Duisburg-Hamborn. Marcus Jungbauer (CDU) verzichtete auf eine erneute Kandidatur als Hamborner Bürgermeister – weil er eine Zusammenarbeit mit der AfD ablehnt.

Eine Liste als Zeichen gegen Rechts: Um nicht von der AfD abhängig zu sein, hat sich die große Mehrheit der Hamborner Bezirksvertreter vorab auf gemeinsame Bürgermeisterkandidaten verständigt. Das hieß bei ihrer konstituierenden Sitzung am Dienstag konkret: Der bisherige Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer (CDU) verzichtete auf eine erneute Kandidatur, und gab sich von vornherein mit der Stellvertreterrolle zufrieden. Die Konsequenz aus wochenlangen Sondierungen, die offenbar erst am Montag zu einem Ende gekommen waren.

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Das Ergebnis der Kommunalwahl hatte Jungbauer zumindest die theoretische Chance auf eine Wiederwahl gelassen. Vier Sitze hat seine CDU in der neu zusammengesetzten Bezirksvertretung – fünf weitere Stimmen wären nötig gewesen, um in dem 17 Sitze umfassenden Parlament die Mehrheit zu erhalten. Besser war freilich die Ausgangslage der SPD, die zwar viele Wählerstimmen verloren, aber immer noch zwei Sitze mehr geholt hatte als die Christdemokraten.

Grüne und Linke bilden in Hamborn keine gemeinsame Fraktion mehr

So folgten auf die Wahl viele Gespräche zwischen den Parteivertretern, die wiederum regelmäßig Rücksprache mit ihren Kreisverbänden hielten. Die neue Bezirksbürgermeisterin Martina Herrmann erklärt auf Nachfrage der Redaktion, ein Verzicht auf diesen Posten sei für ihre SPD nicht in Frage gekommen: „Marcus Jungbauer hat ohne Zweifel hervorragende Arbeit geleistet. Wir sind aber trotz vieler verlorener Stimmen die stärkste Fraktion geworden.“ Herrmann sagt, man habe nach Gesprächen mit Grünen, SGU und Linken bereits vor ein paar Wochen eine Kandidatenliste vorgeschlagen. Die CDU hätte jedoch abgelehnt.

Jungbauer bestätigt, dass er gerne Bezirksbürgermeister geblieben wäre. „Wir haben natürlich unsere eigenen Gespräche geführt und Möglichkeiten geprüft.“ In der Zwischenzeit änderte sich die Ausgangslage noch einmal, als bekannt wurde, dass Grüne und Linke nicht erneut eine gemeinsame Fraktion bilden würden. Am Ende, so Jungbauer, habe jedoch eine Konstellation gedroht, bei der die Stimmen der AfD den Ausschlag gegeben hätten: „Es kam für mich nicht in Frage, auf diese Weise gewählt zu werden.“

Hamborner CDU orientiert sich am „Duisburger Konsens gegen Rechts“

Am Montag teilte die CDU deshalb ihren Gesprächspartnern mit, auch ohne Abstimmung auf den begehrten Posten zu verzichten. In der Folge einigten sie sich mit SPD, Grünen, Linken und SGU auf die gemeinsame Liste, die nach Herrmann und Jungbauer Birsel Katurman von den Grünen als zweite Stellvertreterin enthielt. Die Liste wurde am Dienstag mit 15 Stimmen bei zwei Enthaltungen gewählt – die Vermutung liegt nahe, dass sich die beiden Vertreter der AfD enthielten, während das Wählerbündnis WGD die Liste offenbar unterstützte.

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Seinen Verzicht begründet Jungbauer nicht nur mit dem „Duisburger Konsens gegen Rechts“ , dem sich auch in der Hamborner Bezirksvertretung die Mehrheit der Mitglieder angeschlossen hat. Auch jüngste Anfeindungen aus dem rechten Lager, als Reaktion auf seine Kampagne „Marxloh 2025“, hätten ihn in dieser Entscheidung bekräftigt.

AfD bezeichnet Haltung der Duisburger Parteien als „demokratiefeindlich“

Martina Herrmann als neue Vorsitzende der Bezirksvertretung will das Gremium nun ähnlich partizipativ führen wie ihr Vorgänger. Sie will, so sagt sie, die beiden Stellvertreter intensiv in ihre Arbeit miteinbeziehen und grundsätzlich den konstruktiven Austausch über Parteigrenzen hinweg fördern.

Wobei eine Grenze kaum zu überwinden scheint: Mit dem „Konsens gegen Rechts“ lehnen die unterzeichnenden Parteien und Bündnisse jede Zusammenarbeit mit der AfD ab – die Rechtspopulisten werden in dem Papier zwar nicht namentlich erwähnt, sind aber unmissverständlich gemeint. Ihr Hamborner Vertreter Alexander Schaary kritisierte das am Dienstag als „demokratiefeindlich“ und verwies auf die mehr als 13 Prozent der Wählerstimmen, die seine Partei in Hamborn erhalten hatte.

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Wie man künftig etwa mit Anträgen der AfD umgehen wird, müsse sich noch herausstellen, sagt Martina Herrmann: „Das entscheide ich nicht alleine, sondern alle Mitglieder der Bezirksvertretung.“ Jungbauer rechnet bei einigen wichtigen Themen mit parteiübergreifendem Einverständnis, durch das die zwei Stimmen der AfD verzichtbar werden könnten. Er betont aber auch: „Bei allen künftigen Absprachen und Verhandlungen müssen wir Transparenz wahren, viel kommunizieren und die Bürger auch außerhalb der Sitzungen erreichen.“