Duisburg-Obermeiderich. Die Evangelische Kirchengemeinde Obermeiderich bekommt eine neue Pfarrerin. Warum die 39-Jährige dorthin wechselt und was die Gläubigen erwartet.

Sarah Süselbeck wird ab März als Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Obermeiderich arbeiten. Die 39-jährige Theologin ist gekommen, um zu bleiben.

Zunächst wird Pfarrer Michael Schurmann (3. von links) die neue Kollegin einarbeiten. Im Dezember geht er aber in den Ruhestand. Hier ist er hier vor der Kirche an der Emilstraße bei einer seiner in der Gemeinde beliebten Motorradtouren zu sehen.
Zunächst wird Pfarrer Michael Schurmann (3. von links) die neue Kollegin einarbeiten. Im Dezember geht er aber in den Ruhestand. Hier ist er hier vor der Kirche an der Emilstraße bei einer seiner in der Gemeinde beliebten Motorradtouren zu sehen. © STEFAN AREND

Jahrelang waren es in Obermeiderich drei Mann in einem Boot, die sich die pastoralen Aufgaben rund um das Gemeindezentrum in der Emilstraße teilten. Inzwischen sind zwei davon pensioniert und auch Pfarrer Michael Schurmann wird den Kollegen im Dezember in den Ruhestand folgen. Nun übernimmt eine Frau das Ruder. „Ich bin heilfroh, dass wir vorher noch einige Monate zusammenarbeiten werden, bevor ich dann alles alleine wuppen muss“, erzählt Sarah Süselbeck.

Im Moment ist sie noch Schulpfarrerin am Max-Planck-Gymnasium. Dort gibt es viel Platz für die Theologie, die sie ihren Schülern näher zu bringen versucht. Und es gibt wenig Platz für Beziehungsarbeit mit den Lernenden. „In der Gemeinde wird das andersherum sein, da gibt es weniger grundsätzliche Diskussionen über den Glauben von außen, dafür kommt es mehr auf die Beziehungen untereinander an“, sagt Süselbeck.

Beeindruckt von der Geselligkeit und vom Ehrenamt

Sie wird zunächst mit einer Dreiviertelstelle in die Gemeinde einsteigen. Damit kann sie unmöglich alles weiterführen, was die drei Männer in Schwarz früher möglich gemacht haben. Einige Angebote, zum Beispiel der Schulgottesdienst, werden so zeitlich nicht mehr hinkommen. Aber gemeinsam mit Gisela Rastfeld, die vor kurzem als festangestellte Diakonin mit dem Schwerpunkt Konfirmandenarbeit in Obermeiderich angefangen hat, wird die neue Aufgabenverteilung schon hinhauen. „Die Gemeinde ist sehr gesellig und hat viele ehrenamtliche Mitarbeiter. Das war einer der Faktoren, die mich sehr beeindruckt haben“, sagt Süselbeck. Und sie erzählt vom offenen Umgang miteinander, der ihr sofort positiv aufgefallen ist. Man scheue in den Gremien der Gemeinde eine klare Ansage in der Sache nicht. Und trotzdem könne man hinterher noch ein Bier miteinander trinken.

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Offenheit ist ihr sehr wichtig. Sie selber hat im Vorstellungsgespräch bei der Gemeindeleitung nachgefragt, ob sie in der Gemeinde einen guten Freund und dessen Lebenspartner kirchlich trauen könnte oder ob es einen Presbyteriumsbeschluss dagegen gäbe. Und erfahren, dass es keinen solchen Beschluss gibt. Verschiedene Ansichten zu dem Thema gebe es schon, aber darüber könne man ja reden. „Die wissen also schon, wie ich so ticke und wen sie sich da ins Haus geholt haben“, sagt Süselbeck und lächelt charmant.

Als Feministin will sie knallig-pinken Wirbel machen

Die Pfarrerin hat früher während ihrer Arbeit in der Innenstadtgemeinde mit Veranstaltungen aus dem Bereich der feministischen Theologie und allerlei neuen Ideen für ein bisschen knallig-pinken Wirbel im kirchlichen Lila gesorgt. Sie vereinigt scheinbar mühelos einige Gegensätze in ihrer Person. Sie kommt aus einer reformierten Glaubenstradition, die gewöhnlich mit einer gewissen Schmucklosigkeit und Strenge der kirchlichen Lehre einhergeht. Aber privat treibt sie es gerne bunt, ist Glitzerprinzessin, Feministin, Superheldin, Filmfreak, Deko-Queen und Löwenmama.

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Sie wird mit ihrer Familie ins Pfarrhaus ziehen, aus dem die Schurmanns sich langsam verabschieden. „Ich wollte immer ein Zuhause, in dem ein gemütliches Sofa in die Küche passt“, sagt sie. Das sollte klappen. Man habe in Obermeiderich schon immer viele Überlegungen und Finanzmittel investiert, hat sie festgestellt, sowohl in die handelnden Personen, als auch in die Gebäude. „Und jetzt sagen die quasi zu mir: Komm, es ist alles bereit, arbeite bitte hier bei uns“, sagt sie plötzlich ganz ernst und feierlich.

Fröhlicher Treffpunkt für alle Generationen

Kurz vorgestellt: Pfarrerin Sarah Süselbeck

Sarah Süselbeck ist gebürtige Walsumerin. Sie studierte in Leipzig und Halle Theologie und machte in Wuppertal ihr Examen. Sie krönte ihre Ausbildung mit einem einjährigen Studienaufenthalt in Rom.

Ihr Vikariat und ihre erste Anstellung hatte sie in der Gemeinde Trinitatis in Wedau. Danach kam eine Stelle an der Salvatorkirche in der Duisburger Altstadtgemeinde. Die vergangenen vier Jahre war sie Schulpfarrerin am Max-Planck-Gymnasium in Meiderich.

Sie wird einen Schwerpunkt darauf legen, dass das Gemeindezentrum ein fröhlicher Treffpunkt der verschiedenen Generationen bleibt, die in der Gemeinde zusammenkommen. Und sie möchte die Vielfalt der Gottesdienste erhalten. Ein passendes Angebot für Kinder im Kindergartenalter und ihre Eltern würde sie gern mit der Gemeindeleitung zusammen „ausbrüten“. Ihr erster offizieller Arbeitstag ist der erste März, der Sonntag der Presbyteriumswahl. Sie wedelt mit dem Vorstellungsflyer der Kandidaten. Die meisten sind so um die 40 Jahre alt. „Cool oder?“, freut sie sich. „Ich glaube nicht, dass es viele Presbyterien mit einem so niedrigen Durchschnittsalter gibt.“