Bochum/Duisburg. 30 Betroffene der Loveparade-Katastrophe wollen auf Schadenersatz klagen. Sie fordern bis zu 300.000 Euro von Veranstalter Lopavent und der Stadt Duisburg. “Sie haben die Leute sehenden Auges in die Katastrophe gehen lassen“, begründet eine Anwältin den Vorstoß.
Über ein zivilrechtliches Verfahren wollen rund 30 Betroffene der Loveparade-Katastrophe Schadenersatz einklagen. Die Bochumer Anwältin Bärbel Schönhof kündigte am Montag eine Zivilklage gegen die Stadt Duisburg, den Veranstalter Rainer Schaller und seine Firma Lopavent sowie gegen das Land NRW als Dienstherren der Polizei an. Die Klage solle beim Landgericht Duisburg Ende kommender Woche eingereicht werden.
"Sie alle haben die Leute sehenden Auges in die Katastrophe gehen lassen", sagte Schönhof und bestätigte einen Bericht des Westdeutschen Rundfunks. Sie wolle, dass ihre Mandanten nicht erst auf den Ausgang eines möglichen Strafverfahrens warten müssen, um für ihre Verletzungen und Traumatisierungen entschädigt zu werden. Es könne noch Jahre dauern, bis ein strafrechtliches Urteil erfolge.
Bei der Tragödie am 24. Juli 2010 waren bei einer Massenpanik in Duisburg 21 Menschen ums Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft erhob Anfang 2014 Anklage gegen zehn Beschuldigte wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung. Die Entscheidung des Duisburger Landgerichtes über die Zulassung der Anklage steht noch aus. Schaller zählt nicht zu den Beschuldigten.
Vor allem Veranstalter Schaller in der Pflicht
Anwältin Schönhof kündigte an, mit den Mitteln des Zivilrechts bis zu je 300 000 Euro Schadenersatz einklagen zu wollen. Insbesondere Veranstalter Schaller sieht die Anwältin in der Pflicht: "Er hatte ein massives wirtschaftliches Eigeninteresse, die Loveparade durchzuziehen. Seine Firma ist dermaßen stümperhaft vorgangen, dass die Katastrophe absehbar war. Hierfür ist er als Chef haftbar", sagte Schönhof. (dpa)