Duisburg-Marxloh. In Marxloh gibt es eine eucharistische Ehrengarde. Die Männer sind bei wichtigen Festen in eindrucksvollen Uniformen dabei, auch an Heiligabend.
Wenn es in der Kirche St. Peter besonders festlich wird, dann sind sie dabei: die Mitglieder der eucharistischen Ehrengarde Marxloh. Beim ersten Adventsgottesdienst standen die Gardisten in ihren schwarzen Uniformen hinter dem Altar. Das sorgt für ein imposantes Bild, denn sie haben nicht nur klassische schwarze Gehröcke an, sondern auch einen Zweispitz mit Federbusch. Dazu kommen eine große Fahne und für jeden ein Zierdegen. Die Idee dazu stammt von Pater Oliver, und er hat sich dabei natürlich etwas gedacht.
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Seit etwas über fünf Jahren gibt es eine eucharistische Ehrengarde in Marxloh. Pater Oliver, Gemeindeoberhaupt in der Kirche St. Peter und vom Petershof, kannte die Ehrengarde aus seiner vorherigen Gemeinde in Mülheim. „Das ist eine alte Ruhrgebietstradition, die ein bisschen eingeschlafen ist“, sagt er. So könne auch nach außen ein Zeichen für den Glauben gesetzt werden. Außerdem sei es eine Möglichkeit auch Männer mittleren Alters zwischen 30 und 50 anzusprechen.
Imposantes Zeichen der christlichen Tradition
Die Mitglieder der zehnköpfigen Marxloher Ehrengarde sind alle auch sonst ehrenamtlich in der Gemeinde engagiert, zum Beispiel im Vorstand. Bei der Gründung waren sie schnell gefunden. „Für uns ist das ein Glaubenszeugnis in Uniform“, sagt Ehrengardist Christian Linnemann. Auch wenn hohe Staatsgäste bei der Bundesregierung zu Besuch seien, stehe die Bundeswehr Spalier. „Wir halt für Jesus.“ Dazu haben alle Ehrengarden den festen Wahlspruch: „Mit Gott, für Gott!“ Nach dem Gottesdienst gibt es darauf traditionell auch einen gemeinsam getrunkenen Schnaps.
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Nicht so schnell wie die Gardisten waren jedoch die Uniformen und Abzeichen gefunden. Sie sind Schenkungen von anderen Ehrengarden, die sich aufgelöst oder verkleinert haben. So kommt es, dass die Gehröcke zum Teil 40 oder 50 Jahre alt sind. Durch regelmäßige Pflege sind sie allerdings imposante Zeichen der christlichen Tradition. Auch die Fahne stammt nicht aus Marxloh, sondern von der Gemeinde St. Immaculata aus Essen-Borbeck. Dort hat sich die Ehrengarde aufgelöst. „Wir sparen für eine eigene Fahne“, sagt Linnemann. Diese kostet aber aufgrund der besonderen Stickereien und Qualität rund 1200 Euro.
„Feuerwehr der Gemeinde“
Ehrengarden schützten einst vor Raub und Plünderungen
Ihren Ursprung haben die Eucharistischen Ehrengarden in den Schützengilden und christlichen Schützenbruderschaften. Diese hatten lange Zeit die Aufgabe übernommen, die Eucharistie vor Raub, Plünderungen und Überfällen zu schützen.
Unter dem Einfluss des Kulturkampfes (1872-1880), aber auch der zunehmenden Industrialisierung wandten sich die Schützen mehr und mehr allein weltlichen Veranstaltungen zu und vernachlässigten den Ehrendienst bei Prozessionen. Daraufhin gründeten sich die Ehrengarden.
Beim Gottesdienst in St. Peter (Mittelstraße 2) am heutigen Heiligabend ist die Marxloher Ehrengarde um 18 Uhr dabei.
Zuvor veranstaltet die Gemeinde im benachbarten Petershof ein Weihnachtsessen für Bedürftige. Ab 15 Uhr werden dort unter anderem rund 100 Rouladen serviert.
Die Geschichte der eucharistischen Ehrengarden reicht in das 19. Jahrhundert zurück. In dieser Zeit kamen durch die Industrialisierung viele katholische Christen in das evangelisch geprägte Ruhrgebiet. Als es noch große Prozessionen gab, etwa zu Fronleichnam, wurden diese zuweilen überfallen. „Die Ehrengarde war dann zum Schutz dieser Prozession und der Eucharistie da“, erklärt Linnemann. Das ist heute nicht mehr nötig. Für Pater Oliver sind die Ehrengardisten aber immer noch ein bisschen so etwas wie die „Feuerwehr der Gemeinde“. Wenn irgendwo Not am Mann ist, sind sie zur Stelle, sei es beim Getränkestand beim Herbstfest oder wenn kleinere Reparaturarbeiten ausgeführt werden müssen.