Beeck. . Anja und Torsten Karau haben auf Facebook eine Gruppe gegründet, um anhand historischer Fotos über die „gute alte Zeit“ im Stadtteil zu diskutieren.
Torsten Karau ist in Beeck aufgewachsen, und für den 44-Jährigen ist der Stadtteil der tollste von ganz Duisburg. Seine Ehefrau Anja, eine gebürtige Hombergerin, hat er ebenfalls zu einer Beeck-Liebhaberin gemacht. Dass immer alles schlecht geredet wurde, ist dem Paar auf die Nerven gegangen. Sie wollten eine Gegenbewegung starten und gründeten vor vier Jahren zusammen die Facebook-Gruppe „Erinnerungen an Beeck“.
„Dort zeigen wir schöne alte Fotos und sprechen über die gute alte Zeit“, sagt Torsten Karau. Zugegeben, anfangs sei es gar nicht so einfach gewesen, die Diskussionen auf das Positive zu beschränken. „Stänkerer haben gerne Bilder von aktuellen wilden Müllkippen hochgeladen, um zu zeigen, dass Beeck eben nicht mehr so schön ist wie früher.“
Doch inzwischen haben die Karaus dies als Gruppenadministratoren in den Griff bekommen. Der Optiker und die Zahnarzthelferin betreuen die Gruppe schließlich in ihrer Freizeit und wollen nicht, dass Miesepeter fröhliche Erinnerungen zerreden. „Wir wissen, dass die Fachgeschäfte hier leider nach und nach verschwinden und dass man einiges im Stadtteil verbessern könnte“, sagt der Beecker. „Aber wir sind kein Bürgerverein und wollen das auch gar nicht werden.“ Dennoch hatten sie dazu aufgerufen, einige wilde Müllkippen mithilfe der Offensive für ein Sauberes Duisburg von Manfred Osenger zu beseitigen. Weil Teilnehmer fehlten, kam es jedoch nicht dazu.
Trotzdem beschäftigt sich die Gruppe mit ihren derzeit 911 Mitgliedern nicht nur mit der Vergangenheit. Sie verbreitet dort auch Hilfeaufrufe bei Vermisstenfällen oder wenn eine Katze entlaufen ist. Außerdem informieren sie über Bombenentschärfungen oder warum etwa Sirenen zu hören sind. „Wir haben schon einen Autodiebstahl direkt geklärt und konnten auch bei einem Unfall sofort helfen“, freut sich Torsten Karau.
Die typische Tatortkulisse ist das beliebteste Motiv
Doch an alten Fotos erfreuen sich die Mitglieder am meisten, und als waschechte Beeck-Fans werden auch häufige Motive immer wieder gerne gesehen, darunter die Adlerapotheke am Markt, der Oberhof als eines der ältesten Gebäude im Stadtteil oder die Brauerei. „Das beliebteste Motiv ist die typische Tatortkulisse mit den Hochöfen im Hintergrund“, sagt Torsten. „Es schlummern noch viele Schätzchen in Beeck“, sagt Anja und verweist auf unbekannte Fotos und Anekdoten. Denn die Gruppe wird mit privaten Aufnahmen ihrer Mitgliederbestückt. Zudem seien durch Diskussionen wichtige Informationen zu vielen Bildern zusammengetragen worden. Doch es gibt eine eiserne Regel in der Fotogruppe: Ohne eine Quellenangabe geht’s nicht.
Das weiß auch Harald Molder von der Zeitzeugenbörse zu schätzen und hat bei „Erinnerungen an Beeck“ Hilfe erbeten, einen historischen Bildband über den Stadtteil zu erstellen. Karaus und ihre Mitstreiter unterstützen das Projekt.
Freundschaften knüpfen
Zwar wird die Veröffentlichung mit Spannung erwartet, doch die Facebook-Gruppe fiebert weitaus mehr der Beecker Kirmes im August entgegen. Am Kirmessamstag treffen sich die Mitglieder alljährlich zum Umtrunk am Oberhof. Anschließend gibt’s einen gemeinsamen Kirmesbummel.
„Dadurch haben wir jetzt auch Mitglieder, die gar kein Internet benutzen“, sagt Torsten Karau und lacht. „Das ist richtig kurios“, findet er. So entwickeln sich auch außerhalb des Internets allmählich Freundschaften und ein Sozialleben in der Facebook-Gruppe. Inzwischen komme es durchaus vor, dass sich Beeck-Fans bei Anja und Torsten Karau melden und mit ihnen spontan eine Portion Pommes essen gehen. „Ohne Facebook hätten wir vieles nicht erlebt, wir sind dankbar, dass es das gib“, sagt der Beecker und freut sich schon aufs nächste Gruppentreffen.