Hamborn.. Große Pläne hatte die Stadt Duisburg in den 1960er Jahren: Sie wollte das Hamborner Rathaus erweitern. Dazu kam es nicht. Die Häuser fielen trotzdem.
Den Verwaltungsstandort Hamborn aufwerten und ergänzen – diesen Plan verfolgte die Stadt Duisburg in den 1960er Jahren. Sie kaufte etliche Gebäude entlang der Duisburger Straße auf und ließ sie abreißen. Parallel zur heutigen Schreckerstraße sollte ein neues Gebäude mit Verwaltungsbüros entstehen. Die Idee wurde nie in die Tat umgesetzt. Bald stellte sich nämlich heraus, dass es doch keinen Bedarf gab. Geblieben ist ein Grünstreifen – und entstanden sind ein Parkplatz, eine etwas breitere Duisburger Straße und eine deutlich verbreiterte Schreckerstraße.
An den Abriss der Häuser erinnert sich der heute 96-jährige Hans Lembeck. „Vor genau 50 Jahren, 1966, wurden die Arbeiten abgeschlossen“, berichtet der Heimatfreund und Privat-Historiker. Es waren gut zehn Geschäftshäuser, die verschwanden. Etwa die Hälfte befanden sich in dem Bereich zwischen Rathaus und der Schreckerstraße, die früher einmal Theodorstraße hieß und nur ein kleines Sträßchen war. Es führte damals nicht bis zum Altmarkt, sondern bog in Richtung Rathausstraße ab. Weitere Bauwerke lagen auf der anderen Seite der Schreckerstraße.
Hans Lembeck erinnert sich noch genau, welche Geschäfte sich in dem Bereich befanden: der Verkehrsverein, die Buchhandlung seiner Eltern, das Radiogeschäft Schulte-Bahrenberg, der Klempner Herzinger, die Drogerie Schulte-Bahrenberg, der Friseurbetrieb Giesen, Lebensmittel Bellmann, das Versicherungsbüro Bruch, ein Kurzwarenladen, ein Ofen- und Herdgeschäft und der Blumenladen Boos (später Stempel Blacha).
Damals verschwanden auch drei städtische Einrichtungen: das Wohlfahrtsamt der Stadt, die städtische Schreinerei und die Stadt-Druckerei. An der Schreckerstraße befanden sich zu jener Zeit „drei stattliche Villen“, die ebenfalls dem Erdboden gleichgemacht wurden – das letzte Haus allerdings erst Anfang der 1990er Jahre. In zweien wohnten Ärzte (ein Dentist und ein Chefarzt des St.-Johannes-Hospitals), im dritten ein Markscheider. Eines dieser hochherrschaftlichen Häuser diente dem Kommandanten „Captain Theo“ als Herberge während seiner Wochen in Hamborn. Theo, ein Amerikaner, hatte nach dem Einmarsch am 28. März 1945 nicht etwa die alte Bürgermeisterwohnung im Rathaus als sein Domizil gewählt, sondern eine der Arztvillen. Hans Lembeck lernte den Amerikaner kennen, weil er ihm einen Füllfederhalter aus dem Geschäft seiner Eltern liefern musste. Bei der Gelegenheit ließ der junge Hans Lembeck den Captain wissen: „ Sie wohnen hier übrigens an einer Straße, die ihren Namen trägt!“
Großzügige Entschädigungen
Nur auf der anderen Seite der Schreckerstraße, in Richtung Neumühl, entstanden neue Wohn- und Geschäftshäuser.
Verschwunden ist während der Abrissphase auch der letzte Bauernhof der Gegend – er befand sich hinterm Rathaus. Ärger gab es laut Hans Lembeck wegen der Abrisse übrigens nicht: „Alle waren sehr zufrieden mit den Entschädigungen.“