt hinzu: „Naturnahe Gartengestaltung liegt jetzt richtig im Trend, das merkt man schon an den ganzen neuen Gartensendungen im Fernsehen.“

>> WAS BEI INSEKTENHOTELS ZU BEACHTEN IST

  • Die handelsüblichen Insektenhotels gucken Wildbienen auf Brutplatzsuche mit dem Fühler nicht an. Scharfe Rohrkanten verletzen zum Beispiel die empfindlichen Flügel der Insekten. Behandelte Hölzer sind nicht für den Hotelbau geeignet und was sie mit Tannenzapfen sollen, wissen die meisten Insekten gar nicht.
  • Der Durchmesser der Holzbohrungen muss stimmen und man braucht sogar ein bis drei Jahre Geduld, bis so ein Insektenhotelbetrieb richtig in Fahrt gekommen ist.