Duisburg-Hamborn. Duisburger Thyssenkrupp-Mitarbeiter kämpfen öffentlich für zwei entlassene Kollegen. Das Unternehmen spiele Jung und Alt gegeneinander aus.

„Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz, egal, ob es um zwei oder 3000 geht.“ So lautete der Tenor am Samstag auf dem Hamborner Altmarkt, wo sich der „Soli-Kreis Stahl“, Angestellte von Thyssenkrupp und viele Duisburger mehr mit einer Kundgebung für die unbefristete Übernahme zweier Kollegen starkmachten, deren Zeitverträge Thyssenkrupp kürzlich auslaufen ließ.

Dabei geht es den Demonstranten um viel mehr als „nur“ um zwei Mitarbeiter. „Hier geht es zum einen um die jungen Kollegen, zum anderen aber auch darum, wie generell mit der Belegschaft bei Thyssenkrupp umgesprungen wird“, erklärt Betriebsrat Markus Stockert, angestellt im Kaltwalzwerk 1, wo bis vor Kurzem auch die zwei betroffenen Duisburger arbeiteten.

Duisburger TKS-Protest startete schon eine Woche vor der Kundgebung

Als die Entscheidung, die befristeten Kollegen nicht zu übernehmen, vor einer Woche im Werk die Runde machte, schritt die Belegschaft sofort zur Tat. „Die Angestellten haben Unterschriften gesammelt, anderthalb Tage gestreikt und eine Stunde vor ihren Schichten vor dem Tor demonstriert“, erklärt Renate Gorfer vom Soli-Kreis. „Die Demonstranten haben auch mit Vorgesetzten gesprochen, aber die haben immer nur auf die Krise verwiesen“, ergänzt Markus Stockert.

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Die Entscheider bei Thyssenkrupp, sagen die Arbeiter am Samstag, spielten Jung und Alt in den Betrieben gegeneinander aus. Wenn man die beiden Mitarbeiter in Frage, genauso wie Leiharbeiter, unbefristet übernehme, hieß es von oben, könne man eben weniger Azubis nach der Ausbildung anstellen. „Das stimmt einfach nicht“, sagt Stockert, „die versuchen bloß, 3000 Arbeitsplätze zu vernichten.“

Zwei Thyssenkrupp-Mitarbeiter sind seit kurzem arbeitslos

Markus Stockert vom Thyssenkrupp-Betriebsrat beklagte sich auf dem Hamborner Altmarkt in Duisburg über die Art und Weise, wie der Stahlproduzent mit seiner Belegschaft umgeht.
Markus Stockert vom Thyssenkrupp-Betriebsrat beklagte sich auf dem Hamborner Altmarkt in Duisburg über die Art und Weise, wie der Stahlproduzent mit seiner Belegschaft umgeht. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Seit Donnerstag sind die Kollegen der Demonstranten arbeitslos, einer der beiden hat sogar eine dreimonatige Sperre vom Arbeitsamt bekommen. „Er hat sich nicht arbeitslos gemeldet, weil ihm und uns ja ständig versichert wurde, dass er unbefristet übernommen wird“, ärgert sich Stockert. Am Samstag dann die Ernüchterung: Keine unbefristete Übernahme, stattdessen Arbeitslosigkeit.

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Dabei, erklärt der Betriebsrat, fehle Personal, immer wieder müssten einzelne Schichten springen, um den Mangel auszugleichen. „Neben der generellen Thyssenkrupp-Krise wird jetzt auch noch Corona vorgeschoben, um solche Dinge abzuziehen.“ Und das, obwohl der entlassene Kollege auf einer freien Stelle gesessen habe. Während der Kundgebung meldet sich dann der „Azubi“ zu Wort, dessen Übernahme mit der Entlassung angeblich gesichert worden ist und der „Nachrücker“ für die freie Stelle ist. Bloß, der Mann ist über 50, sicher kein Azubi mehr, und sauer auf Thyssenkrupp: „Die verarschen uns. Deswegen müssen wir weiterkämpfen“. Ein anderer Mitarbeiter fordert, die Arbeit gar nicht erst wieder aufzunehmen.

Solidaritätsbekundungen für Duisburg aus der ganzen Welt

Dass der Protest gegen diese und alle zukünftigen Kündigungen in diesem Stil weitergehen wird, da sind sich die Demonstranten am Samstag sicher. Die Kraft dazu geben ihnen auch die vielen Solidaritätsbekundung aus Deutschland und dem Rest der Welt, die die Thyssenkrupp-Arbeiter in einem Buch gesammelt haben. Daimler in Stuttgart, Arbeiter aus den Niederlanden und sogar eine Belegschaft aus Indien haben ihre Unterstützung kundgetan.

„Es geht hier um so viele Jobs und um die Jugend“, betonen die Organisatoren der Demonstration, „wenn wir nicht aufpassen, haben wir nächstes Jahr 5000 solcher Fälle.“