Duisburg-Walsum. Duisburgs Schmuddel-Image setzt der Walsumer Falko Utz schöne Aufnahmen seiner Heimat entgegen. Die Fotografie half ihm nach einem Zusammenbruch.

Mit seinen Fotos möchte Falko Utz gegen Duisburgs Schmuddel-Image angehen. Denn er betrachtet seine Heimat aus einem Blickwinkel, der ihm viel Schönes offenbart – und das hält der gebürtige Walsumer mit seiner Kamera besonders gerne fest. Dabei waren die Umstände, die ihn in die Welt der Pixel katapultierten, alles andere als schön.

„2016 bin zusammengebrochen, im Spanienurlaub. Seitdem habe ich starke Zwangs- und Panikstörungen“, erzählt der Hobbyfotograf ganz offen beim Spaziergang durch den Landschaftspark Nord. Das frühere Industriegelände um das stillgelegte Hochofenwerk ist eines seiner Lieblingsmotive. Nach dem Zusammenbruch lernte er bei einem Klinikaufenthalt Menschen mit derselben Problematik kennen, die schließlich mit ihm die Fotografie begannen.

Nachtaufnahmen wie hier vom Walsumer Kraftwerk mag Falko Utz besonders: „So sind die Lichter im Vordergrund. Das ist gewissermaßen mein Stil.“
Nachtaufnahmen wie hier vom Walsumer Kraftwerk mag Falko Utz besonders: „So sind die Lichter im Vordergrund. Das ist gewissermaßen mein Stil.“ © Foklafie | Falko Utz

„Wir haben damals nach verlassenen Orten gesucht. Zuerst habe ich nur mit dem Handy geknipst“, erinnert sich der 36-Jährige. Wurde er panisch, fuhr er heim und versuchte es einige Tage später noch einmal. „Das Fotografieren gab mir einen Grund, überhaupt vor die Tür zu gehen.“ Also kaufte er sich eine Kamera und vertiefte sich in die Kunst des Momente-Festhaltens. Einen Kurs belegte er nicht. „Die Einstellungen an der Kamera zu nutzen, habe ich mir selbst beigebracht“, so Falko Utz. „Und das Auge muss man einfach haben.“

Rheinwiesen, Landschaftspark, Innenhafen – Duisburg bietet dem Fotografen viele Facetten

Nach interessanten Motiven muss der Autodidakt nicht lange suchen, denn seine Heimatliebe ist ihm deutlich anzusehen. Seine Augen leuchten, wenn er von der Facetten-Vielfalt dieser traditionsreichen Stadt erzählt. „Duisburg hat so viel zu bieten“, betont er, aber die Stadt habe auch ein Marketing-Problem: „In den Nachrichten hört man immer nur Arbeiterstadt hier, Problemviertel da. Aber welche Stadt hat denn kein Problemviertel?“

Der Duisburger Innenhafen bei Nacht aus der Perspektive von Falko Utz alias Foklafie. 
Der Duisburger Innenhafen bei Nacht aus der Perspektive von Falko Utz alias Foklafie.  © Foklafie | Falko Utz

Dagegen verbindet er seine Heimatstadt vor allem mit Positivem. „Wir haben den Landschaftspark und Tiger & Turtle. Der Innenhafen ist wunderschön, und die Innenstadt ist riesig“, schwärmt er und verweist darauf, wie lebenswert Duisburg ist. Das weiß er aus eigener Erfahrung. Aufgewachsen ist er in Walsum am Rhein, und dort hat er auch seine Ausbildung bei der Papierfabrik Haindl gemacht. „Ich bin im Wald großgeworden“, erinnert sich Falko Utz. „Meine Kindheit und Jugend habe ich in den Rheinwiesen verbracht.“ Auch dies sei eine Facette von Duisburg, die er nicht missen möchte.

Aufnahmen sollen den Betrachtern neue Perspektiven auf Duisburg bieten

Trotz der vielen tollen Orte stünde Duisburg überwiegend in den Negativschlagzeilen. Mit seinen Bildern möchte er das ändern – die Stadt buchstäblich in ein besseres Licht rücken. „Ich versuche irgendwie, den Menschen mit meiner Perspektive eine neue Sichtweise aufzuzeigen. Ich renne mit der Kamera herum, stelle mich hier und dort hin, setze mich.“ Wer einen neuen Blickwinkel will, muss auch mal den Kopf drehen und nicht nur die Kamera auf das Stativ klemmen, findet der junge Fotograf.

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Am liebsten geht Falko Utz seinem Hobby im Landschaftspark, in der Innenstadt und im Innenhafen nach. Seine Bilder sind größtenteils Nachtaufnahmen. „So sind die Lichter im Vordergrund. Das ist gewissermaßen mein Stil“, erklärt er. Jedoch möchte er sich nun weiterentwickeln und Neues ausprobieren. Zuletzt hat er sich erfolgreich an Porträts probiert: „Vor einiger Zeit habe ich Fotoshootings mit einigen Freunden und Bekannten gemacht. Menschen zu fotografieren, hat mir mehr Spaß gemacht, als ich erwartet hatte.“

Auf die schönen Seiten schauen statt auf Probleme

Seine Werke präsentiert der Fotograf allen frei zugänglich in den sozialen Medien unter seinem Künstlernamen „Foklafie“ – eine Wortneuschöpfung aus dem Wort Fotografie und seinem rückwärts geschriebenen Vornamen. Ausstellungen sind derzeit nicht geplant.

Für die Zukunft wünscht Falko Utz sich, seine Leidenschaft zum Beruf machen zu können – und seine Heimatstadt aus der Schlammgrube des schlechten Images zu ziehen. „Ich komme aus Duisburg, ich bin Duisburger, und ich möchte Duisburger bleiben. Ich würde mich freuen, wenn sich die Medien und die Menschen ein bisschen mehr auf die schönen Seiten der Stadt fokussieren würden, anstatt immer auf die Probleme zu schauen.“

Er richtet seinen Blick weiter aufs Schöne und möchte seine Heimat auch künftig in ein positives Licht setzen. Als die Sonne hinter dem Hochofen untergeht und das das alte Industriegelände kupferrot einfärbt, bleibt Falko Utz daher noch, um ein paar Fotos in den ungewohnten Lichtverhältnissen zu schießen.

>> CORONA BEEINFLUSST SEINE FOTOGRAFIE KAUM

Nicht nur Duisburg begeistert Falko Utz. Auf der Suche nach Motiven ist er ist auch im restlichen Ruhrgebiet und sogar darüber hinaus unterwegs.

● Da seine Bilder überwiegend Nachtaufnahmen sind, hat sich durch Corona-Pandemie und den Lockdown wenig an der Art seiner Werke geändert.

● Ansehen kann man sich die Fotos kostenfrei auf Facebook und Instagram unter dem Künstlernamen „Foklafie“.