Duisburg-Beeckerwerth. Die Fußball-Euphorie hat eine Duisburger Siedlung gepackt – zur EM ist alles schwarz-rot-gold geschmückt. Wie sich Corona auf die Fans auswirkt.

Ein paar Tage dauert es zwar noch, bis auch die deutsche Nationalmannschaft ins Geschehen der Fußball-Europameisterschaft eingreift, doch die Vorfreude auf einen spannenden Fußballsommer ist bei den Anwohnern der Walporzheimer Straße in Duisburg-Beeckerwerth jetzt schon groß.

Seit der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika schmücken sie ihre Straße zu jedem Turnier mit schwarz-rot-goldenen Flaggen und Wimpeln, die auch jetzt wieder quer zwischen den Fassaden hängen. Nur das Rudelgucken muss diesmal wegen Corona kleiner ausfallen als sonst.

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„Statt in einer großen Gruppe gucken wir jetzt in den Familien. Hier in der Zechensiedlung haben wir zum Glück viele Gärten, da können die Geimpften vielleicht mal gemeinsam schauen“, sagt Milan Marotz. Die Stimmung wollen sich die Anwohner durch die Corona-Einschränkungen nicht vermiesen lassen. „Die Kinder fragen schon, ob sie sich beim Torjubel umarmen dürfen, da muss man schon ein wenig intervenieren, um sie in dieser schwierigen Zeit auch mitzunehmen“, sagt er.

Duisburger Fußballfans hängen diesmal Wimpel mit Schutzmasken auf

Auch diesmal sind wieder alle Nachbarn dabei und haben schon die Wimpel, Flaggen und Trikots aus den Kisten gekramt oder neu gekauft. „Trotz aller Gemeinschaft versucht man sich dann doch ein wenig zu übertrumpfen: Jeder will eine größere Fahne haben als die Nachbarn.“ Mit Schutzmasken ausgestattet hätten sie ihre Häuser in den vergangenen Tagen geschmückt, sagt der 36-jährige.

Fußball-Euphorie herrscht in Duisburg-Beeckerwerth bei Groß und Klein. Sophie (7) und ihre Nachbarin Kristin Marotz helfen fleißig beim Schmücken ihrer Zechensiedlung.
Fußball-Euphorie herrscht in Duisburg-Beeckerwerth bei Groß und Klein. Sophie (7) und ihre Nachbarin Kristin Marotz helfen fleißig beim Schmücken ihrer Zechensiedlung. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

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Bodo Lange und seine Ehefrau Erika wohnen einige Türen weiter. Den 79-jährigen erinnert die Fußball-Euphorie an seine Zeit beim SV Beeckerwerth. „Da war ich lange im Vorstand“, sagt er. Für die große Sportkarriere habe es aus beruflichen Gründen aber nicht gereicht. „Da blieb nicht allzu viel Zeit übrig.“ Er setzt auf einen knappen 2:1-Sieg der deutschen Mannschaft im ersten Gruppenspiel gegen Frankreich.

Deutschlandfarben bleiben auch bei Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft hängen

Sollte das Team dagegen wie bei der WM 2018 in der Vorrunde ausscheiden, wollen die Fußball-Fans ihren Häuserschmuck trotzdem hängen lassen. „Wir wollen den Kindern zeigen, dass man auch in schlechten Zeiten zu seiner Mannschaft stehen muss“, sagt Marotz. Sein Tipp auf den Sieger: Belgien. „Ich glaube, dass diesmal ein Underdog gewinnt“ sagt er. Sollten die Roten Teufel, wie die Mannschaft auch genannt wird, tatsächlich das Finale erreichen, passen immerhin schon die Farben in der Beeckerwerther Zechensiedlung.

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