Duisburg-Alt-Hamborn. Anfang des 20. Jahrhunderts, als Hamborn Großstadt geworden war, musste ein repräsentatives Bauwerk her. Der Prachtbau ist ein Blickfang.

Mit dem Rathaus im Neo-Renaissance-Stil hat sich die damals selbstständige Stadt Hamborn ein Denkmal gesetzt. „Schaut her, wir sind Großstadt. Hier spielt das Leben“ lautete die Botschaft, die die Stadtväter 1904 damit in die Welt schickten.

Jörg Weißmann eröffnete seine Austellung im Jahr 2011.
Jörg Weißmann eröffnete seine Austellung im Jahr 2011.

In der Tat: Es ist ein imposantes Bauwerk, das der Kölner Architekt Robert Neuhaus geplant hatte. Er war nicht der einzige Experte, der seinen Hut in den Ring geworfen hatte, als Hamborn ein stattliches Verwaltungsgebäude hochziehen wollte. Auch andere hatten sich an dem „Wettbewerb“ beteiligt. Jörg Weißmann, Vorsitzender des hiesigen Heimatvereins, hatte dazu im Jahr 2011 eine Ausstellung im Hamborner Rathaus präsentiert.

Als besonderes Merkmal wird der Uhrenturm erwähnt

Hans Lembeck im Jahr 2011: Er hat mehrfach im Rathaus Werke über Hamborn ausgestellt.
Hans Lembeck im Jahr 2011: Er hat mehrfach im Rathaus Werke über Hamborn ausgestellt.

Die Flügelbauten entstanden erst etwas später – 1909 und 1922. Der Bau wurde bewusst asymmetrisch angelegt, hat ein Stadtbediensteter 1985 festgehalten. Damals wurde das Verwaltungsgebäude unter Denkmalschutz gestellt. Warum es asymmetrisch sein sollte, ließ der Verfasser offen. Überhaupt sind die Infos in der Denkmalurkunde sehr spärlich. Als besonderes Merkmal wird der Uhrenturm erwähnt, mit der „vielfältig gestalteten Schieferhaube“. Und: Dass auch romanische und barocke Stilelemente zu finden sind. Außerdem wird die Natursteinfassade erwähnt.

Das Rathaus in den 1960er Jahren. Links daneben ist das Geschäft der Familie Lembeck zu sehen.
Das Rathaus in den 1960er Jahren. Links daneben ist das Geschäft der Familie Lembeck zu sehen.

Wer vom Platz aus aufs Rathaus schaut, erkennt rechts einen stattlichen Treppenaufgang. Der führt zur einstigen Bürgermeisterwohnung. Die hat der Heimatverein übernommen. Derzeit befindet sich darin das Büro des Clubs, irgendwann soll dort aber ein Heimatmuseum eingerichtet werden. Diese Idee stammt von Hans Lembeck, dem wandelnden Geschichtsbuch. Der jetzt fast 99-Jährige hatte als Kind und junger Mann direkt neben dem Rathaus gewohnt, seine Eltern betrieben dort einen Buch- und Schreibwarenladen. Klein Hans musste so einige Male als Laufbursche mit Lieferungen ins Rathaus, aber er tollte auch mit den Kindern des Bürgermeisters durch die heiligen Hallen und Flure. Und weiß, dass es von der Bürgermeisterwohnung einen direkten Zugang zum Ratssaal gab.

Westfälischer Dolomit und Tuffstein sowie gelber Pfälzer Sandstein verbaut

Das Rathaus im Hintergrund in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts. Damals gab es noch viel Freifläche rundherum.
Das Rathaus im Hintergrund in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts. Damals gab es noch viel Freifläche rundherum.

Der Bau ist nicht etwa, wie für die Zeit üblich, aus Backstein errichtet worden. Vielmehr sind westfälischer Dolomit und Tuffstein sowie gelber Pfälzer Sandstein eingesetzt worden.

Von der Duisburger Straße aus, wo sich der Haupteingang befindet, den Brautpaare gerne für Fotos nutzen, gelangt man ins großzügige Treppenhaus. Ein weiterer Eingang führt in den Ratskeller – ein ehemaliges Restaurant. Heute wird der Keller noch als Veranstaltungsraum unter dem Namen „Kulturiges“ genutzt.

Bürgermeisterwohnung stand über viele Jahre leer

Aus der Vogelperspektive: Das Rathaus.
Aus der Vogelperspektive: Das Rathaus.

Die Treppen im Gebäude sind aus Fichtelgebirgsgranit gefertigt, die Säulen und Bögen aus Sandstein. Die Gelände sind schmiedeeisern und die öffentlich zugänglichen Böden haben teils Mosaikverzierungen. Der Sitzungssaal ist vertäfelt, hat eine Größe von rund 12 mal 8,5 Metern bei einer Deckenhöhe von 6,75 Metern.

Hans Lembeck wünscht sich seit vielen Jahren, dass die Bürgermeisterwohnung als Heimatmuseum eingerichtet wird. Das ist nicht so einfach: Die Räume sind in den 1970er Jahren einmal renoviert worden – danach vergammelten sie, waren ewige Zeiten ungenutzt. Jetzt hat der Heimatverein in Selbsthilfe den ersten Schritt getan – und einen Teil renoviert. Auch dieser Teil steht unter Denkmalschutz.