Duisburg-Marxloh. Bald soll sich entscheiden, wer Investor bei den insolventen Sozialen Diensten Marxloh wird. Daran hängt auch die Zukunft des Runden Tisches.

Ein gutes Jahr nach ihrer Insolvenz scheinen die Sozialen Dienste Marxloh auf Kurs – trotz Corona-Pandemie und Lockdown im Frühjahr, der auch das Team an der Paulskirche vor zusätzliche Herausforderungen stellte. Ein entscheidender Schritt aus der Krise könnte noch in diesem Jahr erfolgen: Insolvenzverwalter Holger Rhode hofft, dass bis Weihnachten die Entscheidung für einen Investor fallen kann. Darauf warten nicht nur die Sozialen Dienste, sondern auch der Trägerverein Runder Tisch Marxloh , dessen Zukunftsperspektive eng mit dem Konzept eines Investors verknüpft ist.

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Wer Investor wird, entscheiden indes die Gläubiger. Die hätten sich bereits im März zu diesem Zweck treffen sollen, doch der Termin beim Amtsgericht wurde wegen des Lockdowns abgesagt. Möglicherweise kann die Gläubigerversammlung nun bald nachgeholt werden. Die Voraussetzungen seien jedenfalls geschaffen, erklärt Rhode auf Nachfrage der Redaktion: „Der Entwurf des Insolvenzplans liegt dem Gericht zur Vorprüfung vor und die Angebote der beiden Interessenten sind immer noch aktuell.“

Geschäftsführer der Sozialen Dienste Marxloh: „Wir stehen auf festen Füßen.“

Den Lockdown hätten die Sozialen Dienste trotz widriger Verhältnisse recht gut weggesteckt, meint Rhode. „Vor allem wegen der Schulschließungen sind im Frühjahr viele Tätigkeiten weggefallen. Wir mussten uns darauf konzentrieren, den Geschäftsbetrieb und die Liquidität aufrechtzuerhalten.“ Denn die Sozialen Dienste rechnen nach Leistungen ab, haben entsprechend kaum fixe Einnahmen. Um Geld zu sparen, wurde Kurzarbeit eingeführt. Finanzielle Hilfe kam auch durch das Sozialdienstleister-Einsatzgesetz (SodEG), mit dem der Staat soziale Dienstleister in der Corona-Krise unterstützt.

Inzwischen sei man ins operative Geschäft zurückgekehrt, sagt Rhode; der überwiegende Teil der Mitarbeiter arbeite wieder in vollem Umfang. Der Rechtsanwalt aus Düsseldorf glaubt, dass die Sozialen Dienste in den vergangenen Monaten einiges an Vertrauen gewonnen haben: „Ich bin zuversichtlich, dass es weitergehen kann.“

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Prokurist Thomas Terschüren teilt diese Zuversicht grundsätzlich, äußert aber „enorme Bedenken“ in Bezug auf die aktuelle Entwicklung der Pandemie. „Wir müssen uns an die Vorschriften von Bund und Land halten und sind gerade in der Eins-zu-Eins-Betreuung erheblich davon betroffen.“ Vor allem der „überdimensionale Dokumentationsaufwand“ erschwere die Arbeit derzeit. Davon abgesehen meint aber auch Terschüren: „Wir stehen auf festen Füßen.“

Duisburger Lebenshilfe und Proviva haben Angebote abgegeben

Deutlich mehr Fragezeichen gibt es dagegen beim Runden Tisch Marxloh. Der Verein hat die Sozialen Dienste einst als gemeinnützige GmbH gegründet, um seine Arbeit zu professionalisieren und die eigene Existenz finanziell abzusichern. Noch ist der Runde Tisch Gesellschafter der gGmbH – so lange, bis ein Investor einsteigt.

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Bei den beiden Interessenten handelt es sich um die Duisburger Lebenshilfe sowie um Proviva. Beide hätten ihm gegenüber signalisiert, dass auch der Runde Tisch in ihren Überlegungen eine Rolle spielt, sagt dessen Vorsitzender Thomas Mielke. Und so wartet auch der Verein darauf, dass endlich eine Entscheidung fällt. Die verantwortlichen Personen bei den Sozialen Diensten und dem Runden Tisch sind zwar seit Monaten zerstritten, doch die Perspektiven beider Institutionen hängen noch immer miteinander zusammen.

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Dafür sorgen schon die örtlichen Gegebenheiten. Der Runde Tisch hat die Räume an der Paulskirche vom Bistum Essen gemietet; die Sozialen Dienste sind wiederum Untermieter. Ziehen die Sozialen Dienste nach dem Einstieg eines Investors möglicherweise um, müsste ein neuer Mieter her. Interessenten gebe es dafür bereits, sagt Mielke. Noch wichtiger ist für den Verein jedoch die Frage, ob die Lebenshilfe oder Proviva am Ende Interesse an den Angebote des Runden Tisches haben.

Beim Runden Tisch läuft immer noch die meiste Arbeit ehrenamtlich

Diese Angebote werden seit Monaten größtenteils ehrenamtlich durchgeführt. Mielke ist froh, dass inzwischen erste Fördergelder von städtischen Institutionen verfügbar sind: „Jetzt können wir zumindest unseren Tanzlehrer und auch Buddy Ollie mal wieder ein bisschen bezahlen.“ Der Kinderliedermacher und Entertainer Buddy Ollie ist beim Runden Tisch besonders aktiv und arbeitet nun schon lange Zeit unentgeltlich.

Bis sich die Gläubiger der Sozialen Dienste entschieden haben, herrschen also auch beim Runden Tisch viele Unklarheiten. Die, hofft Mielke, werden bald beseitigt sein, denn auch er sagt: „Irgendwann kann auch ich meine Arbeit nicht mehr ohne Bezahlung machen.“

>> RUNDER TISCH MARXLOH BITTET UM SPENDEN

• Um sein inklusives und integratives Angebot aufrecht erhalten zu können, bittet der Verein Runder Tisch Marxloh weiter um Spenden. Einem Online-Spendenaufruf sind mittlerweile viele Menschen nachgekommen; es sind mehr als 2300 Euro zusammengekommen.

• „Die Spenden, die wir hier sammeln, kommen zu 100 Prozent dem Verein zu Gute“, schreibt der Vorsitzende Thomas Mielke, „sie helfen uns, die Fixkosten weiter zahlen zu können, damit das Freizeitprogramm der Kinder uneingeschränkt weiterlaufen kann.“