Duisburg. . Vor einem Jahr entdeckte die Stadt Duisburg 81 wilde Kippen binnen einer Woche in Marxloh. Unsere Redaktion stolperte in dieser Woche über 88.
Marxloh vermüllt immer mehr. Das räumen, hinter vorgehaltener Hand, inzwischen auch einzelne Politiker ein. Wie man das Problem in den Griff bekommen kann? Es herrscht allgemeine Ratlosigkeit.
Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass die Stadt Duisburg das Ergebnis einer einwöchigen Abfall-Schwerpunktaktion veröffentlichte. 81 „illegale Müllablagerungen“ hatten Mitarbeiter des Bürger- und Ordnungsamtes damals im Ortsteil entdeckt. Unsere Redaktion wiederholte die Kontrollaktion in Eigenregie – und entdeckte von Montagvormittag, 4. Juli, bis Freitagmittag, 8. Juli, satte 88 Müllablagerungen. Und zwar ausschließlich auf den Straßen und auf Baumscheiben und in Grünstreifen.
Müllberge in den Hinterhöfen sind nicht mitgezählt
Anders als die Ordnungsamtsmitarbeiter war die Redaktion nicht gezielt unterwegs, um wilde Kippen aufzuspüren, sondern hielt einfach nur die Stellen fest, über die man buchstäblich stolpert oder die vom Wegesrand aus erkennbar waren. Nicht mitgezählt sind die Müllberge, die sich auf Hinterhöfen, in einer offen stehenden Garage, auf den Dächern im Hinterland der Kaiser-Wilhelm-Straße befinden.
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Aufgelistet sind ferner ausschließlich Müllablagerungen, die sich im Karree zwischen Egonstraße im Südwesten und Weseler Straße im Nordosten sowie Hagedornstraße im Nordwesten und Grillostraße im Südosten befanden. Nicht berücksichtigt sind allgemein stark verschmutzte Straßenabschnitte, wo Chipstüten, Reklameschriften, Massen von Zigarettenkippen und Sonnenblumenschalen, einzelne Getränkedosen oder Flaschen herumlagen.
Die Klagen der Marxloher werden lauter
Manche Kippen, etwa an der Arnimstraße/Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße sind im Laufe der Woche größer geworden oder der Müll wurde großflächiger verteilt. Tauben pickten in verwesenden Speiseresten, große Trauben von Fliegen kreisten dort und andernorts.
Mitte der Woche wurde ein Teil des Mülls eingesammelt, doch es dauerte nur ein paar Stunden, bis die ersten neuen Abfalltüten, vollgestopfte Einkaufswagen, Sperrmüll, Teppichreste und anderes wieder am Wegesrand zu finden waren.
Der soziale Friede im Stadtteil ist massiv gefährdet“, konnten die Politiker im Juni 2015 in der Beschlussvorlage „Integriertes Handlungskonzept Duisburg-Marxloh“ lesen. Ganz schnell müsse etwas geschehen, hieß es damals.
Was den Müll betrifft, ist kein Erfolg sichtbar. Mit der Folge, dass die Klagen im Ortsteil immer lauter werden und inzwischen nicht nur dort zum Teil seit Jahrzehnten Wohnende, sondern auch die ersten Geschäftsleute abwandern oder zumindest darüber nachdenken.
Der Frust wird größer – Ein Kommentar von Gregor Herberhold
Dem „zunehmenden Negativimage von Marxloh“ entgegenzuwirken, ist eines der „Entwicklungsziele“ der Stadt Duisburg – nachzulesen im Integrierten Handlungskonzept, Seite 27. Das ist bislang nicht gelungen. Im Gegenteil: Der Frust der Menschen wird immer größer. Lärm und Dreck – daran hat auch mehr Präsenz der Ordnungshüter wenig geändert.
Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit der Rat beschlossen hat, Marxloh unter die Arme zu greifen. Ja, es gibt inzwischen Büros, in denen Hilfe angeboten wird. Das allein reicht aber nicht. Um den sozialen Frieden wieder herzustellen, muss dringend gehandelt werden. Die Menschen wollen keine weiteren Konzepte lesen, sondern Hilfe vor Ort erleben.