Duisburg. . Pfarrerin Sarah Süselbeck traute auch schon mal ein Pärchen in Flip-Flops am Strand. Ihre Beobachtung: das Begleitprogramm wird üppiger.
Die Zahlen der kirchlichen Trauungen sind seit Jahren rückläufig. 1990 lag die Trauquote in der rheinischen Kirche bei rein evangelischen Paaren bei 61,8 Prozent. Seit Ende der 1990er Jahre gab es einen deutlichen Rückgang bis auf 43,8 Prozent im Jahr 2014. In Duisburg gab es 1997 noch 200 Trauungen im evangelischen Kirchenkreis, 2015 waren es nur rund 90. Und die Erwartungen, die an den schönsten Tag im Leben des Paars gestellt werden, sind hoch. Ein Gespräch mit Pfarrerin Sarah Süselbeck, die viele Jahre in der Kircheneintrittsstelle in der Salvatorkirche gearbeitet hat und die Wünsche der Paare kennt.
Wer gibt sich in der Kirche das Ja-Wort?
Es sind oft Paare, die nicht mehr ganz jung sind, wo die erste Verliebtheitsphase vorbei ist und die schon einige Krisen überstanden haben. Sie wissen, dass Liebe nicht vom Himmel fällt und wollen ihrer Beziehung einen tieferen Sinn geben und um Beistand bitten.
In welchen Gotteshäusern wird gerne geheiratet?
Ganz klar, in allen, die einen Mittelgang haben. Neben der Salvatorkirche ist das eine Kirche in Wanheim. Dort sind die Termine im Mai und Juni lange im Voraus ausgebucht.
Kann man sich eigentlich aussuchen, wo man heiraten möchte?
Hochzeiten sind in Deutschland nur an Orten möglich, die auch sonst für Gottesdienste genutzt werden – dabei sind Ausnahmen möglich. Normalerweise fragen Paare zunächst den Pfarrer in ihrem Bezirk. Sollten sie aber den Wunsch haben, in einer anderen Kirche zu heiraten, geht das auch – es wird vielleicht nur eine kleine Aufwandsentschädigung fällig. Neulich habe ich ein Paar getraut, das am Strand von Italien geheiratet hat. Die Gäste und ich hatten weiße Flip-Flops an den Füßen.
Haben sich die Hochzeiten im Vergleich zu früher verändert?
Ja, das Rahmenprogramm wird üppiger. Die Paare machen sich viele Gedanken, einiges ist aus Hollywood inspiriert, etwa, wenn der Vater die Braut zum Altar führen soll. Auch Livemusik ist ein Thema. Aber es bleibt eine kirchliche Trauung. Wir suchen einen Bibelvers als Trauspruch aus. Gemeinsam mit den Brautleuten überlege ich in den Vorgesprächen etwa, wer von der Hochzeitsgesellschaft Fürbitten sprechen könnte.
Gibt’s einen Klassiker unter den Trausprüchen?
Die meisten recherchieren vorher schon einmal im Internet auf der Seite www.trauspruch.de. Der Klassiker ist „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, wo du bleibst, da bleibe ich auch.“ Interessanterweise sagt diesen Satz in der Bibel nicht ein Mann zu einer Frau, sondern im Buch Rut sagt Rut den Satz zu ihrer Schwiegermutter.
Sie selbst sind noch nicht verheiratet. Machen Ihnen Trauungen Spaß?
Klar, da bin ich Profi. Außerdem habe ich natürlich Vorstellungen davon, wie meine eigene Hochzeit einmal werden würde. Bisher hat es sich aber noch nicht ergeben.
Ist in der Bibel überhaupt von Liebe die Rede?
Die Bibel kennt das romantische Konzept der Liebe nicht, wohl aber, dass man sich um eine andere Person sorgt und für sie Verantwortung übernimmt. Ein Trauschein ist aber eben keine Garantie für ein Happy-End.