Duisburg-Neudorf. Stadtkind trifft Wildbiene: Der Verein „Natur Aktiv“ überzeugt UN-Dekade mit seinem Umwelt-Projekt. Stadt plant Blühstreifen in Stadtteilen.

In dem kleinen Park auf dem Spielplatz an der Lotharstraße residieren Wildbienen und andere Insekten künftig erster Klasse. Der Verein „Natur Aktiv“ hat dort einen Staudengarten und ein Beet mit Wildkräutern eingeweiht – daneben steht direkt ein großes, gut ausgestattetes Insektenhotel.

„Stadtkind trifft Wildbiene“ heißt das Projekt, bei dem Biologen in Grundschulen beispielsweise erklären, wie sich Wild- von Honigbienen unterscheiden, und warum sie wichtig sind für die Umwelt. Das Engagement ist nun als offizielles Projekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet worden.

OB Sören Link will mehr Blühstreifen in Duisburg

Oberbürgermeister Sören Link überreichte bei der Einweihung eine Urkunde sowie ein Banner – und schlug sich beim „Quiz der Wildbienen“ gar nicht schlecht. Also: „Wie viele Wildbienen gibt es?“ Aus den Antworten „,5, 50 oder 560“ wählt er zwar prompt die Falsche aus, es sind 560 und nicht nur 50, will aber in den nächsten Jahren einiges dafür tun, damit sich Insekten in Duisburg wohl fühlen. „Wir wollen Blühstreifen in jedem Stadtteil anlegen oder auch die Mittelstreifen auf Verkehrsinseln nutzen“, schwebt ihm vor.

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Derweil schauen sich die Kindergarten- und Schulkinder, die zur Eröffnung eingeladen sind, die verschiedenen Bienen-Exemplare genau an.

Die meisten Wildbienen leben im Erdreich und wenn sie einmal stechen, dann tut der Stachel gar nicht so weh wie bei der Honigbiene. Die ist streng genommen eher ein Haustier. Lustige Namen haben die wilden Arten: Es gibt die Blattschneidebiene, eine Maskenbiene oder eine Hosenbiene. Und an einem Stand können die kleinen Besucher eigene Tiere aus Ton basteln.

Biologie besucht Grundschulen in Duisburg

Biologe Robin Gottlieb ist in Duisburger Grundschulen unterwegs, mittlerweile aber auch in Mülheim und Dinslaken. „Wir merken, dass das Interesse steigt.“ Wie viele der 560 unterschiedlichen Wildbienen-Arten in Duisburg leben, kann er allerdings nur schätzen. „Einige sind an so spezielle Pflanzen angepasst, dass sie gar nicht vorkommen“, erklärt er. Bei der Beetgestaltung haben die Natur-Experten deshalb darauf geachtet, dass viele Arten „Futter“ finden. Der „stinkende Nieswurz“ riecht für menschliche Nasen vielleicht etwas aufdringlich, wenn er blüht „aber so richtig stinken tut der eigentlich nicht“, versichert Gottlieb.

Olivia (9) und Leonid (7) sind beeindruckt. Sie haben schon an der einen oder anderen Ferienaktion des Vereins „Natur Aktiv“ teilgenommen. „Es geht so“, antwortet Olivia auf die Frage, ob sie Angst vor Bienen habe.

Informative Spaziergänge für Erwachsene

Über die Auszeichnung haben sich Anja Folgnandt und ihre Mitstreiter von „Natur Aktiv“ gefreut. „Wir sind angerufen worden, dass wir uns bewerben sollen“, erklärt sie. Leider gibt’s für den Preis kein Geld. „Die Angebote sind für Schulklassen kostenfrei“, betont die Vereins-Vorsitzende. „Stadtkind trifft Wildbiene“ wird mit Geldern der Postcode-Lotterie finanziert. Für das nächste Jahr hoffen sie, dass es eine weitere Förderung gibt, um das Projekt mit Insekten fortzusetzen.

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Die Schulklassen können künftig ihre Kästen, in denen sich die Insekten wohlfühlen, vor Ort besuchen. Für Erwachsene ist indes geplant, dass zum Beispiel Spaziergänge angeboten werden, um sie über verschiedene Wildkräuter aufzuklären. „Vielleicht können wir in Absprache mit den Wirtschaftsbetrieben die Fläche auch erweitern“, hofft Anja Folgnandt. Einige Unterstützer aus der Nachbarschaft, die bei gutem Wetter beim Gießen helfen, haben sich schon gefunden.

>> Bienenfutter-Automat liefert Samenmischungen

  • Wer übrigens selbst etwas Gutes tun will, kann auch bei sich zu Hause auf dem Balkon bienenfreundliche Pflanzen säen. In der Innenstadt gibt es am Philosophenweg neuerdings einen Automaten mit Bienenfutter.
  • Für 50 Cent kann man sich aus einem umgebauten Kaugummi-Automaten die Kugeln ziehen, die speziell abgestimmtes Saatgut enthalten.