Duisburg. 85 humorvolle und nachdenkliche Geschichten in Daniel Gewands neuem Buch führen den Leser immer wieder zum Neumühler Kiosk „Husemann’s Büdchen“.

Erinnerungen kommen auf: Daniel Gewand steht vor „Husemann’s Büdchen“ an der Neumühler Gerlingstraße. Hier war er – noch ein Kind – in den 1990er-Jahren Stammkunde. Highlight war die gemischte Tüte; für zwei D-Mark gab es die bunte Kalorienbombe, ein Mix aus Salmiakkugeln, Brause, salzigen Heringen und die bei den Kids besonders beliebten bunten Schnüre. Von diesen Erinnerungen lebt auch das neue Buch des katholischen Theologen, der heute in Münster lebt und beim Radiosender Einslive eine eigene Sendung hat.

Gemischte Tüten kann man an dem Kiosk heute noch ordern. Nur nicht mehr bei Husemann: Sabrina Visser und Ehemann Mark stehen dort jetzt hinter der Ladentheke. Daniel Gewands Geschmack hat sich nur unwesentlich verändert. Heute bevorzugt er verschiedene Lakritzsorten, Himbeer- und Pfirsichfruchtgummis.

Christliche Kindheit in Duisburg: Erst Kirche, dann „Sendung mit der Maus“

Geschmack hat Daniel Gewand auch an Gott gefunden. Und das bereits seit früher Jugend. Mit dazu beigetragen hat, dass der heute 37-Jährige in einem christlich geprägten Elternhaus aufgewachsen ist: „Erst kam der Gottesdienst, danach die ‘Sendung mit der Maus’.“

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Eigene Gedanken hat sich Gewand schon früh über Gott und Glauben gemacht: „Ich weiß nicht, ob das alles so stimmt, habe für mich aber beschlossen, zu glauben.“ Er ist sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben: „Ich glaube fest daran, dass Gott positiv ist und die Menschen liebt.“

Dieser starke Glaube hat den bisherigen Lebensweg von Daniel Gewand geprägt. Die ersten Kindheitsjahre verbrachte er in Oberhausen, als er sechs war, zogen seine Eltern nach Neumühl. Hier besuchte er die Grundschule, die August-Thyssen-Realschule und machte auf dem Duisburger Mercator-Gymnasium das Abitur. An der Bochumer Ruhruniversität studierte er Theologie, schloss das Studium 2010 mit dem Diplom ab.

Heimatbesuch in Duisburg nicht ohne gemischte Tüte vom Kiosk

Heute arbeitet er als Pastoralreferent in Coesfeld. In dieser Funktion leitet er Gottesdienste und erfüllt seelsorgerische Aufgaben. Gewand hat neue Formate in der Arbeit mit jungen Menschen eingeführt, holt sie dort ab, wo ihr Lebensmittelpunkt ist. Das können Gespräche in Kneipen, Blumenläden, Cafés oder an anderen Orten sein, auch spezielle Themenabende werden von ihm organisiert.

Für Daniel Gewand ist jeder Heimatbesuch in Duisburg-Neumühl auch mit einem Besuch an „Husemann’s Büdchen“ verbunden.
Für Daniel Gewand ist jeder Heimatbesuch in Duisburg-Neumühl auch mit einem Besuch an „Husemann’s Büdchen“ verbunden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die weitergehende Ausbildung zum Priester war für Daniel Gewand nie eine Option: „Zölibatäres Leben ist für mich persönlich keine Perspektive, das ist nicht mein Weg.“ Jetzt lebt er mit Ehefrau und zweieinhalbjähriger Tochter in Münster, den Weg nach Duisburg und zu Husemann’s Büdchen findet er immer wieder, wenn er seine in Neumühl wohnenden Eltern besucht.

Noch als Student holte ihn der WDR ins Boot. Seit 2009 ist er beim Jugendsender 1Live als Autor und Sprecher des Formats „Kirche in Einslive“ aktiv. Seitdem erzählt er dort kleine Geschichten, mit denen man sich schnell identifizieren kann. Das sind Texte, die zum Nachdenken anregen, triviale Situationen aus dem täglichen Leben, die jeder so oder so ähnlich schon erlebt hat. Gewand stellt in den kurzen Erzählungen auf lockere und humorvolle Art immer wieder einen Bezug zu Gott und zum Glauben her.

Kioskbesitzer Husemann war „eine Neumühler Institution“

Rund 150 dieser oft zum Schmunzeln anregenden, erfrischenden 90-Sekunden-Geschichten hat Gewand bisher erzählt, 85 davon kann man jetzt in seinem Buch „Gott ist wie Husemann“ nachlesen. Warum Gott „wie Husemann“ ist, erfahren Leser direkt am Anfang: Der frühere Kioskbesitzer – „eine Neumühler Institution“ – war immer da, hörte zu und man bekam dort alles, was man brauchte. Für den Theologen sind das genau die Eigenschaften Gottes.

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Von Husemann’s Büdchen ist schnell der Bogen zu einer weiteren Geschichte geschlagen. „Gott ist wie eine gemischte Tüte“, heißt es da. Gemeint ist, dass Gott nicht beliebig sei, und – wie bei einer selbst zusammengestellten Tüte – jeder ihn anders erfahre. Gott könne aber auch „wie ein Bahnhofssprecher sein“, der alles im Griff hat, aber den man manchmal „nur schwer verstehen“ kann.

Wenn es sein muss, kann Daniel Gewand auch unverblümt Klartext reden. Wenn der Begriff „Gutmensch“ – wie im Text „Rest der Welt“ – von Zeitgenossen verächtlich gemacht wird, hat er darauf die passende Antwort: „Besser Gutmensch als Arschloch.“

>>INFOS ZUM BUCH „GOTT IST WIE HUSEMANN“ VON DANIEL GEWAND

• „Husemann’s Büdchen“ ist in Daniel Gewands Buch nicht die einzige Referenz, mit der er die Religion in die Gegenwart transportiert: In seinen kleinen „Gleichnissen“ beschreibt er bewusst Ereignisse, die in die heutige Zeit passen und jedem sofort vertraut sind: „Die Bibeltexte beziehen sich auf die damalige Zeit. Wenn Jesus für Vergleiche den ‘guten Hirten auf dem Feld’ heranzog, sagt das heute nicht mehr jedem etwas.“

„Gott ist wie Husemann“ von Daniel Gewand ist im Aschendorf-Verlag erschienen. Preis: 14,80 Euro. ISBN: 987-3-402-13423-8. Das Buch kann man auch direkt an „Husemann’s Büdchen“ an der Gerlingstraße 178 in Duisburg-Neumühl erwerben.