Duisburg-Hüttenheim. HKM-Azubis in Duisburg haben Besuch aus Norwegen: Zusammen schweißen sie eine Stahlfigur – und stellen Unterschiede bei ihrer Ausbildungen fest.

Acht Azubis aus Norwegen – sieben Männer und eine Frau – haben die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) in Duisburg besucht, um sich mit ihren Kollegen aus Deutschland auszutauschen. Zusammen mit den HKM-Azubis schweißen sie eine Figur aus Stahl und besuchen als Highlight das Champions-League-Spiel BVB gegen PSG Paris.

Der Besuch ist Teil eines Projekts von Erasmus Plus, dem Förderprogramm der Europäischen Union, das den kulturellen Austausch auch unter Azubis vorantreibt. Im Gegenzug fahren HKM-Azubis nächstes Jahr für zwei Wochen zur norwegischen Partnerschule in Egersund.

HKM will mit dem Projekt Fachkräftemangel bekämpfen

„In Zeiten des Fachkräftemangels müssen wir uns schon was einfallen lassen“, sagt David Gasse, ehemaliger Fachausbilder bei HKM, der den Austausch betreut. Er möchte das Projekt intensivieren, um die Ausbildung noch interessanter zu machen: „Letztes Jahr waren sie nur einen Tag hier, dieses Mal schon drei Tage, nächstes Jahr bleiben sie hoffentlich eine ganze Woche in unserem Werk.“

Die Auszubildenden aus dem Norden Europas verbringen zwei Wochen in Duisburg. Sie arbeiten in den Ausbildungswerkstätten bei Thyssen Steel Europe an einem Roboter, sie lernen das HKM-Werksgelände kennen und schweißen mit ihren Duisburger Kollegen eine kleine Stahlfigur – ein Mann, der an einem Tisch steht und schweißt – also ein Abbild ihrer selbst, allerdings nur 30 Zentimeter hoch.

Azubis aus Norwegen gefällt der Besuch

David Gasse ist verblüfft, wie selbstständig die Besucher arbeiteten. „Wir haben fachlich kaum was erklärt, wir mussten uns nur noch um das leibliche Wohl kümmern“, sagt er. Schweißgerät, Flex oder die 5-Tonnen-Presse: kein Problem für die Norweger.

Bei den Azubis aus beiden Ländern kommt das Projekt richtig gut an. Den Norwegern hat es vor allem Spaß gemacht, ihr Englisch zu verbessern. „Wir haben hier bei der Arbeit in den Werkstätten viel gelernt“, sagen die jungen Auszubildenden.

„In Deutschland ist es strenger“

Eine von norwegischen und HKM-Auszubildenden geschweißter Schweißer aus Metall.
Eine von norwegischen und HKM-Auszubildenden geschweißter Schweißer aus Metall. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Eines stellen die Norweger auch schnell fest: „Hier ist es strenger als bei uns, es müssen viel mehr Regeln beachtet werden“, sagt einer der Gast-Azubis. Lob gibt es natürlich auch – für den in Duisburg doch eher ungeliebten öffentlichen Nahverkehr: „Bei uns in Egersund fährt der Bus halt nur drei Mal am Tag.“

Die HKM-Azubis sind im Gegenzug beeindruckt von den handwerklichen Fähigkeiten der Norweger. „Die können jetzt schon richtig gut schweißen“, sagt ein Duisburger.

HKM-Azubis sehen Vorteile im norwegischen System

Was auch daran liegt, dass sich die Ausbildungen in beiden Ländern unterscheiden: Die Duisburger Azubis lernen Industriemechaniker, die Norweger Mechaniker und gleichzeitig Elektroniker. „Das norwegische System ist schon besser, weil es viel allgemeiner ist“, sagt der HKM-Azubi. Man habe dann ein breiteres Fundament und könne sich besser entscheiden, in welchem Bereich man sich später vertiefen will. Den Austausch bewerten die deutschen Azubis durchweg positiv. „Das war schon sehr interessant, die unterschiedliche Arbeitsweise der Norweger kennen zu lernen. Wir freuen uns schon auf den Besuch in Norwegen. So ein Austausch erweitert den Horizont.“

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