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Der prominente Anwalt Gerhart Baum, ehemaliger Bundesinnenminister, hilft Opfern der Duisburger Loveparade bei der Durchsetzung ihrer Entschädigungsforderungen.
Mag die breite Öffentlichkeit eineinhalb Wochen nach der Katastrophe von Duisburg langsam wieder zur Normalität zurückkehren, für die Opfer und ihre Angehörigen, für vermeintlich Verantwortliche, aber auch für die Ermittler trifft das lange nicht zu. Inzwischen liegen nur noch zwei der Schwerverletzten in Krankenhäusern. Laut Staatsanwalt Rolf Haferkamp besteht für sie keine Lebensgefahr mehr. Für die aus 80 Polizisten und fünf Staatsanwälten bestehende Ermittlergruppe jedoch hat die eigentliche Arbeit erst jetzt begonnen.
Es werden Zeugen vernommen, um die Erinnerungen so frisch wie möglich festzuhalten. Parallel werten die Beamten Unterlagen aus der Duisburger Stadtverwaltung sowie des Veranstalters Lopavent aus und natürlich die vielen Videos und Fotos, die bei dem Unglück entstanden sind. „Wir haben wirklich genug zu tun“, erklärt Haferkamp.
„Betreuung und finanzielle Soforthilfe“
Und während die vermeintlich Verantwortlichen sich vor allem in gegenseitiger Beschuldigung üben, mühen sich die Opfer darum, die Folgen der Katastrophe zu bewältigen. „Sie dürfen mit den persönlichen und finanziellen Folgen nicht allein gelassen werden. Sie brauchen Betreuung und finanzielle Soforthilfe“, erklärt Rechtsanwalt Gerhart Baum. In seiner Kanzlei sind einige Anfragen von Betroffenen gelandet. „Wir übernehmen die Vertretung ihrer Interessen. Ob das unbedingt in eine Klage mündet, ist noch nicht klar. Das hängt davon ab, inwieweit man uns entgegenkommt“, erklärt Björn Wieg aus der Kanzlei.
Aus Erfahrung wisse man, dass solche Verfahren meist viele Jahre dauerten, viel Zeit vergehe bis Schadenersatz gezahlt werde. Die Opfer und ihre Angehörigen jedoch brauchten schon jetzt Hilfe. Sie müssten Arztrechnungen bezahlen oder Bestattungen, sie seien auf psychologische Betreuung angewiesen.
Gedächtnisprotokolle helfen bei der Bewältigung
„Psychologisch wichtig ist es auch, dass die Verantwortlichkeiten geklärt werden. Die Opfer wollen wissen, wer die Verantwortung trägt für das, was passiert ist“, so Wieg. Die Kanzlei rate ihnen, auch wenn es schwer falle, so schnell wie möglich Gedächtnisprotokolle anzufertigen: Wo war ich bei dem Unglück, wie habe ich es erlebt, wer war dabei?
Die Erinnerung, das wisse man, verblasse doch relativ schnell. Auch sei es wichtig, sich Atteste zu besorgen und die Verletzungen mit Fotos zu dokumentieren. Ob man Strafanzeige erstatte, werde geprüft. Sicher sei jedoch schon jetzt, so Wieg, dass die von der Lopavent GmbH sowie von der Landesregierung zur Verfügung gestellte Soforthilfe von jeweils einer Million Euro nicht ausreiche, „die dringenden Kosten der Opfer auch nur annähernd auszugleichen“.
Für den Bürgerantrag, den der Duisburger Werner Huesken zur Abwahl von OB Adolf Sauerland stellen will, sind inzwischen mehr als 3000 Unterschriften gesammelt worden. 8000 Unterzeichner werden benötigt (Infos auch unter www.msb-dmb.de)