Duisburg-Meiderich. Der Kleinkunstbühne Meiderich droht die Auflösung. Beim Duisburger Kabarettverein steht sogar das Programm für das kommende Jahr auf der Kippe.

Schicksalstage für die Kleinkunstbühne Meiderich: Vor dem Auftritt der Kabarettistin Simone Solga am Donnerstagabend erzählt Lothar Koopmann, der Vorsitzende des Vereins, von der brenzligen Situation der Kleinkunstbühne, die ihre Veranstaltungen im „Centrum Westende“ organisiert. Denn mit Kai Magnus Sting könnte am 3. Dezember der letzte Kabarettist dort auftreten. Koopmann und seine Frau hören auf, es fehlt dem Verein an Mitgliedern und Helfern. Es gibt einen Ausweg – doch der steht und fällt mit dem Engagement der Duisburger.

Duisburger Kabarettverein: „Wenn’s weitergehen soll, brauchen wir Leute“

„Ich mach’ nicht weiter.“ So klipp und klar beschreibt der Koopmann seine Pläne für die Zeit nach dem 31. Dezember 2020. „Ich bin in der Stimmung, es fühlt sich richtig an, und ich habe ja sogar schon ein Jahr drangehängt.“ Ein komisches Gefühl sei der nahende Ruhestand vom Ehrenamt zwar schon, aber trotzdem die richtige Entscheidung. „Ich habe in 23 Jahren vielleicht drei Veranstaltungen verpasst. Ich freue mich darauf, meinen Urlaub nicht mehr um die Auftritte planen zu müssen“, sagt Koopmann.

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Es hängt an den Aktiven, das macht er ganz deutlich. „Wir waren mal ein Dutzend, jetzt noch sieben, und Ende des Jahres sind meine Frau, ich und noch zwei weitere Leute weg.“ Unter den Vereinsmitgliedern seien zwar ein paar, die weitermachen wollten, „aber die wären zu wenig. Wir brauchen zuverlässige Leute, die dazukommen und mithelfen. Aber unsere Aufrufe hat bis jetzt keiner ernst genommen.“ Denn eigentlich, sagt Koopmann, „sollte man, müsste man weitermachen.“ Von bösem Blut ist keine Spur, auch wenn andere Mitglieder Koopmann schon prophezeit haben, dass es ihm Leid tun würde, sollte er tatsächlich aufhören.

Programm für 2021 steht schon – könnte aber „storniert“ werden

Ein Job von vielen: Kleinkunstbühnen-Mitglied Stefanie Haase verkauft Snacks beim Abend mit Kabarettistin Simone Solga im Duisburg „Centrum Westende“. Der Verein kann nur weitermachen, wenn neue Mitglieder die Abgänge von Ehrenamtlichen ersetzen.
Ein Job von vielen: Kleinkunstbühnen-Mitglied Stefanie Haase verkauft Snacks beim Abend mit Kabarettistin Simone Solga im Duisburg „Centrum Westende“. Der Verein kann nur weitermachen, wenn neue Mitglieder die Abgänge von Ehrenamtlichen ersetzen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Was letztendlich Sache ist in Meiderich, entscheidet sich am 5. November. Dann ist mit Thomas Freitag der potenziell vorletzte Künstler zu Gast, vor der Show stimmen die verbliebenen Mitglieder endgültig ab: Weitermachen oder Aufhören. „Wenn wir nicht weitermachen, müssen wir uns auflösen, wir sind ja ein Verein“, erklärt Lothar Koopmann. Am liebsten würde er im Fall der Fälle alles sauber mit einem Anwalt abwickeln, möglichst bis zum Ende des Jahres.

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Die Veranstaltungen, die schon jetzt für 2021 geplant sind, müssten dann natürlich bei den Agenturen „storniert“ werden. Allem Defätismus zum Trotze liegt der Fokus jetzt auf den Shows, die sicher kommen, am Donnerstag natürlich auf dem Auftritt von Simone Solga. Die darf schon wieder vor 100 Menschen spielen, bei Nils Heinrich am 3. September waren es noch 60. Die Besucher sitzen jeweils zu zweit an großen Tischen, Getränke und Snacks kommen via der fleißigen Vereinsmitglieder an Mann und Frau.

Kabarettistin Simone Solga will, „dass ihr Panik habt“

Kabarettistin Solga aus Gera unterhält ihr Publikum dann mit vielen Kalauern zur Tagespolitik, Corona und Flüchtlingspolitik, das Kanzlerrennen wird aufs Korn genommen. Als Ostdeutsche nutzt die Künstlerin aber auch das Wessi-Ossi-Spannungsfeld und scheut nicht davor zurück, auch mal das Publikum anzugranteln.

Die pannengeplagte Corona-App ist für Simone Solga „Seuchentinder“, Markus Söder „der weiß-blaue Alpentaliban“ und der „Spiegel“ gefalle der Kabarettistin viel besser, seit er immer direkt aus dem Briefkasten in die Papiertonne wandere. Einigermaßen unterhaltsam hangelt sich die Künstlerin auch durch die Demoflut der letzten Monate und erklärt „Fridays for Future“ (Fridays for Schwänzen) oder „Black Lives matter“ so, wie es einem betagten Teil der Gesellschaft recht ist: Als zeitgeistige Modeerscheinung, die höchstens ein amüsiertes Kichern verdient.

>> Kontakt zur Kleinkunstbühne Meiderich

• Wer der Kleinkunstbühne Meiderich beim Überleben helfen will, kann sich per E-Mail an wenden. Das geht alternativ auch per Post an: Kleinkunstbühne Meiderich e.V., Westender Straße 30-32, 47138 Duisburg.

• Auf der Homepage des Vereins unter kleinkunstbuehne-meiderich.de gibt es mehr Infos zum Verein – und einen Mitgliedsantrag zum Herunterladen.