Duisburg-Walsum. Über Jahrhunderte floss der Brusbach durch Walsum. Wie die Emscher wurde er kanalisiert – und verläuft heute nur noch durch unterirdische Rohre.

Das Ruhrgebiet und seine Abwässer: Die vielen Emscher-Zweige zeugen von den jahrzehntelangen Versuchen, ein einstmals dringendes Problem zu lösen. Um dieses komplexe Kanalsystem zu bauen, mussten man rundherum viele weitere Bäche verlegen oder stilllegen. Der Brusbach ist deshalb ein typisches Stück Regionalgeschichte: Früher ein idyllischer Wasserlauf, der unter anderem durch den Driesenbusch verlief, wurde er im Laufe der Jahrzehnte mehrfach reguliert und schließlich in unterirdische Rohre verlegt – seit 1954 ist von ihm in Walsum nahezu nichts mehr zu sehen.

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Im Archiv des Heimatvereins Walsum dokumentieren zahlreiche Schriftstücke und Bilder die vielen und langjährigen Arbeiten am Brusbach. Der entsprang in seinem natürlichen Lauf den Sterkrader Waldungen und floss und von dort durch Dinslakener und Walsumer Gebiet. Dort mündete er etwas unterhalb des Hafens in den Rhein. „Das älteste Dokument ist von 1730“, verrät Helmut Schorsch, der das Walsumer Archiv pflegt. Damals ordnete der herrschende Fürst den Bau einer Brücke über den Brusbach an.

Brusbach diente zunächst der Entwässerung Vierlindens

An das Flussbett selbst wurde erst im 20. Jahrhundert so richtig Hand angelegt. Bei den ersten Arbeiten ging es nicht immer nur um das Ableiten von Abwässern. Sie waren auch nötig, um den Bau und die Befestigung neuer Straßen zu ermöglichen.

Der idyllische Brusbach floss einst durch die Gegend um Duisburg. 
Der idyllische Brusbach floss einst durch die Gegend um Duisburg.  © Heimatverein Walsum

Den Brusbach in Teilen umzuleiten oder stillzulegen, zog man ab den 1920er-Jahren zunehmend in Erwägung. In der näheren Umgebung häuften sich die Beschwerden, weil bei Hochwasser die Felder in Ufernähe überschwemmt wurden. Die bevorzugte Lösung der übergeordneten Regierung, nämlich die teilweise Aufhebung des Bachlaufes, scheiterte jedoch am Protest der Walsumer. Denn auf den rund fünf Kilometern, die das Gewässer durch Walsumer Gebiet floss, diente es bereits der Entwässerung Vierlindens.

Emschergenossenschaft wurde mit Entwässerungsplan beauftragt

An den Diskussionen um den Brusbach nahmen eine ganze Reihe einflussreicher Akteure teil: Vertreter des Regierungspräsidenten, der Gemeinden Walsum, Hamborn, Sterkrade und Dinslaken, ferner der Vereinigten Stahlwerke und der Gutehoffnungshütte. Sie entschieden sich schließlich dazu, die Emschergenossenschaft mit einem Plan zur Regulierung des Baches – von der Quelle bis zur Mündung – zu beauftragen.

Alte Brücke behinderte Kanalbau

Der Brusbach war schon fast vergessen, da rief ihn ein altes Brückenfundament wieder in Erinnerung: Als 1965 unter der B8 Heizleitungen verlegt wurden, stießen die Arbeiter in gut zwei Meter Tiefe auf ein Hindernis.

Es handelte sich um das Überbleibsel einer Brücke, die an dieser Stelle einst über den Brusbach führte. Als der Bach Anfang der 1950er-Jahre durch ein Rohr floss, hatte man den Graben einfach zugeschüttet – und das Fundament in der Erde liegen lassen. Um die Reste zu beseitigen, war schließlich eine Sprengung nötig.

Einige Jahre später, Anfang der 1930er-Jahre, wurde der Brusbach dann in weiten Teilen entschlammt und mit Steinen ausgepflastert. So konnten die Abwässer, neben Vierlinden jetzt auch aus der Siedlung Wehofen samt Schachtanlage kommend, zuverlässiger abfließen.

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Doch wie überall im Ruhrgebiet stellte die oberirdische Entwässerung viele Anwohner auf eine harte Probe. Gerade im Sommer war der Gestank enorm, zum Beispiel im Watereckviertel, wo besonders viele Menschen über die Geruchsbelästigung klagten.

Bergbau im Ruhrgebiete erschwerte den Bau einer Kanalisation

Walsum effizient und anwohnerverträglich über eine Hauptader zu entwässern, war allerdings eine Herausforderung. Die Weitläufigkeit des Gebiets und die Zersplitterung des bestehenden Kanalnetzes erschwerten die Aufgabe, aber auch der Bergbau, der ständig für Bewegung im Erdreich sorgte. Bergsenkungen etwa ließen das Wasser wiederholt in die falsche Richtung fließen, immer so lange, bis der betroffene Teil des Brusbachs wieder neu reguliert wurde.

Dennoch gelang es bis 1952, einen großen Teil des Walsumer Bachverlaufs in Kanalrohre zu verlegen. Zwei Jahre später wurden auch die letzten 230 Meter entlang der Watereckstraße, die der Brusbach oberirdisch verlief, schließlich eingerohrt. Seinen genauen Verlauf kann man heute gerade mal vermuten – zu sehen ist nur noch ein Rohr nahe der Stadtgrenze zu Oberhausen, aus dem klares Wasser in die Emscher fließt.