Beeck/Meiderich. . In diesem Teil unserer Serie Stadtgeschichte(n) aus dem Duisburger Norden geht es um die einstige Ferkelverlosung auf der Beecker Kirmes.

Heute lockt die Beecker Kirmes (Ende August) in erster Linie wegen der Fahrgeschäfte die Menschen an. In den 1960er, 1970er und frühen 1980er Jahren gab es noch einen Grund, auf jeden Fall auf dem Rummel vorbeizuschauen: Jedes Jahr wurden dort zehn von der Sparkasse gesponserte „Original Beecker Glücksferkel“ verlost. Vor drei Jahrzehnten endete diese Tradition, erinnert sich Paul Weitz, einstiger Landwirt und späterer Leiter des Städtischen Schlachthofs in Meiderich.

Der heute 91-Jährige kam 1958 nach Duisburg. Kurz danach bat man ihn, für eine Verlosung auf dem Rummelplatz doch zehn Ferkel zu besorgen. Die glücklichen Gewinner konnten die Tiere anschließend in Meiderich schlachten lassen und das Fleisch dort abholen. Tausende Menschen kamen auf den Beecker Marktplatz, wenn der Oberbürgermeister in die Lostrommel griff.

Erinnerungen in Dias festgehalten

„Mit der Ferkel-Verlosung wollte man an den Viehmarkt erinnern, der früher mit der Kirmes verknüpft war“, schildert Paul Weitz. Gut 20 Jahre organisierte er den Kauf und die Schlachtung dieser Tiere. Dann wurde die Aktion laut Weitz in andere Hände gelegt und endete bald, nachdem einmal neun von zehn Tieren an einem heißen Kirmestag verendet waren.

Auf dem Hof der König-Brauerei waren die Tiere in einem provisorischen Gehege untergebracht. Dort konnten Interessierte sie bestaunen.
Auf dem Hof der König-Brauerei waren die Tiere in einem provisorischen Gehege untergebracht. Dort konnten Interessierte sie bestaunen. © Paul Weitz, PRIVAT

Mit wenigen Dias hat Paul Weitz die Aktionen damals festgehalten. Beim Betrachten fallen ihm gleich wieder einige Dönekes ein, die zu der Zeit passiert waren. So erinnert er sich gerne an den einstigen Oberbürgermeister Arnold Masselter, der Glücksfee spielte und in die Lostrommel griff: „Das war ein feiner Kerl, ein richtiger Kumpel.“ Oder an den Beigeordneten Heinz-Josef Thomé, ein SPD-Mann. Der wusste, dass Paul Weitz eher zur CDU tendierte und habe bei einer Kirmesaktion, zu der der Schlachthofchef im schwarzen Hemd erschien, ins Mikrophon gerufen: „Der Kerl hat nicht nur eine schwarze Gesinnung, sondern auch noch ein schwarzes Hemd an.“ Schlagfertig reagierte Paul Weitz: „Da hab’ ich mein Hemd auf der Bühne ausgezogen und gesagt: Aber mein Unterhemd ist weiß.“ Weitz hatte die Lacher auf seiner Seite .

Dass die Kirmes-Verlosungsaktion über kurz oder lang enden würde, ließ sich übrigens schon 1972 erahnen. Über dem provisorischen Ferkel-Stall auf dem Hof der König-Brauerei hing ein Schild: „Wir Schweine sind für Fleischboykott!“