Duisburg-Mittelmeiderich. Kabarettist Bill Mockridge sprach in der Meidericher Kleinkunstbühne mit Duisburgern übers Älterwerden. Ihn plagen gleich mehrere Dinge.

Das Älterwerden zu akzeptieren, ist nicht leicht. Das musste auch Kabarettist und Schauspieler Bill Mockridge erst lernen. Ein langer Prozess sei das, wie er seinen Zuhörern beim Gastspiel auf der Meidericher Kleinkunstbühne jetzt versicherte. „Plötzlich stellt man fest: Der Körper macht Geräusche und den ganzen Vormittag brabbelt man vor sich hin. Man steht mitten im Wohnzimmer und hat vergessen, was man da wollte“, weiß er aus eigener Erfahrung.

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Viele Dinge seien aber auch sehr positiv. So erlebe man beispielsweise einige Dinge zum ersten Mal, obwohl man sie schon tausendmal gemacht hat – einfach weil man sich nicht mehr erinnern kann. Daher fordert Bill: „Wenn schon alt werden, dann mit Spaß! Schlaf mit mir heute Nacht, Baby! Morgen hab ich es eh vergessen!“ Die rund 130 Gäste jubeln und lachen.

Ein Humor, der mehrere Generationen vom Senior zum jungen Erwachsenen erreicht

Sein Humor erreicht scheinbar ganze Generationen: So fragt der 72-jährige gebürtige Kanadier während seiner Show, die er im rot-schwarzen Holzfällerhemd bestreitet, wer der älteste Gast des Abends ist. Es ist Katharina, stolze 85 Jahre. Der jüngste Gast ist der gerade einmal 18-jährige Daniel. Bei ihm hakt Mockridge allerdings dann doch mal nach: „Du bist sicher, dass du zu mir wolltest heute? Mein Sohn Luke ist nicht hier“, witzelt er.

Irgendwie ist Luke, der auch als Comedian aktiv ist, aber dann doch da. Wie seine fünf Brüder taucht er in den Geschichten seines Vaters auf. Denn der vermisst seine Jungs, die mittlerweile alle ausgezogen sind, daheim ganz schön. „Früher war bei uns richtig Leben in der Bude“, sagt Mockridge. „Bei sechs Söhnen war es einfach nie leise. Manchmal hatte jeder von ihnen noch einen Freund mitgebracht, da konnte man schon mal den Überblick verlieren.“

Die einzigen Geräusche gehen vom eigenen Körper aus

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Zunächst sei die Ruhe und der viele Platz in der Wohnung, in der man auf einmal keine Angst mehr haben muss, über ein Playmobil-Teil zu stürzen, ja ganz okay, geradezu befreiend gewesen. Aber mittlerweile nerve die Stille. „Früher war es wie in einem Western. Es war still. Der Cowboy hatte eine Hand am Colt, dann kamen die lautstarken Indianer. Jetzt ist es still. Der Mann hat eine Hand am Colt und es bleibt einfach still.“

Die einzigen Geräusche gehen vom eigenen Körper aus. Es knackt und knirscht beim Aufstehen. „Und dann ist da dieses Brabbeln. Dauernd. Man fragt sich, was das ist. Und dann fällt einem auf: Man ist es selbst. Ja, ich bin ein Brabbler“, sagt er. Er kommentiere unbewusst alles; vom Gang in die Küche zum Bücherregal zum Sessel.

Höhepunkt sei immer wieder der Besuch bei den Kindern. Wenngleich auch da das Alter spürbar werde. „Früher habe ich meine Söhne vertröstet, wenn sie spielen wollten: ,Ich muss meinen Text für die Arbeit lernen, geh doch in dein Zimmer und hör ’TKKG’, das magst du doch’, habe ich gesagt. Wenn ich jetzt zu Besuch bei den Jungs bin, heißt es ,Ich komm gleich, Dad, geh doch solange ins Wohnzimmer und guck TV, diese Rentner-Cops siehst du doch gerne.“ Die Zuschauer kriegen sich kaum ein. Katharina ebenso wie Daniel.