Duisburg. Thyssenkrupp baut in Duisburg Jobs ab und investiert gleichzeitig massiv in die Zukunft des Standorts. Das sagen Betriebsrat und IG Metall.
Der Abbau von 3000 Arbeitsplätzen in der Stahlsparte von Thyssenkrupp trifft vor allem den Standort Duisburg. Er wird aber auch profitieren Investitionen in Höhe von zusätzlichen 800 Millionen Euro, die Gewerkschaften und Betriebsrat neben Tarifvertrag und Sozialplan mit dem Konzernvorstand vereinbart haben. Klar ist nun auch: Für das Grobblech-Werk in Hüttenheim gibt es keine Zukunft im Konzern. Falls sich bis Ende des Jahres kein Käufer findet, wird der Betrieb bis Ende 2021 geschlossen. Für die 800 Mitarbeiter gilt aber, wie für alle anderen auch, eine Beschäftigungssicherung bis März 2026.
Thyssenkruppp-Steel-Betriebsrat Nasikkol: Belegschaft reagiert positiv
„Ich bin glücklich, die Belegschaften nehmen die Vereinbarungen gut auf“, sagte Tekin Nasikkol, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Thyssenkrupp Steel Europe (TKS) am Mittwoch: „Wir werden die Fehler der Vergangenheit korrigieren, um langfristig wieder die Nummer eins im Stahlbereich zu werden.“
Großinvestitionen plant TKS im Duisburger Norden mit dem Umbau der Gieß-Walzanlage, dem Bau einer neuen Strangguss- und einer Warmbandanlage. Die Warmband-Produktion wird durch die Verlagerung der Anlage aus Bochum künftig im Duisburger Norden konzentriert, bleiben wird auch die Anlage im Werk Hüttenheim, wo auch Bandblech weiter produziert werden soll.
Jobabbau trifft vor allem Verwaltung
Der Personalabbau – bis zu 2000 Jobs in den nächsten drei Jahren und 1000 weitere bis 2026 – wird vor allem die Verwaltungsbereiche betreffen.
Thyssenkrupp plant eine Transfergesellschaft bei der Peag nach dem Vorbild der Konzernverwaltung in Essen. Vorstand und Betriebsräte verwiesen auf den relativ hohen Altersdurchschnitt in diesem Bereich, der einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und sozialverträglichen Abbau möglich mache. „Wir haben gute und sozial abgefederte Brücken in den Ausstieg gebaut“, so Nasikkol. Unangetastet bleiben auch die Zahl der Ausbildungsplätze und die Übernahme-Regelungen. „Das freut uns besonders. Junge Menschen haben eine Perspektive bei Thyssenkrupp“, so Knut Giesler, Bezirksleiter NRW der IG Metall.
Grobblech: Betriebsrat will weiter kämpfen
Wermutstropfen für Betriebsrat und Gewerkschaft bleibt das Grobblech in Hüttenheim. „Das Management hat diesen Bereich ausbluten lassen. Dass die Kollegen unter den Schutzschirm kommen, ist die positive Nachricht“, betont Tekin Nasikkol.
„Das war keine Selbstverständlichkeit“, sagt auch Mehmet Göktas. Über die Vertrauensleute informierte der Betriebsratsvorsitzende der Grobblechsparte am Mittwoch die 800 Kollegen. „Nicht das Produkt, sondern Thyssenkrupp war das Problem“, sagt auch Göktas. „Das Geschäft ist attraktiv, wenn man es richtig angeht. Wir werden weiter hart daran arbeiten, dass der Bereich eine Perspektive hat.“
Er sei stolz auf die Mannschaft, betonte Göktas. Sie habe aus eigener Kraft zuletzt die versandfertige Tagesmenge von 300 auf 1100 Tonnen gesteigert. Die notwendigen Investitionen in die Modernisierung der Aggregate beziffert der Betriebsratsvorsitzende auf 60 Millionen Euro in drei Jahren. Das habe die Untersuchung der Unternehmensberatung Roland Berger ergeben. Göktas: „Wir sind deshalb zuversichtlich, dass sich ein Käufer findet.“
IG Metall: Gutes Paket für Belegschaft
„Es ist bitter, dass es für das Grobblech keine Zukunft bei Thyssenkrupp gibt“, sagte Dieter Lieske am Mittwoch nach seinem Besuch im Werk. Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall warnt vor einer Schließung und den Auswirkungen auf die benachbarten Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM).
Sie liefern den Stahl für das Grobblech. Insgesamt wertet auch Lieske den Tarifvertrag als Erfolg: „Ein gutes und rundes Paket für die Beschäftigten.“
„Ich nehme eine plausible Strategie des Managements wahr und sehe eine Zukunft für den Stahl in Duisburg“, sagte Oberbürgermeister Sören Link. Die Einigung von Gewerkschaften und Konzern seien „ein wichtiges Zeichen“. Dabei sei der Abbau von 3000 Arbeitsplätzen, viele davon in Duisburg, eine bittere Pille für die Stadt. Wichtig sei aber der Verzicht auf Kündigungen und die Zusage von Investitionen. Der Verkauf des Grobblech-Standorts sei keine Wunschlösung. Link: „Ich hoffe, dass es gelingt, einen Käufer zu finden.“