Duisburg-Marxloh. Trotz Finanzsorgen und Coronavirus hält der Runde Tisch Marxloh sein Angebot aufrecht. Freunde des Vereins arbeiten seit Monaten unentgeltlich.

Der Runde Tisch Marxloh hat schon bessere Zeiten erlebt – als würde die Insolvenz der Tochtergesellschaft Soziale Dienste den Verein nicht schon genug in seiner Existenz bedrohen, kam im Frühjahr auch noch die Corona-Pandemie hinzu. Wochenlang ging gar nichts, nur Kinderliedermacher Buddy Ollie lud auf Youtube zum Musikzirkus. Aber der Verein um den Vorsitzenden Thomas Mielke lässt sich nicht unterkriegen: Das Programm für die nächste Zeit steht, Interesse und Hilfsbereitschaft sind nach wie vor groß und deshalb ist auch der Vorsitzende guter Dinge.

„Ich mag Projekte gar nicht, die irgendwann aufhören“, sagt Mielke. „Es entstehen ja auch Freundschaften dabei.“ Deshalb möchte der Verein sein Angebot nicht einfach so aufgeben, sondern um seinen Fortbestand kämpfen. „Wir haben all das über so viele Jahre aufgebaut. Ich weiß bei jeder Wand, wer sie gestrichen hat.“

„I am Marxloh“ – ein Magazin als Sprachrohr für den Stadtteil

Durch die finanzielle Notsituation hätten die Verantwortlichen einiges aus eigener Tasche zahlen müssen – zum Beispiel die Umsetzung des Hygienekonzeptes. Buddy Ollie verzichtet seit Anfang des Jahres auf sein Honorar und arbeitet ehrenamtlich. „Ich weiß gar nicht, wie ich ihm genug danken soll“, ist Mielke sichtlich gerührt vom Engagement des Sängers und anderer Vereinsfreunde. Auch Tanz- und Kochkurse können dank des Honorarverzichts der Kursleiter stattfinden und laufen nach den Sommerferien wie gewohnt weiter.

Thomas Mielke – Vorsitzender des Runden Tisches Marxloh – mit der ersten Ausgabe des Stadtteilmagazins. In den Sommerferien kommt die zweite.
Thomas Mielke – Vorsitzender des Runden Tisches Marxloh – mit der ersten Ausgabe des Stadtteilmagazins. In den Sommerferien kommt die zweite. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Neben dem regulären Angebot stehen einige größere Projekte an. Im Laufe der Ferien wird die zweite Ausgabe des Magazins „I am Marxloh“ erscheinen. Es soll den Stadtteil so zeigen, „wie er wirklich ist. Ich bin der letzte, der Marxloh schön reden möchte“, erklärt Mielke. „Aber hier leben so viele coole Kinder, Künstler und andere Menschen.“ Denen soll das Magazin eine Stimme geben; Kinder von Marxloher Schulen haben deshalb daran mitgewirkt.

Vorgestellt werden im Heft vor allem Künstler. Menschen, die den Stadtteil bunter machen oder über die Stadtgrenzen hinaus repräsentieren. Es soll dazu anregen, sich aus der Bequemlichkeit des Schubladendenkens heraus zu trauen. Marxloh als Szeneviertel für Kulturschaffende – so lautet die Botschaft des Heftes. „Wir werden es an einem Präsentationsstand im Marxloh-Center auslegen – kostenlos zum Mitnehmen“, berichtet Mielke.

Doch es ist nicht nur die Kunst, die dem Leser Stoff zum Denken gibt. „I am Marxloh“ soll informieren, den Stadtteil auch den eigenen Anwohnern näher bringen. Das Magazin erzählt die Geschichte einer Straße – damals Verbindungsstück des Gemeinschaftsbetriebes Eisenbahn und Häfen, heute Marxloher Skulpturenweg. Auch die freiwillige Feuerwehr wird vorgestellt – von „echten Helden“ ist die Rede.

Kinderbuch und Hörspiel – Kultur schaffen beim Runden Tisch Marxloh

Wer über Kultur schreibt, will auch Kultur schaffen. Geplant sind ein Kinderbuch und ein Hörspiel. Zusammen mit Buddy Ollie und seinem Musikzirkus will der Verein eine Geschichte erzählen und vertonen, welche die unterschiedliche Wahrnehmung von Kindern und Erwachsenen thematisiert. Um das finanzieren zu können, musste ein Antrag auf Fördergelder gestellt werden. „Wir haben Unterstützung von einem anderen Verein bekommen, der sich mit solchen Anträgen gut auskennt“, erzählt der Vorsitzende. „Sowas wie Konkurrenzdenken darf es hier nicht geben.“

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Mielke freut sich über die viele Hilfe. „Hier sind Leute aus Marxloh und von woanders aktiv. Aber sie machen was in Marxloh.“ Auch Kinder aus umliegenden Stadtteilen nehmen an den Projekten teil. Noch scheinen nicht alle Probleme gelöst zu sein. Aber Mielke zeigt sich zuversichtlich. „Ich bin da guter Dinge – jetzt wieder.“